Meinung

Erfolg durch Shitstorm? – Edeka scheint vieles richtig zu machen

Veröffentlicht: 05.06.2019 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 05.06.2019
Screenshot: Muttertagswerbung von Edeka

Edeka war in den vergangenen Wochen in aller Munde. Man könnte fast von einem emotionalen Schleudertrauma sprechen, das die Discounterkette auslöste. Der Stein des Anstoßes war bekanntermaßen der diesjährige Muttertags-Spot. Sie erinnern sich?!

Erster Streich: Ein Shitstorm für die Muttertagswerbung

Hier wurde den Müttern gedankt, weil sie eben nicht unsensibel, verzweifelt und unfähig sind – wie eben die Väter. Viele Zuschauer rieben sich an dem Thema – schimpften und forderten von Edeka eine Entschuldigung für diesen „unsäglichen Werbespot“, der nicht nur „niveaulos“, sondern auch „sexistisch“ sei.

Erboste Kunden brachten einen beeindruckenden Shitstorm hervor. Mit quasi digitalen Fackeln und Heugabeln machten sie sich über die vermeintlich sexistische Werbung des Unternehmens her. Dass es durchaus Kunden gab, die den Spot als ironische Hommage verstanden, ist in dem wütenden Shitstorm quasi untergegangen …

Besonders, als der Werberat Edeka für das Muttertagsvideo rügte, sahen sich die Kritiker in ihrer Meinung bestätigt.

Zweiter Streich: Ein Shitstörmchen für den Vatertagsspot

Als das Unternehmen dann vor einigen Tagen mit einem neuen Spot – passend zum Vatertag – daherkam, war eines klar: Edeka durfte sich der Aufmerksamkeit der Zuschauer gewiss sein. Die wütenden Nutzer, die bereits beim ersten Spot Zeter und Mordio schrien, machten sich bereit, um erneut die Keule zu schwingen.

Andere warteten gespannt auf einen neuen, vor Ironie triefenden Spot, der nun auch mal gegen die Mütter austeilen würde. Klischees gäbe es dafür schließlich genug: Latte Macchiato-trinkende Helikopter-Mütter, überfürsorgliche und ängstliche Glucken, hysterische und normgetriebene Ergeizkrallen … die mögliche Palette gibt einiges her.

Doch so kam es nicht: Der Spot hatte wesentlich weniger Schmackes, war kürzer und verzichtete darauf, sich über ätzende Mütter-Klischees herzumachen. Und obwohl es auch im Rahmen des Vatertagsvideos Beschwerden gab, konnte der Werberat hier keine Beanstandungen vornehmen. Und auch der Shitstorm fiel – vom Gefühl her – wesentlich kleiner aus.

Einige zeigten sich sogar enttäuscht über das humoristische Potenzial, das Edeka hier verschenkt hat:

Dritter Streich: Liebesbekundungen für Edeka

Nach dieser ganzen Aufregung hätten viele wohl nicht gedacht, dass Edeka es schaffen würde, allzu schnell wieder mit positiven Nachrichten Schlagzeilen zu machen. Doch die Internetgemeinde scheint schnell zu vergessen und kann ähnlich schnell besänftigt werden, wie sie auch in wütende Extase getrieben werden kann.

Erst vor wenigen Tagen erntete Edeka nämlich einen „Sturm der Liebe“. Der Grund: Der Marktleiter einer Edeka-Filiale machte sich öffentlich für eine Mitarbeiterin stark, die von einer Kundin herabgewürdigt wurde. Die Reaktionen, die er daraufhin in den sozialen Netzwerken erhielt, waren freundlich bis euphorisch.

Edeka Verkaeukerin Facebook Wurst Screenshot

Das angesprochene emotionale Schleudertrauma war perfekt. Und obwohl die Kette in den vergangenen Tagen mit vielen negativen Kommentaren zu kämpfen hatte, hat sich das Blatt schnell gewendet. Und irgendwie hat es den Anschein, dass schlechte Publicity – im Fall von Edeka – irgendwie auch gute Publicity ist.

Schon in der Vergangenheit hatte der Discounter mit recht „speziellen“ Werbevideos für Aufsehen gesorgt: Im Gedächtnis geblieben ist zum Beispiel der Weihnachtsspot, in dem ein Vater seinen eigenen Tod vortäuschen musste, damit seine Kinder überhaupt mal wieder nach Hause kommen …

Auch hier war die Aufregung groß. Doch während man viele andere Werbevideos eben vergessen hat und sie für immer in den Tiefen der digitalen Werbung verschwunden sind, ist der Weihnachtsclip von Edeka eben in die Annalen des Marketings eingegangen.

Das zeigt: Edeka weiß, wie man Gemüter spaltet – und scheint mit dieser Strategie alles richtig zu machen.

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

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Kommentare  

#1 armin andersch 2019-06-05 16:24
Als ich meinen ersten Laden 1978 aufmachte und Werbung in div. magazinen schaltete hab ich schohn immer mit der soviel creativeren werbung in England oder den USA geflirtet.Was damals als agressiv , sexistisch oder Macho tituliert wurde ist ja nun sowieso schon im wahren Leben angekommen.
d. h . Hut ab vor euren Edeka Muttertag . Vatertag ,Weihnachtsspot s.
Bin Begeistert - Mut dem Mutigen.Alle Daumen Hoch.
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