Facebook-Datenskandal: US-Behörde FTC nimmt Ermittlungen auf, Aktie stürzt ab

Veröffentlicht: 27.03.2018 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 10.04.2018

Der Druck steigt nun täglich: Die US-Handelsbehörde FTC hat Ermittlungen gegen Facebook aufgenommen. Gleichzeitig drohen zahlreiche Großkunden dem sozialen Netzwerk mit dem Werbestopp. Die Facebook-Aktie befindet sich im Sinkflug.

Facebook-App kurz vor der Löschung
© D K Grove / Shutterstock.com

Der Skandal um Cambridge Analytica zieht immer weitere Kreise. Nun hat sich auch die FTC, die Handelsbehörde der USA, eingeschaltet und offiziell Ermittlungen gegen Facebook aufgenommen. Wie das Handelsblatt berichtet, hatte die Washington Post bereits vergangene Woche von den Ermittlungen berichtet. Die Aktie des Unternehmens sackte am Montag um fünf Prozent ab. Zeitweise fiel der Kurs sogar um acht Prozent, bevor er sich wieder leicht erholt hatte.

Auch die deutsche Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) erhöhte den Druck auf Facebook. Sie hat sich Heise Online zufolge mit Vertretern des Unternehmens getroffen und verdeutlicht, dass die Bundesregierung auf Aufklärung im Datenskandal besteht. Facebook habe sich in dem Gespräch dazu verpflichtet, alle Betroffenen zu informieren. Das Unternehmen habe Verstöße und Versäumnisse eingeräumt und gelobte Besserung.

Mark Zuckerberg selbst bemüht sich unterdessen ebenfalls um die Rückgewinnung des Vertrauens. In Fernseh-Interviews entschuldigte sich der Facebook-Chef und schaltete zudem eine ganzseitige Anzeige in verschiedenen Zeitungen, in der er die Nutzer um Entschuldigung bat.

Werbekunden stellen ihre Kampagnen ein

Doch auch die Werbekunden erhöhen nun den Druck auf Facebook und Zuckerberg: Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, haben die Commerzbank, der Lautsprecher-Hersteller Sonos und Mozilla ihre Werbeanzeigen auf dem Netzwerk eingestellt. Von Werbeagenturen heißt es, dass die Werbekunden Facebook dazu bringen wollen, transparenter zu werden und Daten besser zu schützen. „Ich denke, dass die Klienten jetzt zurecht an einem Punkt sind, an dem sie finden, dass es genug ist“, erklärte David Kershaw, Chef der Werbeagentur M&C Saatchi.

Dass Facebook den Werbekunden zu intransparent ist, steht schon länger als Kritik im Raum. Dabei geht es vor allem um das Ausspielen der Werbeanzeigen und die Auswertungen, die Facebook den Unternehmen zur Verfügung stellt. Immer wieder kam es zu Fällen, in denen bestimmte Parameter der Auswertung – und damit Berechnung der Gebühren – falsch berechnet wurden. Der Süddeutschen zufolge nutzen die Werbekunden nun den Skandal, um den Druck auf Facebook zu erhöhen.

Für Facebook dürfte der Ärger der Werbekunden ein gewaltiges Alarmsignal sein. Das Unternehmen verdient sein Geld schließlich fast komplett mit Werbeeinnahmen. 98 Prozent der Umsätze von Facebook werden so erwirtschaftet. Sollten die Werbekunden – vor allem die größeren – nun abspringen, bringt das das Unternehmen stärker in Bedrängnis. Das dürfte auch die Stimmung bei den Anlegern noch weiter trüben.

Trotzdem darf man nicht vergessen, dass ein Abwenden von Facebook für viele Firmen kein leichter Schritt ist. Schließlich erreichen sie über die Plattform einen Großteil ihrer Zielgruppe. Die Werbung auf der Plattform lohnt sich und der Online-Werbemarkt, der von Facebook und Google dominiert wird, wächst immer weiter.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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