Schuldner ist nicht gleich Schuldner - warum eine Differenzierung wichtig ist

Veröffentlicht: 25.03.2013 | Geschrieben von: Katja Naumann | Letzte Aktualisierung: 25.03.2013

Wenn Kunden für ihre gelieferten Waren oder Dienstleistungen nicht fristgerecht zahlen, ist dass für Online-Händler nicht nur ärgerlich, sondern verursacht zusätzliche Arbeit. Immer mehr Schuldner zahlen allerdings erst nach Erhalt von mindestens einer Mahnung, sodass die Fälle von Zahlungsstörungen zunehmen.  Die Gründe dafür sind vielfältig.

blauer Aktenordner

Jeder Schuldner ist anders

Tritt eine Zahlungsstörung auf muss der Online-Händler im Zuge seines Forderungsmanagements ein Mahnverfahren gegen den Schuldner in Gang setzen um doch noch an sein Geld zu kommen und um zu vermeiden, dass aus der Zahlungsstörung ein Zahlungsausfall wird. Nicht jede Zahlungsstörung ist dabei auf Zahlungsunwilligkeit oder kriminelle Absicht der Schuldner zurückzuführen, sodass Online-Händler die Gründe hinterfragen und dann danach differenzieren sollten.

Generell sollten Unternehmen ihre Schuldner nach zahlungsunfähigen und zahlungsunwilligen Kunden unterscheiden. Bei den Zahlungsunfähigen sollte hinterfragt werden, ob sie dauerhaft zahlungsunfähig sind, wie zum Beispiel bei einer Privatinsolvenz, oder nur vorübergehend einen finanziellen Engpass haben. Zahlungsunwillige Schuldner sollten unterschieden werden nach krimineller Absicht oder dem Vorliegen persönlicher Gründe wie zum Beispiel Unzufriedenheit oder einfach Vergesslichkeit.

Entsprechend dem jeweiligen Grund der Zahlungsstörung sollte auch das Forderungsmanagement angepasst werden. Der Online-Händler sollte sich in die Lage der Schuldner versetzen und einen Interessenausgleich suchen. Generell sollte er dabei jedoch seine Rechtsposition nicht aus den Augen verlieren, sondern versuchen, mit dem Schuldner Lösungswege zu finden, um Zahlungsausfälle zu vermeiden.

Gründe für eine Zahlungsstörung

Die Gründe für eine Zahlungsstörung sind so verschieden wie die Schuldner und reichen von vorsätzlichem Betrug bis zum einfachen Vergessen des Zahlungstermins. Häufig resultiert die Zahlungsstörung aus der verspäteten oder ausbleibenden Zahlung einer Rechnung oder Ratenzahlungsvereinbarung sagt Mike Kühn, Geschäftsführer der Prokur Forderungsmanagement GmbH.

Vor allem die Möglichkeit Waren ohne die Pflicht zur sofortigen Bezahlung zu bestellen führt oft zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Zahlungsunfähigkeit des Kunden, wenn dieser davon zu häufig Gebrauch macht, und die auflaufenden Forderungen seine finanziellen Möglichkeiten am Ende übersteigen. Verzichten Online-Händler jedoch auf das Angebot von Zahlungsmethoden, wie zum Beispiel Zahlung auf Rechnung, kann es passieren, dass der Kunde den Kaufvorgang abbricht und lieber bei der Konkurrenz kauft. Gerade der Kauf auf Rechnung wird von Online-Händlern wieder verstärkt angeboten, da es sich dabei um die am zweithäufigsten genutzte Zahlungsmethode der Deutschen handelt.

Der Rechnungskauf führt bei Online-Händlern aber auch immer wieder zu einer Zahlungsstörung. Im Jahr 2011 war bei 27 Prozent der Online-Händler zwischen ein und drei Prozent des Jahresumsatzes aus Rechnungskauf mit Zahlungsstörungen belastet.

Online-Händler - Zahlungsstörung bei Rechnungen

Neben dem Angebot risikobehafteter Zahlungsmethoden sieht Mike Kühn für den Anstieg der Zahlungsstörungen auch einen Grund im Bekanntwerden von immer mehr Möglichkeiten die Bezahlung einer offenen Forderung zu umgehen. Immer öfter machen Schuldner demnach Gebrauch vom Bestreiten einer Forderung, weil sie angeblich Ware nicht bestellt oder nie erhalten haben. Auch die Behauptung die Ware retourniert zu haben oder der Gebrauch einer nachträglichen Mängelrüge sowie die Verhinderung der Zustellbarkeit von Mahn- und Inkassoschreiben nimmt zu. In solchen Fällen können Inkassounternehmen aufgrund ihrer Erfahrung und Kompetenz auch unter Berücksichtigung des Einzelfalles individuell und kundenorientiert agieren, so Mike Kühn.

Das Zahlungsverhalten der Deutschen

Inkassounternehmer beobachten, dass der Zahlungsverzug bei fälligen Rechnungen sowie die Anzahl der Forderungsfälle leicht angestiegen sind. Hintergrund sind dabei die andauernde Finanzkrise und die schwierige Wirtschaftsentwicklung. Das Zahlungsverhalten der Deutschen unterscheidet sich darüber hinaus auch saisonal und nach den unterschiedlichen Wirtschaftszweigen, meint Mike Kühn. Er stellt aber auch fest, dass die meisten Rechnungen innerhalb der Zahlungsfristen beglichen werden und Zahlungsunwillige in der Regel auf eines der Inkassoschreiben beziehungsweise spätestens auf Zustellung eines gerichtlichen Mahnbescheides reagieren und bezahlen, auch wenn sie vorher die Mahnungen der Händler ignoriert haben.

Fazit: Online-Händler sollten den Dialog mit dem Schuldner suchen und die Hintergründe der Zahlungsstörung nicht außer Acht lassen. Nicht alle Schuldner sind gleich, daher sollte zwischen ihnen differenziert werden und versucht werden eine individuelle Lösung zur Begleichung der Forderung zu finden. Vor allem beim Kreditkauf, wie zum Beispiel bei der Zahlung auf Rechnung, kommt es oft zu Zahlungsstörungen, daher sollten Online-Händler den Anteil der direkten Bezahlungen wie zum Beispiel Bankeinzug erhöhen. Beim Auftreten einer Zahlungsstörung sollte im Rahmen des Forderungsmanagements zeitnah ein Mahnverfahren in Gang gesetzt und gegebenenfalls ein Inkassounternehmen beauftrag werden.

Nächste Woche geht es in der Themenreihe darum, wie man Kunden trotz Forderungsmanagement nicht verliert.

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