Kommentar

Amazon will sich seine Zustellunternehmen selbst heranzüchten

Veröffentlicht: 15.05.2019 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 15.05.2019
Mann mit Amazon-Paketen

Amazon will unabhängiger von seinen bisherigen Logistik-Partnern werden. Das wurde spätestens durch den Aufbau einer eigenen Flugzeugflotte für den Warentransport verdeutlicht. Nun wurde bekannt, dass das Unternehmen von Jeff Bezos viel Geld in die Hand nehmen will, um sich eigene Zustellunternehmen heranzuzüchten.

Genau genommen will Amazon Mitarbeitern 10.000 Dollar und drei Monatsgehälter zahlen, wenn sie kündigen und ein eigenes Zustellunternehmen gründen. Zudem sollen die Interessenten von dem Delivery Service Partner Programm profitieren, das Amazon im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hatte. Das Programm umfasst unter anderem Amazons Zustelltechnik, Jobtrainings, Fahrzeuganmietung und Versicherungen.

Amazon sucht händeringend nach Logistik-Ressourcen

Damit offenbart Amazon, wie dringend das Unternehmen Zusteller braucht, um seine immer vollmundigeren Lieferversprechen zu realisieren. Zeitgleich werden die Mitarbeiter, die mit Amazons Hilfe ein eigenes Unternehmen gründen, weiter an den Online-Händler gebunden. Dass die Zustellunternehmen für die Konkurrenz von Amazon arbeiten sollen – unwahrscheinlich. Mit dem Fördergeld baut Amazon sich eine Lieferflotte auf, ohne alles selbst organisieren zu müssen.

Aber warum sollten die Mitarbeiter in den Warenlagern ein solches Angebot annehmen? Selbstverwirklichung vielleicht. Offensichtlicher ist aber das Argument, dass sie durch den Schritt in die Selbstständigkeit vor der Arbeitslosigkeit bewahrt werden. Amazon will verstärkt Roboter in seinen Warenlagern einsetzen. Das dürfte zahlreiche Arbeitsplätze in den Zentren gefährden. Mit dem Logistik-Zuschuss können die Mitarbeiter sich also in Zukunft zumindest etwas absichern.

Wie unabhängig bleiben die ehemaligen Mitarbeiter?

Das ist eine Rechnung, die aufgehen könnte: Amazon braucht mehr Zusteller, die Mitarbeiter in den Logistikzentren müssen sich auf die automatisierte Zukunft einstellen. Für das US-Unternehmen ist das versprochene Geld eine vergleichsweise kleine Investition, die große Früchte tragen kann, wenn die neu gegründeten Lieferunternehmen den Online-Händler bei der Zustellung der Waren unterstützen. Bleibt eben nur die Frage, wie eng Amazon die ehemaligen Mitarbeiter nach ihrer Kündigung an sich bindet.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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Kommentare  

#1 Anke 2019-06-02 09:44
Ich persönlich würde davon die Finger lassen. Der ganze Papierkram und die Verantwortung, die mit einer Selbständigkeit einhergeht, schreckt doch eher ab.

Und nicht jeder hat BWL studiert. Das so mal am Rande.
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