Händlerbund Logistik-Studie

E-Commerce-Logistik durch Corona deutlich beeinträchtigt

Veröffentlicht: 14.10.2020 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 14.10.2020
Händlerbund Logistik-Studie 2020

Durch die Coronakrise stiegen die Umsätze im Online-Handel deutlich an: Im gesamten zweiten Quartal konnte ein Wachstum von 32 Prozent verzeichnet werden, wie jüngste Erhebungen des Statistischen Bundesamtes belegen. Vor allem im April, während der Schließung zahlreicher stationärer Geschäfte und strenger Kontaktbeschränkungen, stieg deshalb auch das Sendungsvolumen stark an. Viele Händler stellte das vor logistische Herausforderungen, die sich nicht immer leicht meistern ließen. Rund zwei Dritteln der Online-Händler berichten im aktuellen Krisenzeitraum von Beeinträchtigungen in den logistischen Abläufen, zeigen die Ergebnisse der aktuellen Logistik-Studie des Händlerbunds. 

So traten bei gut jedem zweiten Händler (57 Prozent) Versandprobleme auf, 42 Prozent der Teilnehmer hatten Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Waren. Die Einschränkungen beim Warentransport sind insbesondere auf Corona-Maßnahmen, Grenzschließungen sowie verlangsamte Prozesse in der Produktion zurückzuführen. Monatelang konnte Warenpost beispielsweise nicht in die USA und weitere Drittländer versandt werden, dies schränkte etwa ein Drittel (32 Prozent) der Händler ein. Der Wegfall dieser günstigen Versandoption bedeutete auch komplette Lieferstopps: „Wir bekommen oft Anfragen von Kunden aus Australien und USA, die gerne Holzspielzeug bei uns kaufen würden. Durch den Wegfall des Warenversands und einzig die Möglichkeit, via Premium zu versenden, können wir diese Länder seit April nicht mehr beliefern. Dadurch wird unser Umsatz stark geschmälert“, berichtete ein Händler.

Beeinträchtigungen in der E-Commerce-Logistik / Händlerbund Logistik-Studie 2020 

Corona verändert Auswahlkriterien für Versanddienstleister  

Diese coronabedingten Herausforderungen in der Logistik führten zu veränderten, pragmaterischeren Maßstäben in der Auswahl des passenden Logistik-Services: Zwei Drittel der Befragten nutzen mehrere Versanddienstleister, um das Ausfallrisiko breiter zu streuen. Als besonders wichtig werden nun die Zuverlässigkeit, Services wie Sendungsverfolgung sowie eine schnelle Lieferoption bewertet. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist dem nachgeordnet. Am beliebtesten sind bei den Händlern und Händlerinnen die Deutsche Post bzw. DHL und DPD. 

Auswahlkriterien für Versanddienstleister / Händlerbund Logistik-Studie 2020

Nachhaltigkeit hat im Zuge der Coronakrise an Relevanz verloren, so die weiteren Ergebnisse der Studie. So ist nur noch gut einem Drittel (35 Prozent) der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer dieses Thema sehr wichtig, 22 Prozent erklärten, dass es für sie unwichtig sei. Im Jahr 2019, als aufgrund der Diskussion rund um die Retourenvernichtung und der Fridays-for-Future-Bewegung Umweltschutz mehr in den Fokus rückte, behandelten noch 42 Prozent der Befragten Nachhaltigkeit mit hoher Priorität, als unwichtig stuften es damals nur 13 Prozent ein.

Zahlreiche Retouren führen zu Einbußen

Während der Pandemie verzeichneten Händler auch mehr Retouren. 59 Prozent machten aufgrund der vermehrter Rücksendungen sogar Minus. Darüber hinaus waren bei etwas mehr als einem Viertel (28 Prozent) Retouren nur noch als B-Waren verwertbar, zwei Drittel erhielten beim Rückversand beschädigte Waren. Ebenso gibt es Berichte über mehr „Spaßkäufe“, bei denen Artikel erst gekauft wurden, dann aber den Kunden zufolge doch nicht benötigt und zurückgesandt wurden. Die Studie ergab des Weiteren, dass nicht ausschließlich alle E-Commerce-Anbieter von der Krise profitierten, rund ein Drittel der Befragten hatte ein geringeres Bestellaufkommen.

Für die Erhebung wurden über 220 Händler und Händlerinnen, die vorrangig kleine und mittelständische Unternehmen betreiben, freiwillig und zufällig befragt. Darüber hinaus wurden Erhebungen des Versandkommunikationsanbieters Paqato mit einbezogen. Die komplette Logistikstudie hat der Händlerbund zum Download bereitgestellt.

Über die Autorin

Hanna Behn
Hanna Behn Expertin für: Usability

Hanna fand Anfang 2019 ins Team der OnlinehändlerNews. Sie war mehrere Jahre journalistisch im Bereich Versicherungen unterwegs, dann entdeckte sie als Redakteurin für Ratgeber- und Produkttexte die E-Commerce-Branche für sich. Als Design-Liebhaberin und Germanistin hat sie nutzerfreundlich gestaltete Online-Shops mit gutem Content besonders gern.

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