Falsche Abrechnung

Mitarbeiter erhält 170.000 Euro statt 520 Euro Gehalt – und setzt sich ab

Veröffentlicht: 05.07.2022 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 05.07.2022
Zu viel Gehalt ausgezahlt: Mann im Geldregen

Unachtsamkeiten passieren, und manchmal haben sie gravierende Folgen – wie bei einem Abrechnungsfehler in Chile. Dort soll dem Mitarbeiter des Wurstwarenunternehmens CIAL Alimentos deutlich zu viel Gehalt ausgezahlt worden sein: das 330-Fache seines eigentlichen Einkommens.

Zugestanden hätten ihm lediglich 500.000 chilenische Pesos, was umgerechnet einem Einkommen von rund 520 Euro entspricht. Im Rahmen der fehlerhaften Abrechnung habe ihm sein Arbeitgeber im Mai allerdings 165.398.851 chilenische Pesos per Gehaltsscheck zukommen lassen, was einem Wert von rund 172.000 Euro entspreche, heißt es bei Business Insider mit Verweis auf Berichte der Finanzzeitung „Diario Financiero“, die in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile ansässig ist.

Mitarbeiter meldet Vorfall und verschwindet dann 

Nachdem er den Fehler bezüglich seines Gehalts bemerkt habe, sei der namentlich nicht genannte Angestellte aus dem logistischen Sektor zu seinem stellvertretenden Leiter gegangen und habe diesen über das Problem informiert. Der stellvertretende Geschäftsführer setzte sich daraufhin mit der Personalabteilung in Verbindung, die den betroffenen Mitarbeiter wiederum dazu aufforderte, das zu viel gezahlte Geld über seine Bank zurückgeben zu lassen.

Den Berichten zufolge habe der Angestellte eingewilligt, das Problem mit seiner Bank gleich am nächsten Tag zu klären, allerdings sei es dazu nicht gekommen. Darüber hinaus habe er über einen Zeitraum von drei Tagen weder auf WhatsApp-Nachrichten noch auf Anrufe seines Arbeitgebers reagiert. Über seinen Anwalt ließ der Mann dem Unternehmen dann seine Kündigung zugehen. „Laut der Zeitung hat man seitdem nichts mehr von ihm gehört“, heißt es weiter.

Daraufhin soll das Wurstwarenunternehmen Anzeige gegen den Mitarbeiter erstattet haben. Der Vorwurf lautet auf Veruntreuung von Geldern. Eine Festnahme hätte es bislang jedoch nicht gegeben.

Zu viel gezahltes Gehalt muss zurückgezahlt werden

Auch in Deutschland dürfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versehentlich zu viel gezahltes Gehalt nicht einfach einbehalten, wenn sie dies bemerken. In solchen Fällen sind sie an ihre Treuepflicht dem Arbeitgeber gegenüber gebunden und entsprechend dazu verpflichtet, den Fehler bei diesem anzuzeigen und die Überzahlung zurückzugeben. Ansonsten wäre dies als eine ungerechtfertigte Bereicherung zu werten.

In der Praxis finden sich zu diesem Thema in vielen Arbeitsverträgen sogar Hinweise, dass zu viel erhaltenes Entgelt unverzüglich anzuzeigen ist. Wer dies verschweigt, kann im Fall der Fälle auch abgemahnt oder gar gekündigt werden. Sind für solche Fälle keine separaten Ausschlussklauseln in Arbeitsverträgen verankert, greift die gesetzliche Verjährungsfrist von drei Jahren.

Allerdings kommt auch an dieser Stelle wieder ein juristisches „Das kommt darauf an!“ zum Tragen: Denn jeder Fall wird als Einzelfall betrachtet, sodass sich auch hier keine pauschalen Aussagen treffen lassen. Grundsätzlich muss stets betrachtet werden, ob der Mitarbeitende in der Lage war, zu erkennen, dass es sich um eine fehlerhafte Abrechnung handelt. Bei einer Auszahlung des 330-fachen Gehalts jedenfalls dürfte man dem Mitarbeitenden zweifellos unterstellen, dass er dies erkannt haben müsste.

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Über die Autorin

Tina Plewinski
Tina Plewinski Expertin für: Amazon

Bereits Anfang 2013 verschlug es Tina eher zufällig in die Redaktion von OnlinehändlerNews und damit auch in die Welt des Online-Handels. Ein besonderes Faible hat sie nicht nur für Kaffee und Literatur, sondern auch für Amazon – egal ob neue Services, spannende Technologien oder kuriose Patente: Alles, was mit dem US-Riesen zu tun hat, lässt ihr Herz höherschlagen. Nicht umsonst zeigt sie sich als Redakteurin vom Dienst für den Amazon Watchblog verantwortlich.

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Kommentare  

#1 Alex 2022-07-06 11:43
Wer soll es dem jungen Mann verübeln. Für das Geld müsste er 27 Jahre ackern. Ich würde da vermutlich auch schwach werden. :)
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