Von wegen „schwaches Geschlecht“

Warum mehr Frauen Unternehmen gründen sollten

Veröffentlicht: 30.04.2019 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 07.05.2019
Frau mit Superheld Schatten

Der Schritt in die Selbstständigkeit ist kein leichter. Laut dem deutschen StartUp Monitor sind die Gründerquoten in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen. So wagten im Jahre 2017 knapp 557.000 Personen eine Unternehmensgründung. 85,4 Prozent davon waren männlich. Zwar konnte die Quote von Gründerinnen in den letzten Jahren zunehmen, allerdings lag der Wert auch 2018 nur bei sehr geringen 15,1 Prozent. Warum das so ist und was getan werden muss, um mehr Gründerinnen zu einem eigenen Unternehmen zu bewegen, haben wir versucht, herauszufinden.

Die „traditionelle Rolle“ der Frau

Eine generelle Antwort auf die Frage, warum der Frauenanteil bei Unternehmensgründungen noch immer so gering ist, wird es wahrscheinlich nie geben. Zu unterschiedlich und individuell sind die jeweiligen Voraussetzungen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen oder eben nicht. Für Maria Specht, Content-Managerin beim Leipziger Mode-StartUp Wundercurves, liegt der Grund dafür schon in den in der Kindheit auferlegten Geschlechterrollen. „Ich glaube, dass dieses Problem schon in unserer Kindheit verwurzelt liegt. Wir bekommen ein ganz falsches Bild vermittelt. Immer noch ist es so, dass Mädchen Rosa und Jungs Blau tragen. In den Kleidungsgeschäften fühlt man sich immer noch unwohl, wenn man seiner Tochter etwas aus der Jungsabteilung kauft bzw. dem Sohn einen rosafarbenen Pullover anziehen möchte. Sind wir ehrlich, es ist ein merkwürdiges Gefühl, wenn man einem Mädchen einen Pulli mit Dinos anzieht“, so ihre Einschätzung zur Problematik.

„So banal es klingt, so liegt doch dort das ursprünglichste Problem, warum Mädchen schon damit aufwachsen, viel unmutiger zu sein.“ Während ihres Wirtschaftsstudium wurde sie selbst mit bekannten Stereotypen konfrontiert, dass Frauen eher in die kreativen Berufe, wie Marketing, Personal oder aber auch in die Buchhaltung gehen und Männer vermehrt im Rechnungswesen wie Controlling zu finden sind. „Das klingt wahnsinnig veraltet und mir widerstrebt dieser Gedanke sehr, aber dennoch ist es aktuell das Bild, das gern gezeichnet wird“, erzählt sie weiter.

Auch Franziska Hannig, Gründerin und Geschäftsführerin vom Bikinilabel Inaska Swimwear, sieht in der immer noch präsenten traditionellen Rolle und Perspektive der Frau, sich um die Familie und den Haushalt zu kümmern, den Knackpunkt für die geringe Anzahl von Gründerinnen. „Wenn nicht genügend Eigenmittel vorhanden sind, ist die logische Folge der Weg zur Bank, zum Investor oder zum Crowdfunding. Erfahrungsberichte aus meinem Umfeld zeigten, dass Frauen im Schnitt weniger Zusagen erhalten. Vor allem dann, wenn Frauen im Alleingang gründen möchten“, nennt sie eine weitere Problematik.

Die Frauenquote als Lösung aller Probleme?

Die Geschichte zeigt natürlich auch, dass wir uns beim Thema „Frauen in Führungsetagen“ schon in die richtige Richtung bewegen. In den 50er Jahren war das Rollenbild der Frau am Herd weitaus verbreiteter als dies heute der Fall ist. Und auch die berühmt-berüchtigte Frauenquote ist bereits seit den 80er Jahren in verschiedenen Bereichen aktiv. Ob diese allerdings tatsächlich dazu beitragen kann, den Frauenanteil in den ganz hohen Etagen der Konzerne zu erhöhen und somit potentielle neue Gründerinnen zu motivieren, ist fraglich. „Ich finde eine Justierung des Mindsets bzw. Denkweise zu Frauen in Führungspositionen wichtiger. Das heißt, mehr Akzeptanz und Vertrauen in Frauen bewerte ich als wichtiger und nachhaltiger, als eine von außen auferlegte Frauenquote“, betont die Inaska-Gründerin.

Für Christiane Seitz, Mitgründerin von Wundercurves, stellt die Frauenquote eher eine Zwischenstation dar. „Wenn die Chancen gleich sind, sich unser Familienmodell so entwickelt, dass sich beide oder mehrere Elternteile zu gleichen Teilen um Haushalt und evtl. Kinder kümmern, es den Gender Pay Gap nicht mehr gibt, wenn Mädchen in den Kinderbüchern auch gezeigt wird, dass es Ingenieurinnen und den Hausmann geben kann, wenn soziale Berufe gerecht bezahlt werden und andere Bedingungen erfüllt sind, dann können wir die Frauenquote in der Zukunft zur Historie werden lassen und irgendwann belächeln“, so die Hoffnung der Co-Gründerin.


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Über die Autorin

Corinna Flemming
Corinna Flemming Expertin für: Internationales

Nach verschiedenen Stationen im Redaktionsumfeld wurde schließlich das Thema E-Commerce im Mai 2017 zum Job von Corinna. Seit sie Mitglied bei den OnlinehändlerNews ist, kann sie ihre Liebe zur englischen Sprache jeden Tag in ihre Arbeit einbringen und hat sich dementsprechend auf den Bereich Internationales spezialisiert.

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