Europäische Kommission sucht einheitliche ePayment-Strategie

Veröffentlicht: 07.03.2013 | Geschrieben von: Redaktion | Letzte Aktualisierung: 07.03.2013

Die Europäische Kommission packt nun das Thema ePayment an und will elektronische Zahlungen in ganz Europa einheitlich, effizient, transparent und sicher machen. Dazu hat sie das Grünbuch „Ein integrierter europäischer Markt für Karten-, Internet- und mobile Zahlungen“ veröffentlicht. Damit ruft die Kommission Händler, Verbraucher und Finanzdienstleister dazu auf, bis Anfang April 2012 an sie ihre Vorstellungen zu melden. Diese sollen bis 2013 in Vorschläge für künftige Gesetze eingearbeitet werden.

Dass Internet- und Mobilzahlungen auf europäischer Ebene für die Europäische Kommission „relativ neue Politikfelder“ sind, gibt sie offen zu. Im Grünbuch beschreibt sie die derzeitige Situation bei Karten-, Internet- und Mobilzahlungen in Europa und nutzt dafür statistische Daten aus den Jahren 2008 bis 2010. „Ineffiziente Zahlungssysteme erhöhen in der EU unnötig die Transaktionskosten“, erkannte Vizepräsident Joaquín Almunia als Problem. „Sie untergraben die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft und beschränken ihr Wachstumspotenzial.“

Die Hemmnisse beim ePayment behindern vor allem den Online-Handel. Derzeit mache er zwar nur 3,4 Prozent des gesamten europäischen Einzelhandels aus, seine erheblichen Wachstumsmöglichkeiten blieben jedoch ungenutzt. Denn einer Forrester-Studie zufolge könnte sich die Anzahl der Online-Shopper in Europa von 141 Millionen im Jahr 2009 auf 190 Millionen im Jahr 2014 erhöhen. Die jährliche Wachstumsrate der Umsätze im elektronischen Handel wird für die nächsten fünf Jahre auf durchschnittlich zehn Prozent veranschlagt. Pro Kopf gab ein EU-Bürger im Jahr 2009 im Schnitt 483 Euro aus, 601 Euro könnten es im Jahr 2014 sein.

Rund 730 Millionen Zahlungskarten befinden sich in der Europäischen Union im Umlauf, das sind etwa eineinhalb Karten pro Kopf. Der Europäischen Zentralbank zufolge gab es 2009 allein im Euroraum fast 58 Milliarden Zahlungen meist kleinerer Beträge von Privatpersonen, die nicht eilbedürftig sind („Massenzahlungen“). Die EU-Verbraucher haben durchschnittlich 43 Mal im Jahr direkt an der Kasse einer Verkaufsstelle bezahlt und gaben im Schnitt 2.200 Euro im Jahr aus.

Zahlungen über das Internet (ePayment), mobile Zahlungssysteme (mPayment), Nahzahlungen mit Funkchips im Handy (Near Field Communication, NFC) – nicht immer lässt sich eine klare Trennlinie zwischen den Zahlungsmethoden ziehen. Das alles in ein einheitliches System zu integrieren, ist eine der Visionen der Europäischen Kommission.

Konkret würde das bedeuten, dass bei elektronischen Massenzahlungen in Euro oder anderen europäischen Währungen nicht mehr zwischen nationalen oder grenzüberschreitenden Transaktionen unterschieden wird. Verbraucher würden für sämtliche Zahlungsvorgänge nur ein einziges Bankkonto nutzen, auch wenn sie im Ausland sind. Zahlungen könnten nutzerfreundlicher und der jeweiligen Situation angepasst sein, je nachdem, ob sie online oder offline getätigt werden, nur einen kleinen Betrag betreffen (Mikropayment) oder es sich um große Summen handelt. Die Händler sollen von kostengünstigen, effizienten und sicheren elektronischen Zahlungsmöglichkeiten profitieren. Weil die Kunden im Umgang mit solchen Zahlungen Erfahrung gewinnen, würde das die Umstellung auf den elektronischen Handel vorantreiben, heißt es im Grünbuch.

Bevor eine solche Vision für Karten-, E- und M-Zahlungen zur Realität wird, müssen noch einige konkrete Fragen geklärt werden. Können Unternehmen all ihre Transaktionen über eine einzige Händlerbank abwickeln, wenn ein Händler grenzübergreifend die Dienste einer Bank in einem anderen Land nutzt? Sind Kreditkartenunternehmen bereit, ihre Marke gemeinsam mit anderen Kartenausgebern auf ein und dieselbe Karte oder das gleiche Gerät aufzubringen (Co-Badging)? Die Verbraucher könnten beim Zahlungsvorgang dann zwischen den Marken wählen, wenn der Händler beide Marken akzeptiert. Und sollten Händler den Kunden alle Kosten der verschiedenen Zahlungsinstrumente ganz transparent nennen, aber die Preise für alle Zahlungsweisen gleich hoch ansetzen; oder Nachlässe etwa für Bankeinzug und Aufschläge bei Kreditkartenzahlung verlangen?

„Nur wenn ihnen sichere, effiziente, wettbewerbsfähige und innovative elektronische Zahlungssysteme zur Verfügung stehen“, sagte der für Binnenmarkt und Dienstleistungen zuständige Kommissar Michel Barnier „können Verbraucher, Einzelhändler und Unternehmen die Vorteile des Binnenmarkts in vollem Umfang nutzen“. Diese würden zudem das Wachstum des elektronischen Handels fördern, ist er sich sicher.

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