Sehdauer von Videos überschätzt: Facebook verärgert Werbekunden

Veröffentlicht: 23.09.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 23.09.2016

Bewegtbilder fallen auf und sind eine ideale Werbeform. Dessen ist sich auch Facebook bewusst und hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder damit gerühmt, dass die Videos im Newsfeed besonders gut gesehen werden. Nun stellt sich aber heraus, dass die Zahlen zum Teil falsch waren – Werbekunden sind verärgert.

Facebook auf Smartphone

 JuliusKielaitis / Shutterstock.com

Facebook hat viele Werbekunden mit der durchschnittlichen Sehdauer der Videos auf der sozialen Plattform verärgert. Das Unternehmen hatte sich lange mit guten Zahlen zum Bewegtbild-Content im Newsfeed gerühmt und immer wieder erklärt, wie gut Videos bei den Nutzern ankommen und wie lang die Clips durchschnittlich angesehen werden. Nun stellt sich allerdings heraus, dass die Berechnung der durchschnittlichen Sehdauer ungenau war. Facebook hat damit den Wert zwei Jahre lang um 60 bis 80 Prozent überschätzt, berichtet das Wall Street Journal.

Grund für diese enorme Abweichung sei die Art der Erfassung: Erst wenn ein Video drei Sekunden lang angesehen wird, wertet Facebook es als gesehen. Damit wollte das Unternehmen vielleicht vermeiden, dass Nutzer in die Statistik einfließen, bei denen Videos im Newsfeed automatisch starten, sie aber nur durchscrollen. Doch mit dieser Methode kommt man zu einem höheren Wert der durchschnittlichen Sehdauer, da alle Views unter drei Sekunden nicht mit eingerechnet werden.

Werbetreibende könnten Facebook mehr Budget zugesprochen haben

„Wir haben kürzlich einen Fehler in der Berechnung von einer unserer Video-Metriken entdeckt“, erklärt Facebook in einem Statement. Der Fehler sei inzwischen behoben worden und laut Facebook wirke er sich nicht auf die Berechnung der Werbekosten aus. Zudem habe man nun eine neue Berechnungsmethode eingeführt. „Wir haben die Metrik umbenannt, um deutlicher zu machen, was wir messen“, so das Unternehmen weiter. „Diese Metrik ist eine von vielen, mit denen unsere Partner ihre Video-Kampagnen auswerten können.“

Durch den Fehler dürften Werbekunden allerdings den Erfolg ihrer Video-Kampagnen in den vergangenen zwei Jahren deutlich überschätzt haben. Das könnte nach Ansicht des Wall Street Journals schließlich auch einen großen Einfluss darauf gehabt haben, wie sie ihr Werbebudget über die verschiedenen Kanäle verteilen – und Facebook damit mehr Budget zugesprochen haben.

Die Werbe-Agentur Publicis Media, die Werbeanzeigen im Wert von rund 77 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 weltweit vermarktet hat, zeigt sich trotz der Korrektur der Berechnung unzufrieden. „Bei dem Versuch, sich von den inkorrekten Metriken zu distanzieren, hat Facebook die alten Metriken aufgegeben und ‚neue’ im September eingeführt. Im Grunde haben sie sich neue Namen dafür ausgedacht, was sie von Anfang an hätten berechnen sollen“, schreibt Publicis in einer Memo.

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