Rocket Internet: Oliver Samwer gesteht Schwächen ein

Veröffentlicht: 10.06.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 10.06.2016

Wie steht es um die StartUp-Schmiede Rocket Internet? Dieser Frage der Aktionäre musste sich gestern das Unternehmen auf seiner zweiten Hauptversammlung stellen. Schnell zeigt sich: Die Krisen der vergangenen Wochen und Monate sind nicht spurlos am Unternehmen vorbeigegangen.

Oliver Samwer

Oliver Samwer auf der Hauptversammlung 2015 (Foto: Michael Pohlgeers)

Die Berliner StartUp-Schmiede Rocket Internet hat seine zweite Hauptversammlung abgehalten. Anders als im letzten Jahr fand die Versammlung nicht in einem zu kleinen Raum in der Nähe des Bahnhofs Zoo, sondern in den neuen Räumen im Rocket-Tower, der neuen Firmenzentrale des Unternehmens, statt. Zu Beginn der Hauptversammlung fing Rocket-Chef Oliver Samwer beim Urschleim an: „Was macht Rocket Internet wirklich?“, fragte Samwer das Publikum. Viele Aktionäre haben offenbar noch immer nicht verstanden, was genau das Geschäftsmodell des Unternehmens ist. Sie sehen nur die – zugegeben hohen – Verlustzahlen, die Rocket Internet immer wieder ausweist.

Vor allem in den letzten Wochen und Monaten häuften sich wieder schlechte Nachrichten aus dem Rocket Internet-Kosmos: Der Aktienkurs will nicht so richtig nach oben und befindet sich derzeit mit rund 19 Euro weit vom Ausgabepreis von 42,50 Euro entfernt, einige StartUps mussten aufgeben oder sich aus einigen Märkten zurückziehen – EatFirst, Helpling, Bonativo. Zudem haben die Manager von Großaktionär Kinnevik den Aufsichtsrat von Rocket Internet verlassen. Also sprach Oliver Samwer auf der Hauptversammlung vom Scheitern, anstatt große Visionen zu präsentieren. „Um eins ganz deutlich zu sagen: Die meisten Unternehmen, die wir finanzieren, werden nichts“, erklärte der Rocket-Chef laut t3n.de. „Wir scheitern oft, aber wir scheitern nicht mit vielen Verlusten.“

Samwer verspricht schnellere Profitabilität

Scheitern – das gehört zur Unternehmenskultur von Rocket Internet. Die Kunst bestehe laut Samwer darin, das Scheitern frühzeitig zu erkennen und die Reißleine zu ziehen, bevor zu viel Geld verloren ist. Gerade das ist aber der Teil des StartUp-Geschäfts, mit dem viele der Aktionäre offenbar noch ein Problem haben. Schon auf der ersten Hauptversammlung im vergangenen Jahr fragten sie Samwer, wann sie denn endlich mit ihrer Dividende rechnen könnten. Für viele verbrennt Rocket Internet einfach nur Geld – eine Kritik, die Oliver Samwer offenbar erhört hat: In diesem Jahr versprach er den Anlegern, die Beteiligungen seines Unternehmens schneller profitabel machen zu wollen. 2016 werde man alles daran setzen, die Beteiligungen zumindest in die Nähe der Gewinnzone zu bringen, Ende 2017 sollen mindestens drei der größeren Unternehmen profitabel werden.

„Profitabilität ist sehr, sehr wichtig“, bekräftigte Samwer laut Spiegel Online. „Wir sind auf dem Weg dahin.“ Außerdem versprach er den Anlegern, transparenter mit den Kennzahlen der Beteiligungen zu werden – „Aber auch das hat seine Grenzen“, schränkte er ein. Alle Zahlen wird das Unternehmen also wohl nicht offenlegen. Zudem erklärte Samwer, dass er sich zu möglichen Börsenplänen der Rocket Internet-Beteiligungen nicht mehr äußern wolle. Der Markt sei zu unberechenbar, HelloFresh hatte das im vergangenen Jahr schmerzlich erfahren – das Unternehmen musste seinen Börsengang nach großer Ankündigung doch kurzfristig absagen. Noch so ein Punkt, der den Anlegern sicherlich nicht positiv in Erinnerung geblieben sein dürfte.

Kommentare  

#1 Udo 2016-06-10 09:29
Das ist wohl eine der größten Geldvernichtung smaschine die ich kenne. Das hat mit kaufmännischem Denken nichts mehr zu tun. Seriös geht anders. Falls Herr Samwer noch Geld über hat, gebe ich gerne meine Kontonummer. Natürlich ohne Gewähr auf Rückzahlung.
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