Big Brother Award

Lieferando, Klarna, Polizei – das sind die schlimmsten Datenkraken 2022

Veröffentlicht: 02.05.2022 | Geschrieben von: Markus Gärtner | Letzte Aktualisierung: 05.07.2022
Big Brother Award mit Krake

Seit dem Jahr 2000 vergibt der Verein Digitalcourage die Big Brother Awards – ein Negativpreis, der die jeweiligen Träger für ihr Fehlverhalten in Sachen Datenschutz, Privatsphäre und Überwachung kritisiert. Benannt ist er nach der diktatorischen Überwachungsinstanz aus George Orwells dystopischem Roman „1984“. In diesem Jahr kürte der Verein Lieferando, Klarna, das Bundeskriminalamt, die Bundesdruckerei und die Irische Datenschutzbehörde, wie Digitalcourage mitteilt. 

Gewinner des Big Brother Awards 2022

Im Bereich Arbeitswelt wurde Lieferando bzw. der deutsche Betreiber yd.yourdelivery ausgezeichnet. Das Lieferunternehmen erfasse mit seiner Scoober-App „detailliert und sekundengenau eine Fülle von Verhaltensdaten“ seiner Fahrer und habe somit eine „unzulässige Totalkontrolle“.

Auch mit dem aufstrebenden Payment-Dienstleister Klarna wurde abgerechnet: Das schwedische Unternehmen bekam den Preis in der Kategorie Verbraucherschutz, weil es intransparent Daten aus verschiedenen Bereichen zusammenfasse und so seine Macht stärke.

So gefährdet das BKA deutsche Nutzer

Deutsche Behörden bekamen auch ihr Fett weg: Das Bundeskriminalamt und die deutsche Polizei wurden wegen ihrer Art der Datenspeicherung in der Kategorie Behörden und Verwaltung ausgezeichnet. „Entgegen der verfassungs- und europarechtlichen Vorgaben werden die Daten in Dateien nicht oder unzureichend gekennzeichnet. Dadurch besteht die Gefahr, dass Millionen Menschen von der Polizei oder anderen Behörden ungerechtfertigter Weise als Gefährder oder Straftäter behandelt werden“, heißt es in der Begründung.

Die Bundesdruckerei, die unter anderem den Personalausweis und Reisepässe fertigt, heimste den Big Brother Award in der Kategorie Technik ein – für die unsinnige Verwendung und Beförderung von Blockchain-Technik, welche nicht nur energiefressend ist, sondern auch Konsequenzen für den Datenschutz haben kann.

Die irische Datenschutzbehörde wurde sogar für ihr „Lebenswerk“ geehrt: Die Jury kritisiert die Behörde „für ihre dauerhafte Sabotage von Bemühungen, europäisches Datenschutzrecht durchzusetzen“. Unter der Obhut der Behörde habe sich Irland zur Oase für Geschäftsmodelle des Überwachungskapitalismus von Facebook, Google, Apple, Microsoft, Oracle und Salesforce entwickelt. Viele Unternehmen nutzen Irland wegen der Art der Unternehmensbesteuerung für Tochter-Unternehmen – so etwa auch der Facebook-Mutterkonzern Meta. 

Diese Unternehmen wurden mit dem Big Brother Award ausgezeichnet

In der Vergangenheit erhielten schon jede Menge bekannter Unternehmen den Anti-Datenschutz-Preis, darunter unter anderem GMX, Microsoft, T-Online, Facebook, Apple, Google, Amazon, Amazons Alexa und Tesla. Den Preis erhalten laut Digitalcourage Unternehmen, Behörden oder Personen, „die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen sowie persönliche Daten verkaufen oder gegen ursprüngliche Interessen verwenden.“ 

Die deutsche Jury besteht aus Mitgliedern der unabhängigen Organisationen Digitalcourage e.V., Deutsche Vereinigung für Datenschutz, Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung, Förderverein Informationstechnik und Gesellschaft, Chaos Computer Club, Humanistische Union und der Internationalen Liga für Menschenrechte.

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Kommentare  

#1 gunnar 2022-05-03 09:35
hallo Bundesdruckerei.
wie wäre es, wenn der staat mal mit energiesparen anfängt.??
ist wie bei anderen behörden, wenn ich als normalbürger der gas sparen soll, in die behörde reinkomme.
überlege ich wo ich meine jacke, meinen pullover und das t-shirt hinlegen kann.
da mir der schweiss massenweise runterläuft.
dazu beleuchtung ohne ende.
dann autobahnen abschnittsweise mit massenweise strassenlaterne n.? wofür ??
haben die autos keine lampen mehr ?
auch in den städten usw, warum muß die ganze nacht werbung an sein.?
es gibt soviel, wo auch der staat anfangen kann zu sparen. da können bestimmt 30% in den behörden usw eingespart werden.
dazu kommt ja noch, das der staat immer mehr verpackungsmüll für abzeichen, ausrüstung, bürobedarf usw fordert. das ist die falsche richtung, wenn der bürger schon auf strohhalme verzichten soll.
da kommen viele viele hunderte tonnen plastikmüll zusammen. dazu die mengen an lkw die mehr wegen der größeren verpackungen fahren müssen, die dazu größeren beheizten lagerräume usw usw.
wie wäre es, wenn der staat anfängt vorbild zu sein.??
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