Kolumne: Warum ist der E-Commerce ein Pessimist?

Veröffentlicht: 07.02.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 07.02.2014

In den vergangenen Wochen zeigte sich der E-Commerce auffällig pessimistisch: Global agierende Unternehmen wie Apple und Amazon fuhren große Gewinne ein und brachen mit ihren Umsätzen sogar Rekorde. Und trotzdem waren Analysten mit diesen Resultaten nicht sonderlich zufrieden. Das ging sogar so weit, dass die Apple-Aktie nachbörslich kräftig verlor. Man muss sich fragen: Warum sind viele der E-Commerce-Akteure Pessimisten? Muss der E-Commerce erst noch lernen, glücklich zu sein?

Betrachtet man sich die Aussagen der Kritiker im E-Commerce, beschleicht einen das Gefühl, als bewege man sich als Optimist im Online-Handel stets auf dem Scheideweg zwischen Mut und Leichtsinn. Beschreibt beispielsweise ein junges StartUp „das Glas als halb voll“ und sieht der eigenen Zukunft mit allzu rosiger Brille entgegen, kann dies schnell dazu führen, dass unrealistische Prognosen gestellt werden, Investoren schnell ernüchtern und das Jungunternehmen am eigenen Optimismus scheitert.

Schon der französische Autor Voltaire sagte: „Optimismus: Die Torheit zu behaupten, dass alles gut sei, wenn es schlecht ist.“ Zu viel der positiven Einstellung kann sich demnach als allzu törichte Eigenheit erweisen. Auch der deutsche Dichter Theodor Fontane schloss sich der kritischen Meinung gegenüber dem Optimismus an und meinte: „Ein Optimist ist ein Mensch, der ein Dutzend Austern bestellt, in der Hoffnung, sie mit einer Perle, die er darin findet, bezahlen zu können.“ – Handelstechnisch eine eher unkluge Strategie.

Wenn also der Optimismus seinen Stellenwert im Handel verliert, was bleibt uns dann noch? Der Gedanke an alles Schlechte? Das Festhalten am Negativen, das ist und kommen könnte?

Die Psychologieprofessorin Julie Norem zog aus dem Pessimismus folgende Essenz: Sie nannte eines ihrer Bücher „The Positive Power of Negative Thinking“, also „Die positive Macht der negativen Gedanken“ und verwies darin auf die durchaus förderlichen Eigenschaften des Pessimismus.

Ein Beispiel: Einer Studie zufolge, leben negativ (oder vorsichtig) eingestellte Menschen nicht nur länger, sondern weisen grundsätzlich auch eine höhere Produktivität auf. Denn wer denkt „Alles wird schon irgendwie gut“, wird Negativszenarien weniger gut durchdenken und auf einen Worst-Case-Fall höchstwahrscheinlich weniger gut vorbereitet sein.

Vielleicht hat der Pessimismus im E-Commerce also durchaus seine Berechtigung und schützt Unternehmen vor allzu leichtfertigen Investitionen, vor übereilten Entscheidungen oder davor, sich auf den erbrachten Lorbeeren auszuruhen. Er scheint als existenzieller Antrieb im Online-Handel zu fungieren, um noch bessere Erfolge und Leistungen zu bringen.

Darüber hinaus sollten die E-Commerce-Akteure – bei aller Vorsicht – jedoch nicht vergessen, auch einmal einen Schritt zurück zutreten und die positiven Seiten zu genießen und sich über Erreichtes zu freuen.

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