Zwei Jahre Paydirekt: Viel Zeit ist vergangen, wo bleibt der Erfolg?

Veröffentlicht: 13.09.2017 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 13.09.2017

Paydirekt – viel ist mittlerweile über die Payment-Variante der deutschen Banken und Sparkassen geschrieben und gesagt worden. Sonderlich gut weggekommen ist der Dienst dabei nur selten. Zu spät, zu kompliziert, zu unausgereift – gerade zum Start Ende 2015 wurde viel über den Payment-Dienst gelästert. Jetzt, fast zwei Jahre nach dem Start, wird es Zeit, die Entwicklung von Paydirekt Revue passieren zu lassen.

Paydirekt auf Smartphone
© Paydirekt

Selten wurde der Start eines Dienstes bzw. eines Unternehmens mit so viel Argwohn beobachtet, wie der von Paydirekt. Hinter dem Payment-Dienst der deutschen Banken und Sparkassen steht nicht nur nahezu die gesamte deutsche Kreditwirtschaft, sondern auch die Paydirekt GmbH, die für den Aufbau, den Betrieb und die Weiterentwicklung des Bezahlverfahrens verantwortlich ist. Die GmbH ging aus der 2014 gegründeten GIMB Gesellschaft für Internet- und mobile Bezahlungen mbH hervor und wurde am 25. Juni 2015 ins Handelsregister eingetragen. Geschäftsführer sind Dr. Niklas Bartelt und Dr. Helmut Wißmann – beides Urgesteine der Banken- und Finanzwelt.

Doch viel erreicht scheinen die beiden mit Paydirekt noch nicht zu haben. Die harten Fakten sind schnell geklärt. Auf der Website von Paydirekt liest man, dass aktuell (Stand: 21.08.2017) 1.205 Shops Paydirekt eingebunden haben. Nach Unternehmensangaben eine Verdopplung seit Jahresbeginn. Dazu kommen über 7.000 Händler auf Rakuten.de. Nach zwei Jahren am Markt ein Ergebnis, welches Paydirekt als Erfolg wertet, der Rest der Branche jedoch eher als dürftig einstuft. Statistiken vom Oktober 2016 machen zudem sehr deutlich, wie weit Paydirekt davon entfernt ist, beispielsweise Paypal Konkurrenz zu machen. Und auch wenn die Zahlen fast ein Jahr alt sind, gibt es keine Anzeichen, dass sich zwischenzeitlich viel geändert hat. Paypal ist in Deutschland einer der bekanntesten und beliebtesten Online-Zahlungsdienste überhaupt. In puncto Bekanntheit hat Paypal sehr davon profitiert, dass Ebay vor Jahrzehnten das Unternehmen aufkaufte und Paypal quasi als DAS Zahlungsmittel auf dem Online-Marktplatz etabliert hat. Paydirekt fehlt ein solcher Inkubator. Man ist auf sich selbst gestellt, ebenso wie auch die anderen Dienstleister, die sich ihre Marktanteile hart erarbeitet haben.

David gegen Goliath

Doch warum wird Paydirekt eigentlich immer mit Paypal verglichen? Die Anfänge davon lassen sich jetzt nicht mehr finden, doch die gewonnene Eigendynamik des Vergleiches bleibt bestehen. Immer wieder muss sich David mit Goliath messen und hat dabei eigentlich keine Chance auf einen Sieg. Zu vergleichen ist bei den beiden Diensten eigentlich auch nicht viel. Paydirekt und Paypal unterscheiden sich grundsätzlich in ihrer Funktionsweise. Paydirekt ist im Gegensatz zu Paypal nämlich kein Drittanbieter, sondern eine Zusatzfunktion des Girokontos. Die Zahlung wird dabei direkt über das Girokonto des Käufers abgewickelt und an das Konto des Online-Händlers gesendet. Die Kontoinformationen werden dabei weder an den Händler noch an einen Drittanbieter weitergegeben. Warum also immer dieser Vergleich? Vielleicht, weil er die größte Strahlungskraft hat und es immer gut ist, einen bekannten Namen in der Headline zu haben? Paydirekt selbst zeigt sich wenig beeindruckt von den ständigen Vergleichen: „Der Vergleich mit Playern, die seit mehr als 10 Jahren am Markt sind, ist nicht zielführend. Daher ist das für uns nicht relevant“, erklärt Dr. Niklas Bartelt, Geschäftsführer der Paydirekt GmbH und zuständig für Produkt und Markt, auf Nachfrage, ob der Vergleich mit Paypal Paydirekt unter Druck gesetzt hat.

Mittlerweile braucht es das jedoch nicht mehr – Paydirekt gewinnt in Deutschland zunehmend an Bekanntheit. Im „Mobile Payment Report 2017“ von PricewaterhouseCoopers (PwC) vom Februar 2017 stellte sich heraus, dass 41 Prozent der Befragten Paydirekt zumindest vom Namen her kennen. Amazon Payments kommt auch nur auf 42 Prozent. Andere Anbieter wie Wirecard, Sofortüberweisung liegen mit 8 bzw. 22 Prozent weit abgeschlagen dahinter.

Jeder bekommt ein Konto

Warum geht es mit Paydirekt also nicht voran? Woran liegt es, dass die Anzahl der Händler immer noch bei gerade einmal knapp über 1.200 liegt? An der Anzahl der Nutzer sollte es eigentlich nicht liegen – es sollen mittlerweile, Stand August 2017, 1,3 Millionen sein. Paydirekt zeigt sich selbstbewusst: „Wir sind im Bereich der Käuferregistrierungen in diesem Jahr bereits um rund 40 Prozent gewachsen“, so Bartelt. Und das Wachstum wird weitergehen. Die Frage ist nur: Wie?

 


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Kommentare  

#3 Hubert Bauer 2017-09-15 14:43
Teuer, komplex und ohne unmittelbaren Umsatzzuwachs - braucht kein Mensch.
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#2 Dirk 2017-09-13 19:15
Paydirekt hat mir noch nicht darlegen können, wozu es eigentlich gut ist (da es ja schon PayPal gibt). Wir haben eine Marktwirtschaft , und es ist eine Bringschuld des Anbieters, mich vom Nutzen des Angebots zu überzeugen. Vorher nutze ich den Service nicht.

SO einfach ist das.
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#1 Frage-Mann 2017-09-13 09:44
Warum Paydirekt nicht voran kommt?

Für Händler ist das ganze ungeheuer kompliziert. Keine einfachen Strukturen wie bei Paypal. Alle Angebote die ich bis jetzt erhalten habe, sind völlig überteuert.

Schön wäre es wenn Paydirekt auch Lastschrift, Kreditkarte und Rechnung (alles abgesichert) anbieten würde.

Unfair ist zudem, dass die großen Anbieter Werbekosten-und Integrationskos tenzuschüsse erhalten, während die kleinen alles aus eigener Tasche zahlen müssen.

Solange Paydirekt teurer ist als PayPal, schlechteren Service, komplexe Anmeldung und weniger Zahlungsmöglich keiten bietet, bleibt Paydirekt draußen .
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