Snap in der Krise: Neues Social-Media-Konzept soll’s richten

Veröffentlicht: 18.09.2018 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 18.09.2018

Snap will sich mit einem neuen Social-Media-Konzept aus der Krise befreien. Doch unklar ist, ob das gelingen kann.

Snapchat-App-Icon
© vfhnb12 / Shutterstock.com

Der angeschlagene ehemalige Social-Media-Star Snap steckt seit geraumer Zeit in der Krise. Nun will sich das Unternehmen, das hinter Snapchat steckt, mit einem neuen Social-Media-Konzept neu erfinden und wieder auf einen grünen Zweig kommen. Die Idee dahinter: Snap will Medienhäusern Videomaterial über aktuelle Geschehnisse zur Verfügung stellen, um die Berichterstattung noch schneller und unmittelbarer zu machen.

Wie Spiegel Online berichtet, kooperiert Snap seit Mitte September mit 20 Medienhäusern, darunter auch die TV-Sender CNN und NBC. Die Partner sollen direkten Zugriff auf eine Datenbank haben, in der alle von Snapchat hochgeladenen Videos in Echtzeit gespeichert und von einer künstlichen Intelligenz mit Schlagworten versehen werden. Die Medienhäuser sollen die Amateur-Aufnahmen zu Snapchat-Stories zusammensetzen und auf den eigenen Webseiten einbetten können. Einnahmen aus zwischengeschalteten Werbeclips sollen zwischen den Medienhäusern und Snapchat aufgeteilt werden.

Snapchat-Videos sind schneller als traditionelle Medien

Dass Snapchat-Videos aktuelle Ereignisse mitunter schneller zeigen als die traditionellen Medien, habe sich Spiegel Online zufolge auch am 6. September gezeigt: Vor der Fifth Third Bank in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio eröffnete ein Mann das Feuer auf Personen. Mehrere Passanten hielten sofort ihre Handy-Kameras auf die Geschehnisse, die Kolonne herannahender Rettungskräfte und den abgesperrten Tatort. Während manche der örtliche TV-Teams noch auf dem Weg waren, verbreitete Snapchat einen ersten Nachrichtenfilm über die Schießerei, bei der vier Menschen ums Leben kamen – dass die Aufnahmen teilweise verwackelt waren, störte das Unternehmen nicht.

Snap-Chef Evan Spiegel sieht in dem neuen Konzept die nächste Medienrevolution. Er wolle seinen 188 Millionen aktiven Nutzern eine Plattform bieten, über die sie jederzeit zu Laienreportern werden können. Wirtschaftlich soll das neue Konzept ein Befreiungsschlag werden. Facebook, Instagram und WhatsApp haben die wichtigen Snapchat-Funktionen kopiert und hängen das von Evan Spiegel geführte Unternehmen immer weiter ab. Auch die Nutzerzahlen brechen alarmierend ein und drei hochkarätige Manager haben die Snapchat-Mutter verlassen.

Erfolgsaussichten sind noch unklar

Mit dem neuen Konzept will Evan Spiegel das alles aufhalten und schließlich umkehren. Doch, wie Spiegel Online herausstellt, sind die Erfolgsaussichten noch unklar. Vor allem zwei Faktoren seien entscheidend dafür, ob das Vorhaben gelingt: Zum einen müsse sich zeigen, wie verwertbar die auf Snapchat hochgeladenen Videos sind, zum anderen sei unklar, ob Mark Zuckerberg diese Funktion nicht auch einfach kopiert und Snapchat abermals abhängt.

Davon einmal abgesehen: Evan Spiegel könnte einige Snapchat-Nutzer mit dem Anreiz, als erstes die brisantesten Videos zu machen, unabsichtlich dazu verleiten, sich in gefährliche Situationen zu bringen. Außerdem ergibt sich das Problem, die Echtheit von Nutzervideos zu überprüfen und auch die Zusammenstellung der Videos könnte in manipulativer Art und Weise durchgeführt werden – womit Fake News einen erneuten Aufschwung erleben könnten.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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