Philipp Peters von BitBucks im Interview

„Das Pandemie-Jahr hat gezeigt: Bitcoin ist ein positives Beispiel in Krisenzeiten“

Veröffentlicht: 19.02.2021 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 19.02.2021
BitBucks

Wer an Bitcoin denkt, der denkt an immer neue Rekordwerte, an eine Kryptowährung als lukrative Anlage und wohl auch an einen recht schwankenden Markt. Für das junge Stuttgarter StartUp BitBucks ist Bitcoin aber auch ein Zahlungsmittel. Es will Bitcoin in den stationären Handel bringen, einfach, günstig und für alle verfügbar. Im Interview erklärt Philipp Peters von BitBucks, wie das funktionieren soll, warum die öffentliche Wahrnehmung von Bitcoin und Kryptowährungen nicht immer die ganze Wahrheit enthält und wie der Start einer Zahlungsoption mitten in der Corona-Pandemie verlaufen ist.

„Wie kann Bitcoin stabiler und wertvoller werden?“

OHN: Ihr habt mit BitBucks eine eigene digitale Bezahl-App für Bitcoin (BTC) gestartet. Ganz salopp: Was kann die?

Philipp Peters: Mit unserer BitBucks App für iOS und Android wollen wir Bitcoin für jeden und jede nutzbar machen und bieten gerade für Neulinge eine ideale und nutzerfreundliche Lösung, mit der man nicht nur Bitcoin sicher speichern, sondern sie vor allem auch super einfach im Alltag benutzen kann.

Zur Registrierung braucht es lediglich eine Handynummer und schon können unsere Nutzer ihre eigene Bitcoin Wallet mit BTC aufladen und loslegen. Der User scannt (Handynummer eingeben geht auch) einfach den QR-Code des Zahlungsempfängers in der BitBucks-App, tippt den Betrag ein (in Euro) und schon kann er die Bitcoin-Zahlung an seinen/ihren Kollegen, in der Lieblings-Bar oder beim Bäcker durchführen. Das Ganze ist in BitBucks dabei gänzlich kostenlos und das Payment innerhalb einer Sekunde durchgeführt – ganz anders also als sonstige Bitcoin-Transaktionen auf der Blockchain, die sehr langsam und extrem teuer sind.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Der Ursprungsgedanke von Bitcoin-Gründer Satoshi Nakamoto war es, eine digitale und vor allem unabhängige Währung zu erschaffen, die frei von jeglichen Staaten sowie Zentralbanken ist. Bitcoin hat sich seit der Gründung in 2008 als der beste existierende Wertspeicher etabliert. Dies gilt vor allem für Unternehmen, die immer häufiger ihre Finanzmittel in Bitcoin aufbewahren. Dieses spannende Potenzial Bitcoin wird bislang häufig von der volatilen Preisentwicklung der Kryptowährung überschattet. Wir haben uns also gefragt: Wie kann Bitcoin stabiler und gleichzeitig wertvoller werden? Die Antwort heißt Adoption. Man muss Menschen über Bitcoin informieren, aufklären und den digitalen Coin benutzbar machen. Genau das machen wir mit BitBucks!

Stuttgarter Bitcoin-Kiez: So will BitBucks den Einzelhandel überzeugen

Wie kann ich da als Händler teilnehmen? Was benötige ich, was muss ich bezahlen und wie bekomme ich die gezahlten Bitcoins auf mein Girokonto, sprich: wandle sie in Euro um?

Interessierte Händler oder Gastronomen können sich einfach mit uns in Verbindung setzen und wir machen den Rest. Mit einem BitBucks-Händler-Account ist es problemlos möglich, Bitcoin zu akzeptieren, denn Kunden müssen nur noch den von uns zur Verfügung gestellten QR-Code des Unternehmens am Point of Sale oder eben in der App scannen, um anschließend direkt mit Bitcoin zu bezahlen. Auch in Sachen Kosten – pro Transaktion wird eine Gebühr für den Händler von einem Prozent fällig – ist die BitBucks-Lösung weitaus günstiger als andere Bitcoin Wallets oder auch Kreditkartenanbieter wie Visa oder Mastercard.

Zusätzlich erhält der Händler durch seinen Account auch die Möglichkeit, ein Bonusprogramm als Cashback zur Kundenbindung anzubieten – ähnlich einer Rabattaktion, die in der App verwaltet wird. Doch auch ohne Bonusprogramm durch den Händler lohnt es sich für Nutzer, mit BitBucks zu bezahlen, denn 0,5 Prozent der Transaktionsgebühr werden von uns auf das Savings-Konto des Verbrauchers zurückgesendet.

In den kommenden Wochen werden wir mit BitBucks auch die Möglichkeit anbieten, die verdienten BTC in Euro direkt umzutauschen, was bislang nur über externe Exchanges wie Bison oder Bitcoin.de möglich ist. Doch wir von BitBucks empfehlen natürlich, die Bitcoins längerfristig in unserer hochsicheren Bitcoin Wallet zu verwahren, um das Wertsteigerungspotenzial voll auszuschöpfen.

Was hat es mit dem Stuttgarter Bitcoin-Kiez auf sich?

Der Stuttgarter Bitcoin-Kiez ist eine von BitBucks entwickelte Idee, den lokalen Einzelhandel und Gastronomie gemeinsam für das Thema Bitcoin zu überzeugen. Als Stuttgarter StartUp im Herzen der Stadt ist es nur logisch, mit unserem Projekt direkt vor der eigenen Haustür anzufangen. Durch die kurzen Wege haben wir dabei den Vorteil, schnell Feedback von den Händlern zu erhalten, sie zu unterstützen und gleichzeitig auch unsere App weiterzuentwickeln. So ist beispielsweise der In-App Transaktionsexport entstanden, der für Betriebe unabdingbar ist, wenn sie Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptieren möchten.

„Jeder kann Bitcoins besitzen“

Wen seht ihr eigentlich als Zielgruppe? Die Anzahl der Bitcoins ist begrenzt, der Otto Normalverbraucher wird jetzt kaum noch welche kaufen. Wie groß kann denn da die Kundschaft sein?

Sehr groß! Zwar ist die Maximalanzahl von Bitcoin auf 21 Millionen begrenzt, jedoch ist BTC durch deren kleinste Einheit Satoshi vielfach teilbar. Auch wenn derzeit wohl nur noch die wenigsten Menschen ihre Euros in „ganze“ Bitcoins umtauschen, ist es also dennoch möglich, für jeden und jede – und dies wird auch die kommenden Jahren Bestand haben – Bitcoins zu besitzen. Natürlich stellen wir fest, dass vor allem jüngere, technikaffine Leute dem Thema Bitcoin offener gegenüber stehen. Dennoch, und das haben die letzten Monate einmal mehr gezeigt, machen sich immer mehr Menschen Gedanken, in das Thema einzusteigen und mit unserer App wollen wir genau diesen Neulingen helfen.

Ist Bitcoin nicht eher Anlage als Zahlungsmittel?

Für manche Experten ist Bitcoin „nur“ das neue Gold. Ein Wertanlagemittel, nicht mehr und nicht weniger. Aus unserer Sicht liegt das neben der eingangs erwähnten fehlenden Verbreitung von BTC auch noch an einem zweiten Grund: Bitcoins systemimmanente Nachteile – hohe Transaktionskosten, langsame Blockchain-Transfers und die Gefahren der Self-Custody, also die Verwahrung der Wallet-Schlüssel durch den User selbst. Wir wollen mit unserer App Bitcoin attraktiv für alltägliche Transaktionen machen und sind dabei nicht alleine: Auch PayPal will in 2021 in Europa Bitcoin als Zahlungsmittel anbieten. Solche Nachrichten geben uns für unsere Vision natürlich Rückenwind, dass Bitcoin in Zukunft nicht mehr nur ein Investmentobjekt sein wird, sondern ein Zahlungsmittel aus dem Internet für alle!

„Bitcoin gewinnt mehr Vertrauen in der breiten Bevölkerung“

Ihr startet in einer Zeit, in der der stationäre Einzelhandel quasi brach liegt, mit einem Produkt, dass sich vor allem auf Handel und Gastronomie konzentriert. Schlechtes Timing?

Ja und nein. Natürlich war auch für uns das vergangene Jahr nicht einfach. Für viele Händler und Gastronomen standen und stehen zum Teil immer noch Existenzen auf dem Spiel. Da ist nicht immer Platz für eine neue Bezahlalternative, geschweige denn eine „neue“ Währung. Umso glücklicher, dass wir vereinzelt Händler – wie das Stuttgarter Sushi-Restaurant „I Love Sushi“ – von BitBucks überzeugen konnten. Doch das vergangene Pandemie-Jahr hat auch gezeigt, dass Bitcoin durchaus als positives Beispiel in Krisenzeiten vorangeht. Nicht nur wurde das Allzeithoch von knapp 17.000 Euro für einen Bitcoin im vergangenen Dezember pulverisiert, vielmehr hat Bitcoin auch an Vertrauen in der breiten Bevölkerung gewonnen. Sowohl bei Unternehmen, aber auch bei Privatpersonen, und ist damit für den Einzelhandel interessanter denn je.

Was hat das für Auswirkungen auf eure kurz- und langfristigen Pläne und Ziele?

Wir von BitBucks arbeiten weiter an der Verbreitung von Bitcoin im Alltag. Durch die Lizenz-Beantragung für die Verwahrung von Kryptowerten bei der Bundesfinanzanstalt (BaFin) werden wir ein nach deutschem Recht regulierter Finanzdienstleister, was natürlich im Markt für großes Vertrauen sorgt, und können unsere App-Funktionalitäten erweitern. Indem wir den Tausch von Bitcoin in Fiat-Währung wie Euro ermöglichen, sind wir überzeugt, immer mehr User und Händler von BitBucks zu überzeugen. Mit unserer innovativen Payment-Lösung bieten wir ohnehin schon ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt für Krypto-Payments. Mit unserer App ist Bitcoin mehr als nur eine Wertanlage, sondern kann tatsächlich auch als Zahlungsmittel genutzt werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Autor

Christoph Pech
Christoph Pech Experte für: Digital Tech

Christoph ist seit 2016 Teil des OHN-Teams. In einem früheren Leben hat er Technik getestet und hat sich deswegen nicht zweimal bitten lassen, als es um die Verantwortung der Digital-Tech-Sparte ging. Digitale Politik, Augmented Reality und smarte KIs sind seine Themen, ganz besonders, wenn Amazon, Ebay, Otto und Co. diese auch noch zu E-Commerce-Themen machen. Darüber hinaus kümmert sich Christoph um den Youtube-Kanal.

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