Weltweite Logistikpläne: Will Amazon China zum FBA-Land machen?

Veröffentlicht: 10.02.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 10.02.2016

Amazon soll eine eigene Flugzeug- und Schiffsflotte aufstellen wollen, um die Zustellung in Zukunft selbst zu übernehmen. Das Unternehmen hatte derartige Gerüchte kürzlich entschärft, doch Medien wollen Hinweise auf weit größere Pläne des Unternehmens erhalten haben.

 Amazon Logistikzentrum in Leipzig

Das Amazon-Logistikzentrum in Leipzig (Foto: Michael Pohlgeers)

Will Amazon sich selbst eine Flotte an Flugzeugen und Schiffen zulegen, um sich unabhängiger von seinen Logistikpartnern zu machen? Derartige Spekulationen waren in den vergangenen Wochen aufgekommen, nachdem das Unternehmen sich als Seefrachtdienstleister und auch Betreiber einer Flugzeugflotte erprobt hatte. Finanzchef Brian Olsavsky entschärfte derartige Gerüchte allerdings – die Bemühungen von Amazon seien lediglich Erweiterungen der Paketdienstleister, denn diese seien mit dem hohen Paketaufkommen immer wieder überfordert.

Doch Amazon scheint weit größere Pläne zu haben. Interne Dokumente aus dem Jahr 2013, die Bloomberg vorliegen sollen, sprechen offenbar von einem aggressiven Ausbau des Fulfillment by Amazon-Services (FBA). Das Unternehmen plane demnach „ein globales Logistiknetzwerk, das den Fluss der Waren von Fabriken in China und India zu den Türschwellen der Kunden in Atlanta, New York und London kontrolliert“, heißt es bei Bloomberg. Das Projekt trage den Namen „Dragon Boat“ (Drachenboot) und werde derzeit weiter verfolgt, wie eine nicht näher genannte Quelle bestätigt habe.

„Das ist typisch Amazon“

Schlussendlich wolle Amazon ein neues Angebot namens „Global Supply Chain by Amazon“ starten. Den Dokumenten zufolge soll der Start sogar bereits für dieses Jahr anberaumt sein. Amazon könnte mit einem solchen Angebot nicht nur die Logistik-Dienstleister umgehen, sondern auch die zahlreichen Mittelsmänner, die beim grenzüberschreitenden Versand beteiligt sind. Händler sollen Frachtraum bei Amazon online oder über eine mobile App buchen können, um ihre Waren nach Übersee zu verschiffen.

„Das ist typisch Amazon“, kommentiert Colin Sebastian, ein Analyst von Robert W. Baird & Co. die Erkenntnisse. „Sie machen kleine Schritte auf einem langen Weg, was es den betroffenen Firmen erlaubt, das Ganze erst einmal zu ignorieren. Amazon macht selten einen riesigen Schritt, der den Markt schockiert.“ Seiner Meinung nach könnte ein globales Logistiknetzwerk für Amazon zu einem 400-Milliarden-Dollar-Geschäft werden. Amazon war auch bei seinem Cloud-Service ähnlich vorgegangen: Das Unternehmen hatte die Cloud intern aufgebaut und langsam expandiert – jetzt gehört es zu den Wachstumstreibern des Unternehmens und bringt am meisten Umsatz ein.

Amazon äußerte sich – wenig überraschend – nicht zu den Spekulationen und Erkenntnissen über das geplante globale Logistiknetzwerk.

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