Angeschlagene Lieferketten

Warenknappheit führt zu vorgezogenem Weihnachtsgeschäft

Veröffentlicht: 27.10.2021 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 02.11.2021
Weihnachtsbaum mit wenig Geschenken

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind auch im diesjährigen Weihnachtsgeschäft spürbar: Fabriken standen coronabedingt still, Rohstoffe und Vorprodukte waren nicht so schnell verfügbar oder teurer, sodass die Produktion teils bei Aufträgen nicht hinterherkam. Schiffsstaus – erst durch die Havarie im Suezkanal im März, dann aufgrund von Corona-Ausbrüchen in chinesischen Häfen, jetzt in den USA – und Häfen an der Belastungsgrenze führen dazu, dass Frachtkapazitäten länger gebunden und Container knapper sind, und auch der Mangel an Lkw-Fahrern macht sich nun bemerkbar. Unterm Strich dauern Warenlieferungen deshalb länger. Gleichzeitig steigt die Nachfrage, da Endverbraucherinnen und -verbrauchern wegen fehlender Ausgaben für Urlaub oder Kino teils mehr Geld zur Verfügung steht – und natürlich besonders zum Weihnachtsfest und damit einhergehenden Rabattaktionen wie dem Black Friday ausgegeben werden will.

„Die Beschaffungsprobleme aus der Industrie sind nun auch hier angekommen“, erklärt Klaus Wohlrabe, Leiter für Umfragen am Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. (ifo) Mitte Oktober zu den erwartbaren Lieferproblemen im Einzelhandel. „Manches Weihnachtsgeschenk wird vielleicht nicht lieferbar sein oder teuer werden.“

Diese Waren sind in diesem Jahr knapp

Gleich mehrere Produktgruppen sind von Produktions- und Lieferengpässen betroffen. Allen voran Halbleiter – deren Mangel auch schon das letzte Weihnachtsgeschäft beeinträchtigte. Dieser wichtige Hauptbestandteil von Mikrochips ist auch in diesem Jahr rar, was sich auf die Verfügbarkeit von Elektroprodukten auswirkt. Unter anderem Apple soll seine Produktion wegen des Chipmangels offenbar zurückfahren und wird Bloomberg zufolge im Schnitt 10 Millionen iPhones13 weniger herstellen als geplant – eigentlich sollten es 90 Millionen Geräte werden.  

Doch neben Handys und Tablets sind auch, wie im Vorjahr, Grafikkarten und Spielekonsolen – etwa Playstation 5 oder Xbox Series X –  betroffen. Darüber hinaus gingen Drucker, Babyphones, Roboter-Staubsauger, Laptops, PCs, Rasierapparate, elektrische Zahnbürsten sowie für Küchengeräte wie Kaffeemaschinen oder Kühlschränke zuneige, wie etwa Online-Händler Galaxus aktuell mitteilt und ergänzt: „Hörspielboxen der Marke Tonies sind inzwischen größtenteils ausverkauft.“ 

Weitere Engpässe gibt es bei Spielwaren, da es an Rohstoffen wie Kautschuk mangelt, wie etwa der Deutsche Verbands der Spielwarenindustrie warnte. Hasbro, Anbieter von „Transformers“-Spielzeug und des Fantasy-Spiels „Dungeons & Dragons“ befürchtet wegen der angeschlagenen Lieferketten ebenfalls Einbußen im Weihnachtsgeschäft, wie das Portal Onvista meldet. Und Galaxus zufolge ist das ein oder andere Lego-Set womöglich ausverkauft, bei vielen Spielwaren seien die Einkaufspreise in den letzten Wochen um 5 bis 10 Prozent gestiegen.

Wegen Produktionsengpässen in vietnamesischen Textilfabriken wird es auch bei Sneakern und bestimmten Kleidungsstücken eng. Betroffen davon sind unter anderem Adidas und Nike. Der hohe Holzpreis verteuert Möbel, auch die Kosten für Stahl sind gestiegen und bei Fahrrädern und Ersatzteilen gibt es extrem lange Lieferzeiten, zügig ausverkauft könnten zudem Fitnessgeräte wie Kettlebells, Laufbänder oder Hantelscheiben sein. Bei Verpackungsmaterialien kriselt es obendrein.

Der vorverlagerte Geschenke-Kauf – darauf müssen Händler jetzt achten

Händler müssen sich nun auf ein vorverlagertes Weihnachtsgeschäft einstellen: Wegen der Lieferprobleme und steigenden Kosten raten nun laut Tagesschau unter anderem Klaus Wohlrabe vom ifo-Institut sowie die Verbraucherzentrale dazu, Geschenke bereits eher – genaugenommen jetzt – zu kaufen, mehr Lieferzeit einzuplanen sowie gezielt Preise zu vergleichen. In Großbritannien und den USA ermutigte auch Amazon die Kundschaft bereits dazu, schon jetzt mit dem Weihnachts-Shopping zu beginnen, wie ABC-News mitteilt.

Händler sollten also darauf gefasst sein, dass jetzt mehr Bestellungen eintrudeln könnten und dies in der Auftrags- und Versandabfertigung einkalkulieren. In Sachen Marketing kann mit der ein oder anderen Werbeaktionen auch jetzt schon begonnen werden, statt bis zum Black Friday zu warten – da auch die Suchen nach den passenden Geschenken jetzt zeitiger beginnt.

Wenn Ware knapp oder nicht lieferbar ist, ist Vorsicht bei Angaben im Shop geboten, der Angabe zur Warenverfügbarkeit geboten, hier sollte darauf geachtet werden, dass Angaben zur Verfügbarkeit einzelner Artikel im Online-Shop in Echtzeit erfolgen müssen. Bei der Lieferzeitangabe gehen Handelstreibende eine vertragliche Verpflichtung gegenüber ihrer Kundschaft ein – daher sollte die Angabe möglichst konkret erfolgen. Weitere Hinweise zur Rechtslage gibt es im Beitrag „So kommen Online-Händler rechtssicher durchs Weihnachtschaos“. Zudem empfiehlt es sich, Informationen zur Warenverfügbarkeit oder ausverkauften Produkten sowie zur Lieferzeit so offen wie möglich zu kommunizieren und gegebenenfalls zur Verbesserung des Kundenerlebnisses auf Alternativen hinzuweisen.

Über die Autorin

Hanna Behn
Hanna Behn Expertin für: Usability

Hanna fand Anfang 2019 ins Team der OnlinehändlerNews. Sie war mehrere Jahre journalistisch im Bereich Versicherungen unterwegs, dann entdeckte sie als Redakteurin für Ratgeber- und Produkttexte die E-Commerce-Branche für sich. Als Design-Liebhaberin und Germanistin hat sie nutzerfreundlich gestaltete Online-Shops mit gutem Content besonders gern.

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