Etsy verbietet den Verkauf von Sexspielzeugen

Veröffentlicht: 19.07.2024
imgAktualisierung: 19.07.2024
Geschrieben von: Ricarda Eichler
Lesezeit: ca. 3 Min.
19.07.2024
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Etsy-Verkaufsapp auf Smartphone
pturadesign / Depositphotos.com
Der Marktplatzanbieter Etsy hat eine neue Richtlinie veröffentlicht, gemäß welcher der Verkauf von Sexspielzeugen sowie sexuellen Printmedien verboten wird.


Mit relativ kurzer Vorlaufzeit gab der Marktplatzanbieter Etsy kürzlich bekannt, künftig deutlich strengere Regeln für das Anbieten von Waren rund um das Thema Sexualität einzuführen. Die erste Ankündigung kam in einem öffentlichen Brief von Alice Wu, Leiterin des Etsy Trust and Safety Teams, Ende Juni. Als Frist wird darin aber bereits der 29. Juli genannt. Angebote, die den neuen Regeln nicht entsprechen, werden ab diesem Datum gelöscht. 

Weitreichendes Verbot pornografischer Materialien

Auf einer Unterseite des Etsy Verhaltenskodex werden die neuen Regeln, welche ab dem 29. Juli greifen, zusammengefasst. Diese betreffen dabei nicht nur Sexspielzeuge, welche zu aktiven sexuellen Handlungen genutzt werden können, sondern auch weitreichende Print- und Bildmedien sowie die Art und Weise, wie Artikel mit sexuellem Kontext noch illustriert und beschrieben werden dürfen.

Verboten sind demnach:

  • Sämtliche gedruckte oder visuelle Medien, welche sexuelle Handlungen oder Geschlechtsteile in einem sexuellen Kontext darstellen (dies beinhaltet beispielsweise auch alte Ausgaben von Magazinen wie dem Playboy)
  • Sexspielzeuge, welche in den Körper eingeführt werden, in welche Körperteile eingeführt werden oder welche zur Anwendung an Geschlechtsteilen gedacht sind.
  • Sexuelle Dienste, inklusive das Anbieten fetischisierter Gegenstände (beispielsweise getragener Wäsche)
  • Artikelbeschreibungen, welche Pornografie-bezogene Stichwörter oder Artikel-Tags nutzen.
  • Artikelbeschreibungen, welche verwandtschaftliche Verhältnisse in einem sexualisierten Kontext darstellen.
  • Artikelbilder, welche zur Illustration mit oder an Menschen gemodelt werden, dürfen keine sichtbaren Geschlechtsteile, inklusive Brustwarzen und Gesäßspalten enthalten.
  • Artikelbilder dürfen zudem keine fotorealistischen Darstellungen von sexuellen Handlungen zeigen.
  • Sämtliche Darstellungen illegaler sexueller Handlungen.

Noch erlaubt seien dagegen bestimmte nicht-realistische Darstellungen, wie beispielsweise Gemälde oder Skulpturen. Diese dürfen dabei auch Körperteile wie Brüste oder Gesäß zeigen, jedoch ausdrücklich nicht in einem sexuellen Kontext.

Weiterhin bleibt der Vertrieb von Zubehör-Produkten wie Handschellen, Möbelstücke und Bekleidung erlaubt. Bei diesen ist es unter Umständen jedoch notwendig, die Artikel als „nicht jugendfrei“ zu kennzeichnen. Zudem dürfen die ersten Vorschaubilder des Artikels (welche als Thumbnail auf der Übersichtsseite erscheinen) keine sexuellen Inhalte zeigen.

Massive Beschränkung der Produktvielfalt

Etsy galt ursprünglich vor allem als Marktplatz für kleine Handmade-Geschäfte und Nischen-Märkte. Das Angebot ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen, die aktuelle Neuerung könnte die Vielfalt jedoch wieder massiv beschränken. Denn auch kleine alternative Hersteller:innen von Sexspielzeugen oder Fetischbekleidung konnten sich hier einen guten Kundenstamm aufbauen. Dieser wird ihnen jetzt mit relativ kurzer Umsetzungsfrist wieder entzogen.

OnlinehändlerNews befragte hierzu David Rohde, Geschäftsführer des Fetisch-Online-Shops Rubberfashion: „Diese Entscheidung trifft uns hart, da über 50 Prozent unseres Sortiments betroffen sind. Die Auswirkungen auf unser Geschäft werden erheblich sein, da wir viele unserer treuen Kunden auf dieser Plattform verlieren werden.“

Laut Rohde hätte Etsy auch andere Maßnahmen finden können, als zu einem Komplettverbot zu greifen: „Eine Möglichkeit wäre beispielsweise die Einführung einer Haftpflichtversicherung für Verkäufer in dieser Kategorie gewesen, ähnlich wie es bei anderen großen Plattformen, wie Amazon, praktiziert wird.“

Was steckt hinter dem Verbot?

Einen konkreten Grund für die neue Richtlinie gab Wu in ihrer Ankündigung nicht bekannt. Dort wurde die Neuerung lediglich mit den Worten eingeleitet, dass Etsy ein sicherer und angenehmer Ort für Nutzer auf der ganzen Welt sein will. Strengere Jugendschutzmaßnahmen werden derzeit auch an anderen Orten des Internets durchgesetzt, beispielsweise wenn man sich die EU-Regulierungen von Porno-Portalen wie Pornhub, Stripchat und Co. ansieht (wir berichteten). 

Jedoch: Diese wurden durch die EU auch als „sehr große Online-Plattform“ (englisch „very large online platform“ - VLOP) gemäß des Digital Services Acts benannt. Eine Kategorisierung, unter welche Etsy laut eigenen Angaben zumindest derzeit nicht fällt. Demnach liegt der Marktplatz nach eigenem „Ermessen deutlich unter dem Schwellenwert von 45 Millionen Nutzern, um als VLOP zu gelten“.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 19.07.2024
img Letzte Aktualisierung: 19.07.2024
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Ricarda Eichler

Ricarda Eichler

Expertin für Nachhaltigkeit

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