Rocket IPO: "Tja, Fehlstart."

Veröffentlicht: 07.10.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 07.10.2014

 

Aber was bedeutet das für die Branche, die den Börsengang als wegweisend betrachtet hat? Laut Wall Street Journal haben die unglücklichen Börsengänge von Rocket und Zalando die Stimmung im gesamten Technologie-Sektor verschlechtert. „Beide Börsengänge haben Signalwirkung für die gesamte deutsche Tech-Branche“, so das Magazin. „Sie galten auch als Test, ob Anleger nach dem Absturz des Neuen Marktes um die Jahrtausendwende wieder bereits sind, ihr Geld in Internet-Unternehmen zu investieren. Mit der Enttäuschung beider Börsenstarts könnten nun auch weitere Börsenaspiranten unter deutschen Tech-Unternehmen […] ihre Pläne zurückstellen.“

Oliver Samwer sieht diese Entwicklung – zumindest vordergründig – erst einmal nicht allzu tragisch: Sein Blick ist auf den langfristigen Verlauf der Geschäfte gerichtet, betont der Rocket-Chef der FAZ zufolge. „Mein Fokus liegt auf der Führung des Unternehmens. Man kann den Erfolg nicht anhand der Kursentwicklung über einen Tag oder einen Monat definieren“, so Samwer.

"Völlig unsinnige Überbewertung"

Ganz unrecht hat er nicht: Einen einzigen Tag als Indikator für den langfristigen Erfolg zu sehen ist zweifellos unsinnig. Trotzdem muss sich Rocket Internet nun auf dem harten Aktienmarkt noch stärker als zuvor beweisen. Bereits im Vorfeld hatten Marktexperten Kritik an dem Unternehmen und Zweifel an dem Börsengang geäußert.

Vor allem die hohe Bewertung, die kurz vor dem Börsengang durch die Investitionen der PLDT und von United Internet um eine Milliarde Euro nach oben getrieben wurde, und die intransparente Holding-Struktur wurden kritisiert. Mit dem angesetzten Ausgabepreis von 42,50 Euro wurde Rocket Internet mit rund 6,5 Milliarden Euro bewertet. „Das ist ein Zeichen für eine völlig unsinnige Überbewertung am Markt“, so ein Händler laut Wall Street Journal.

Der Kurs, bei dem sich die Rocket Aktie nun eingepegelt hat, entspricht in etwa der unteren Grenze der Bookbuilding-Spanne von 35,50 Euro. Hätte Rocket Internet also nicht das Maximum aus seinem Ausgabepreis herausholen wollen, wäre der Kurs vielleicht nicht derart stark abgestürzt. Vielleicht. Aber die Samwer-Brüder haben sich ohnehin noch nie dadurch ausgezeichnet, dass sie den sicheren, bequemen Weg wählen. Für sie gehört das Risiko zum Geschäft.

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