Belastung für Werbetreibende

Bundesfinanzministerium will 15-Prozent-Steuer auf Online-Werbung einführen (Update: Pläne gestoppt)

Veröffentlicht: 16.03.2019 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 19.03.2019
Frau mit Taschenrechner in der Hand

Deutschland (und auch andere Länder) tun sich äußerst schwer, namhafte Online-Player zu besteuern. Immer wieder gelingt es den Großen der Branche, wie etwa Google, Amazon oder Facebook, sich mithilfe legaler Steuervermeidungstechniken um Abgaben zu drücken. Aus diesem Grund scheinen deutsche Behörden nun einen neuen Weg zu suchen, die digitalen Unternehmen zur Kasse zu bitten. Sollten die angestrebten Pläne allerdings tatsächlich greifen, könnte dies auch gravierende Auswirkungen auf kleinere Online-Händler haben.

Belastung für einige Unternehmen nicht zu stemmen

Das Bundesfinanzministerium soll nach Informationen von t3n nämlich eine Quellensteuer auf Online-Werbung in Höhe von 15 Prozent planen: Unternehmen, die Online-Werbung auf den gängigen Portalen wie etwa Facebook oder Google schalten, sollen eben diese 15-prozentige Abgabe zahlen „und sich diese dann bei Facebook und Google zurückholen“. Und wie es scheint, sei dieses Vorgehen in ersten Fällen bereits in die Tat umgesetzt worden:

Denn wie t3n mit Verweis auf einen Bericht des ZDF-Magazins Frontal21 schreibt, „seien etliche Unternehmen nach Betriebsprüfungen von bayrischen Finanzämtern aufgefordert worden, für online geschaltete Werbung der vergangenen Jahre 15 Prozent Steuern nachzuzahlen“. Diese Nachzahlungen lägen im Millionenbereich und seien zum Teil so groß, dass sie einige Unternehmen in den Ruin treiben könnten.

Wenn kleine Unternehmen zu Steuereintreibern werden

Da sich die betroffenen Händler die gezahlten Steuern nach der Theorie von den Konzernen, die eigentlich steuerpflichtig sind, zurückerstatten lassen sollen, werden die deutschen, werbetreibenden Unternehmen quasi zu Steuereintreibern. Wie genau die kleinen Anbieter die Gelder von Google, Facebook und Co. eintreiben sollen, wird jedoch nicht erklärt und dürfte in der Praxis als Unmöglichkeit gelten.

Das Bundesfinanzministerium soll gegenüber der Wirtschaftswoche bestätigt haben, dass man entsprechende Pläne verfolge. Allerdings müssten sich Bund und Länder noch über eine bundeseinheitliche Auffassung einigen. So lange hätten die bayerische Finanzämter die Anweisung, „die betroffenen Fälle offen zu halten“, schreibt t3n weiter.

Update, 16.03.2019: Online-Händler können aufatmen

Große Erleichterung für werbetreibende Online-Händler: Nachdem die Regelung für große Verunsicherung bei Online-Händlern gesorgt hatte, wurde nun eine Klärung auf Bund-Länder-Ebene erreicht. Deutsche Online-Händler müssen damit keine Quellensteuer zahlen, wie der bayerische Finanzminister Albert Füracker erklärt: „Jetzt steht endgültig fest, dass inländische werbetreibende Unternehmen keinen Steuereinbehalt bei Onlinewerbung vornehmen müssen.“

Hätte das Finanzamt die Händler zum Quellensteuerabzug verpflichtet, hätte das einen bürokratischen Mehraufwand und in vielen Fällen „erhebliche Steuernachforderungen“ bedeutet. Um die Händler vor derartigen Belastungen zu schützen, waren die bayerischen Finanzämter angehalten worden, derartige Fälle offen zu halten, bis eine Klärung auf Bund-Länder-Ebene erreicht wurde.

Der Vorstoß war auf starke Kritik gestoßen. Auch der Händlerbund hatte vor den Folgen einer Verpflichtung zum Quellensteuerabzug gewarnt und sich deutlich gegen den Vorstoß ausgesprochen.

Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

Sie haben Fragen oder Anregungen?

Kontaktieren Sie Tina Plewinski

Kommentare  

#27 Fred Feuerstein 2019-02-23 11:55
Wurde von den meisten wahrscheinlich noch nicht angeschaut, deshalb hier der Link zum Originalbericht im ZDF:

zdf.de/.../...

Damit klären sich viele Fragen aber auch, dass es keine Zeitungsente sondern Tatsache ist.
Zitieren
#26 Anita 2019-02-23 10:40
Das ist hier schlimmer als im Mittelalter. Der König wurde immer Fetter, ausgaben ohne Grenzen, man sieht es ja heute noch an den Schlössern usw. und heut zutage ist es nicht anderes, die bekommen über 10,000 im Monat, und auf der anderen Seite wurde Werften das Geld zugeschoben die PLEITE sind den BER, Stuttgart usw
Zitieren
#25 Semih 2019-02-23 09:41
Das ist wirklich das allerletzte habe seit 2007 ein Onlineshop und muss natürlich Werbung auf Google schalten um Traffic zu erzeugen. Meine Einnahmen decken gerade einmal meine Ausgaben aber Rücklagen existieren nicht und jetzt kommt das Finanzamt und möchte das ich Steuerschuldner für die Einnahmen von Google bin...? Auf welchem Planetem leben wir den, nur weil das Finanzamt sich bei diesen Konzernen sich die Zähne ausbeißt soll der kleine Bürger bluten ? 6 Jahre rückwirkend 15% auf Werbekosten wäre für mich zu 100% die Privatinsolvenz aber wenn es wirklich soweit kommt dann bin ich der erste der den Steuerprüfer der mir diese Frechheit vermitteln möchte den Hals umdreht ! Beim besten Willen aber dann ist eine Grenze des beugens überschritten .....
Zitieren
#24 Götz 2019-02-21 10:38
@Redaktion Ist das mittlerweile bei euch üblich, Kommentare von Lesern aus welchen Gründen auch immer zu unterdrücken?
Zitieren
#23 red.spotted 2019-02-21 09:24
Der Staat versagt hier auf kompletter Breite und ihm fällt nichts weiter ein, als die vermeintlich Wehrlosen zu schröpfen. Und diese Versager bekommen ab Juli automatisch mehr Geld.
Was für ein verkehrte Welt!
Zitieren
#22 Günter St. 2019-02-20 19:09
Weee ElektroG, Verpackungsgese tz, Steuern und Gebühren ohne Ende, ständige Gefahr von Abmahnungen da Gesetze zu schwammig formuliert werden und jetzt noch 15% Steuern auf Werbekosten .... unsere Regierung scheint völlig durchzudrehen und der Chinese vertickt seine Waren ohne all dies auf Ebay und Amazon.
Zitieren
#21 Rolf Eick 2019-02-20 17:43
Es ist mal wieder bezeichnend, wie erbärmlich sich die Politiker von den "Großen" vorführen lassen. Der Politik fehlt einfach das Rückgrat, die längst überfälligen Steuern dort einzutreiben, wo sie anfallen. Von wegen die westliche Welt muss gegen sogenannte Bananenrepublik en antreten. Liebe EU-Politiker: fangt mal an vor der eigenen Haustür zu kehren an, bevor ihr über die Grenzen schaut! Treibt bei denen konsequent die Steuern ein, denen ihr selbst alle möglichen Schlupflöcher ermöglicht habt. Und lasst mal die kleinen Händler zu frieden und macht sie nicht -weil ihr selbst dazu nicht in der Lage seid- zu euren Handlangern bei der Steuereintreibu ng.
Zitieren
#20 Günter 2019-02-20 17:24
Das ist doch vernünftig.
Firmen die in Deutschland ansässig sind müssen auf ihre Werbeeinnahmen auch Steuern zahlen ( Umsatzsteuer und evtl. Einkommensteuer o.Ä )
Diese haben also gegenüber aus dem Ausland tätigen Werbefirmen ( Google und Co ) einem Wettbewerbsnachteil.
Bei der Einfuhrumsatzst euer läuft es ähnlich. Der Empfänder zahlt die USt.

Daß für Jahre nachgezahlt werden soll, ist allerdings eher fragwürdig, hängt aber von der konkreten Gesetzeslage ab.
Zitieren
#19 red.spotted 2019-02-20 14:27
Es stimmt was bisher geschrieben wurde, wenn der Staat nicht in der Lage/Willens ist seine ihm zustehenden Steuern einzuforder/ein zutreiben, dann hat er versagt!
Und diese Versager bekommen jetzt wieder mehr Geld?

Das dann der Staat diese Steuerpflicht auf die Händler abwälzen will ist der Gipfel der Frechheit. Am Ende jedoch zeigt es dem geneigten Steuerzahler welche Funktion er in diesem Getriebe hat, wir wurden zu modernen Leibeigenen degradiert ! :)

Der Gedanke mit dem Ausland gefällt mir, danke schön.
Zitieren
#18 Johann Ebert 2019-02-20 12:47
Das nennt man in Deutschland "Digitalisierun gs-Strategie", "Industrie 4.0" und "Digitale Transformation" ... armes Deutschland. Internet, wie in Afrika und eine Denkweise, wie 1820. Da sollen sich doch einmal die Herrn und Damen Digitalminister äußern!
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.