Der E-Commerce in Österreich: Kleiner Markt mit großem Potenzial

Veröffentlicht: 25.04.2018 | Geschrieben von: Redaktion | Letzte Aktualisierung: 25.04.2018

Die Österreicher kaufen zwar momentan noch verhältnismäßig wenig mit dem Smartphone ein, doch das scheint sich zu ändern. Wir blicken auf den E-Commerce-Markt in dem Land.

Wanderer in den österreichischen Bergen
© mRGB – Shutterstock.com

Der Anteil des Online-Handels am Gesamtumsatz des Einzelhandels in Österreich beträgt zum derzeitigen Stand fünf Prozent. 2006 betrug der Umsatz noch 1,3 Prozent und wuchs bis 2014 auf fünf Prozent. Bei diesem Wert steht der Umsatzanteil seitdem.

Der Brutto-Jahresumsatz im Online-Handel lag 2017 dabei bei 3,6 Milliarden Euro. Dies ist eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr von knapp 200 Millionen Euro, obwohl sich der Marktanteil des Online-Handels am gesamten Einzelhandelsumsatz in den Jahren 2014 bis 2017 nicht verändert hat. Der Umsatz durch den Online-Handel wächst kontinuierlich seit 2006 und die Tedenz ist weiterhin postiv.

Statista-Grafik zum Online-Handel-Anteil am Gesamtmarkt

© Statista

Für den steigenden Umsatz in den letzten Jahren ist auch das veränderte Konsumverhalten verantwortlich. 2003 haben in Österreich nur ca. elf Prozent der Menschen das Internet zu Kaufzwecken genutzt. Diese Zahl vervielfachte sich stark und 2017 gaben 61 Prozent der Österreicher an, schon einmal über das Internet eingekauft zu haben.

Amazon, Zalando und Universal dominieren den Markt

Der Online-Handel in Österreich ist stark umkämpft. Dabei machten die drei umsatzstärksten Unternehmen 2017 40 Prozent des Gesamtumsatzes vom Online-Handel in Österreich aus. Amazon führt mit einem Gesamtumsatz von 556 Millionen Euro ganz klar das Feld an. Der Berliner Mode-Händler Zalando befindet sich mit 174,3 Millionen Euro auf Platz Zwei. Dahinter folgt das Online-Unternehmen Universal, welches zuletzt einen Umsatz von 111 Millionen Euro erzielte. 

Ranking der 10 größten Online-Shops

© Statista

Der M-Commerce hat in Österreich noch großes Potenzial besitzt. Die Studie „Mobile Commerce: A Global Perspektive“ ergab laut Mobile Rockstars, dass in Österreich nur 14 Prozent aller Handynutzer auch wöchentlich mit ihrem Smartphone im Netz einkaufen. Damit hat Österreich noch kräftig Aufholbedarf. Das Shoppen mit dem Smartphone liegt jedoch im Trend und nahm in den letzten Jahren zu. In dem Zeitraum von 2013 bis 2017 steigerten sich die Ausgaben im M-Commerce von 200 auf 530 Millionen Euro.

Einige Unternehmen setzen auch auf Multichannel-Vertrieb, um die Kunden auf verschiedenen Kanälen zu erreichen. 2017 nutzen bereits 99 der Top 250 Online-Shops das Multichanneling, wie eine Erhebung von Statista zeigt. Auch der Online-Händler Zalando eröffnete beispielswiese ein Geschäft in Wien. Durch die Option, die Ware nach Bestellung selbst abzuholen, lässt sich schließlich die Lieferung und das damit verbundene Warten vermeiden.

Jeder zweite Euro geht ins Ausland

Kleine, stationäre Unternehmen sehen sich durch den Online-Handel aber bedroht. In den Jahren 2004 bis 2014 sank die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte in Österreich von 47.700 auf 38.500, wie die Untersuchung „Online-Handel: Trendanalysen zu Entwicklungen und Folgewirkungen auf Beschäftigungsstrukturen in Österreich“ des Forschungsinstitutes Forba zeigt. Viele Unternehmen streben deshalb eine Verbindung des stationären Handels mit dem Online-Handel an. Trotzdem wird es wahrscheinlich zu einer hohen Anzahl an Entlassungen kommen. Schätzungen zufolge seien bis 2020 ca 7.000 bis 14.000 Jobs gefährdet.

Um dies zu verhindern oder zumindest abzumildern, haben die Gewerkschaft GPA-djp und die Arbeitskammer AK Forderungen an die österreichische Regierung gestellt. Diese beinhalten die Möglichkeit der Spezialisierung auf den Einzelhandels-Lehrberuf „Medienfachfrau/-mann“, um der Digitalisierung und den durch den Online-Handel aufkommenden Herausforderungen fachlich geschult entgegentreten zu können. Außerdem verlangen GPA-djp und Arbeitskammer, dass ausländische Internetunternehmen wie etwa Amazon und Zalando eine Gewinnsteuer erbringen sollen. Dies sei momentan nicht der Fall, weil viele ausländische Online-Händler keine Betriebsstätten in Österreich haben und deswegen auch keine Gewinnsteuer erbringen müssen. Ungefähr jeder zweite Euro im Online-Handel gehe ins Ausland und durch dieses Schlupfloch entgehen der Regierung große Steuersummen. Die österreichischen Online-Händler haben dadurch einen Wettbewerbsnachteil.

Der Online-Handel in Österreich entwickelte sich besonders in den letzten Jahren stark und dürfte auch in Zukunft weiter wachsen. Trotzdem hat die Branche noch ein großes Potenzial. Initiativen wie die Forderung nach einer Spezialisierung als „Medienfachfrau/-mann“ soll zudem die Zusammenarbeit zwischen Stationär- und Online-Handel gestärkt werden. 

 

von Benjamin Beckert

Benjamin Beckert hat ein zweiwöchiges Schülerpraktikum in der Redaktion von OnlinehändlerNews durchgeführt. In diesem Rahmen hat er sich intensiv mit dem Thema beschäftigt und es aufgearbeitet. 

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.