Interview

Wieso die Santander-Bank Factoring-Produkte für den Online-Handel anbietet

Veröffentlicht: 19.02.2019 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 19.02.2019
Santander-Bank

Mit Factoring verkaufen Unternehmen ihre Forderungen an ein externes Institut, dass das Ausfallrisiko übernimmt und dem Händler direkt sein Geld auszahlt. Die Santander-Bank bietet mittlerweile auch Factoring-Lösungen für Online-Händler an. Wir haben mit Tobias Niederau, Bereichsleiter Digital Sales der Santander Consumer Bank AG, über die Möglichkeiten und den Factoring-Markt gesprochen.

OnlinehändlerNews: Was sind Ihrer Erfahrung nach die größten Risiken für – vor allem – kleinere Onlinehändler in ihrem Tagesgeschäft?

Tobias Niederau: Eines der größten Geschäftsrisiken für Händler ist die kostspielige Zeit des Wartens auf das Geld oder die Retoure. Der Verbraucher wünscht sich größtmögliche Flexibilität bei Kaufentscheidungen – daher ist der Kauf auf Rechnung noch immer die beliebteste Zahlungsart im deutschen Online-Handel. Wer als Händler diese Zahlungsart anbieten möchte, steht vor mehreren Herausforderungen: Zahlungsverzögerungen schränken seine Liquidität ein. Zugleich steigt sein Administrationsaufwand, weil er mehrere Zahlungsziele und -wege im Blick behalten muss. Und nach wie vor trägt der Händler das alleinige Ausfall- und Betrugsrisiko, muss sich um Mahnungen und Inkasso selbst kümmern.

Ein weiteres Kostenrisiko für Onlinehändler sind die Retouren, die je nach Branche unterschiedlich hoch ausfallen. Die meisten Shops haben eine durchschnittliche Rücklaufquote von circa 10 Prozent, retourenlastige Branchen wie Mode- oder Schuhhändler oft sogar deutlich mehr. Das beschert dem Händler zusätzliche Kosten für Versand, Qualitätskontrolle und eventuelle Aufbereitung.

Bereits jetzt bieten wir mit unseren Payment Services über 22.000 Händlern online und offline eine transparente Lösung an  – und es werden täglich mehr! Damit können sie sich auf das Wesentliche konzentrieren: ihr Geschäft. Denn wir übernehmen das komplette Ausfallrisiko und garantieren eine Auszahlung am folgenden Werktag. Zudem berechnen wir als einziger Factoring-Anbieter Warenkörbe erst nach Retoure. Kommt es zu einer Teilstornierung des Warenkorbes, wird – neben der Transaktionsgebühr – lediglich die prozentuale Factoring-Gebühr auf den tatsächlichen Warenkorbwert erhoben. Bei einer Gesamtstornierung fallen ausschließlich die Storno- und Transaktionsgebühren an.

Neue finanzielle Spielräume für Händler

Santander hat mit dem Rechnungs- und mit dem Ratenkauf zwei neue Factoring-Produkte für den Onlinehandel in sein Angebot aufgenommen. Wieso haben Sie sich dafür entscheiden, diese Zahlungsmethoden nun anzubieten?

Als eine der Top 5 Privatbanken in Deutschland betreuen wir Privat- und Businesskunden gleichermaßen und wissen, worauf es bei Payment Services ankommt. Unsere Factoring-Produkte sind daher auch genau auf die Bedürfnisse beider Seiten zugeschnitten.

Mit dem beliebten Rechnungs- und Ratenkauf bedienen wir den Wunsch des Endverbrauchers nach mehr Flexibilität. Zugleich eröffnen wir dem Händler neue finanzielle Spielräume und verringern seine Risiken – z. B. durch Zahlungen am folgenden Werktag oder durch ein günstigeres Retourenhandling. Den Ratenkauf können Kunden innerhalb weniger Sekunden online abschließen. Ohne Legitimation, ohne Unterschrift und mit flexiblen Laufzeiten von drei bis 36 Monaten. Sonderzahlungen sind kostenlos möglich.

Wie läuft der Prozess ab, wenn Online-Händler die Factoring-Zahlungsmethoden in ihren Webshop integrieren wollen?

Tobias Niederau

Die Zahlungsoptionen Rechnungskauf, Ratenkauf und Ratenkredit von Santander lassen sich einfach per Plug-in, API oder Payment-Link in alle gängigen Shopsysteme integrieren. Wer noch keinen Online-Shop hat, kann zudem auf eine komplette Shoplösung von Santander zurückgreifen.

Entscheidet sich der Händler für die Plug-in-Lösung, kann er dieses im „Store“ seines jeweiligen Shopsystems herunterladen, zum Beispiel für Magento, Shopware, WooCommerce und viele weitere. Nachdem er die von uns bereitgestellten Zugangsdaten eingetragen hat, ist die ausgewählte neue Zahlungsart mit ein paar Klicks im Shop integriert.

Auch die eigene Programmierung anhand der API (Schnittstellendokumentation) ist möglich.

Für Shops, die keinen Check-out anbieten und ihren Kaufprozess über ein Callcenter abwickeln, haben wir mit dem Payment-Link eine passende Lösung. Dazu muss sich der Händler lediglich bei unserem Partner payever registrieren und kann dort mit wenigen Klicks einen Link generieren und seinen Kunden zuschicken.

Wer noch keinen Shop hat oder sein bestehendes System ersetzen möchte, kann auf unser eigenes Shopsystem zurückgreifen. In Zusammenarbeit mit unserem Partner payever haben wir eine integrierte Lösung entwickelt, die sich mit eigenen Logos, Bildern, Farben etc. individuell gestalten lässt. Dank der modularen Bauweise der Servicetools lässt sich das System entsprechend der jeweiligen Anforderungen erweitern und ausbauen. Neue Zahlungsarten können wie beim Plug-in oder einer API-Lösung bequem per Klick ergänzt werden, während auch individuelle Lösungen für die intuitive Verwaltung der Produkte, für detaillierte Auswertungen oder den Launch eines eigenen Facebook-Stores bereitstehen. Weil wir die Software permanent weiterentwickeln, sind auch die Händler technisch immer ganz vorn mit dabei.

Ratenkauf wird besonders bei größeren Warenkorbwerten interessant

Wie schätzen Sie die Verbreitung des Ratenkaufs im Onlinehandel heutzutage ein?

Auch wenn der Ratenkauf mit vier Prozent Marktanteil im Onlinehandel am Umsatz im Vergleich eine untergeordnete Rolle spielt, hat er dennoch seine Daseinsberechtigung. Besonders bei größeren Warenkörben schätzen Kunden die Möglichkeit,  einfach und unbürokratisch eine Online-Finanzierung abschließen zu können.  

Wie wird sich die Verwendung vom Ratenkauf als Zahlungsmittel im E-Commerce in den nächsten Jahren entwickeln?

Von der zunehmenden Verbreitung des Factoring-Modells wird auch der Ratenkauf profitieren. Mit dieser Zahlungsart können mit Abstand die größten Umsätze erzielt werden, denn eine Bestellung mit Ratenkauf liegt im Durchschnitt bei 406 Euro. Bietet ein Händler hier ohne Factoring ein Ratenkaufmodell an, steigt sein Risiko ebenso überproportional, wie seine Liquidität sinkt. Mit dem Factoring-Angebot von Santander nehmen wir Händlern genau diese Hürden und können auch dazu beitragen, ihre Geschäftsmodelle schneller zu skalieren.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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