Moderne Nische: Guter Wein aus neuen Schläuchen

Veröffentlicht: 29.03.2012 | Geschrieben von: Daniel Platz | Letzte Aktualisierung: 29.03.2012

Beim Handel mit Weinen dürften die meisten Leute spontan eher an Tradition als an Innovation denken. Langfristige Winzerstrategien, erlesene Rebsorten und Eichenholzfässer für die besonderen Tropfen – Innovationen gibt es da eher begrenzt. Online-Weinhändler müssen ihre Shops zwar keineswegs im dunklen Weinkeller-Look gestalten, jung und frisch ist erlaubt. Doch spätestens bei der Klassifizierung und bei den Gewohnheiten der Kunden heißt es fast immer: Klassische Werte zählen auch heute noch. Wein aus dem Tetrapack dürfte unter Weinkennern nicht mal mehr als Witz taugen, auch als hipper Modeartikel war er eher eine Eintagsfliege.

Ein junges Shopping-Projekt schickt sich an endgültig mit einer der wichtigsten Tradition zu brechen, die da heißt: Guter Wein kommt aus Flaschen. Stattdessen setzt weinkampagne.de auf eine ganz besondere Verpackung – und die ist auch die Innovation. „Bag-in-Box“ heißt das Prinzip und ist bislang vor allem Käufern von Obstsäften ein Begriff – und hat nichts mit dem verpönten Tetrapack zu tun. Stattdessen kann die clevere Kiste etwas, was kein Korken der Welt schafft: Den Wein auch nach Anbruch lange frisch halten, und zwar für ganze vier Wochen. Möglich macht das die Tatsache, dass beim Ausschenken keine Luft in die Kunststoffblase (bei Weinkampagne heißt sie Weinschlauch) gerät und somit die Oxidation des Weines verhindert wird.

Das Prinzip selbst ist nicht neu und auch Weine aus der Box werden schon länger verkauft. Doch meist läuft das bei herkömmlichen Weinhändlern nebenbei und wenn, dann sind es eher ausländische Weine. Genießer im Ausland wissen die moderne Verpackung übrigens auch selbst zu schätzen, denn dort ist die Akzeptanz der Boxen höher als in Deutschland. An das Konzept glaubt allerdings nicht nur die Gründerin der Weinkampagne, sondern mit Günter Faltin auch ein bekannter Business Angel, der seinerseits die Teekampagne ins Leben rief.

Wein gut, Verpackung clever – alles hängt an der Kundenakzeptanz

Für echte Genießer, die ihren Konsum nicht nach geöffneten Flaschen einteilen wollen, ist die Bag-in-Box eigentlich die Optimallösung, aber der Knackpunkt ist die Frage der Akzeptanz. Wer will schon Wein aus einem Pappkarton mit Kunststoffbeutel kredenzen? Als Akzeptanzverstärker setzen die Berliner daher auf gute Weine zu guten Preisen und geben die Vorteile der sparsamen Verpackung direkt an die Kunden weiter. Was bei aller Innovation ja ein ganz traditioneller Mechanismus des klassischen E-Commerce ist.

Übrigens: Die ebenso einfache wie elegante Lösung für das vermeintliche Stil-Problem ist erfahrenen Weinkennern längst klar, die Betreiber von weinkampagne.de stellen sie als Anstoß noch einmal in ihre FAQ: Man gieße den Wein ganz traditionell in eine Karaffe und biete ihn dann an. Der Rest bleibt frisch – und gut vor den Augen der Gäste versteckt in der Küche.

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