Weltbild in der Krise

Veröffentlicht: 20.09.2013 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 20.09.2013

Die geplante Umstellung des Weltbild-Verlags zu einem Online-Händler gefährdet zahlreiche Stellen. Die Geschäftsführung versuchte auf einer Betriebsversammlung die Mitarbeiter zu beruhigen – mit mäßigem Erfolg. Zudem bringt der Umbau den Konzern in finanzielle Nöte.

Weltbild wird zum Online-Versender

Weltbild will auf den Online-Markt setzen. Die Geschäftsführung kündigte Mitte der Woche an, „dramatische und radikale Schritte“ unternehmen zu wollen, um den Verlag zu einem Online-Versender umzugestalten. Mehrere Hundert Stellen sollen im Zuge des Umbaus gestrichen werden, vor allem die Bereiche telefonische Kundenbetreuung, Lager und Versand, sowie der Geschäftsbereich Kataloge sind betroffen. Nach Angaben des Betriebsrates sei zunächst geplant, dass die Hälfte der Mitarbeiter in der Buchproduktion (in der die Weltbild-Sonderausgaben entstehen) und im Laserdruckzentrum (wo z.B. Werbemittel personalisiert und Rechnungen ausgedruckt werden) eingespart werden sollen. Die Mitarbeiter reagierten entsprechend entsetzt.

Weltbild will Mitarbeiter beruhigen – Betriebsrat kritisch

Einen Tag nach der Ankündigung dieser Schritte hatte Weltbild eine Betriebsversammlung einberufen, um den Dialog mit den Mitarbeitern zu führen. Nach Angaben von ver.di kamen etwa 1100 Angestellte zu der Versammlung. Die Geschäftsführung hatte zwei zentrale Punkte mitgeteilt: Zum einen habe man die Unterstützung des Aufsichtsrates, zum anderen sei der Fortbestand von Weltbild gesichert. „Aus den aktuellen Gesprächen zur Refinanzierung der Verlagsgruppe, die in den Medien für Schlagzeilen gesorgt haben, sollte man keine Aufgeregtheiten ableiten“, betonte die Geschäftsleitung.

Der Umbau des Geschäftsmodells sei nach Angaben von Weltbild bereits zu einem großen Teil erfolgt. Mitte des Jahres sei die vollständige Umstellung auf SAP erfolgt und das neue Lager habe den Betrieb aufgenommen. Die Filialen sollen künftig eine „ergänzende Funktion“ für den Online-Handel übernehmen. „Mit diesen Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe verfügt das Unternehmen über die technischen Voraussetzungen für ein zukunftsgerichtetes Online- und Digitalgeschäft, das von Katalog und Filialen weiterhin flankiert wird“, versichert die Geschäftsleitung. Weltbild beschrieb den gleichzeitigen Rückbau und Neuaufbau als „eine enorme Anstrengung“.

Die Gewerkschaft ver.di kritisierte die „nebulösen“ Stellungnahmen von Geschäftsführer Carel Halff auf die präzisen Fragen von Belegschaft und Betriebsräten zum Umbau. „Die Geschäftsführung spielt die Konsequenzen des Umbau-Prozesses gezielt herunter und versucht die Belegschaft einzulullen“, so Timm Boßmann, Sprecher der Verdi-Betriebsgruppe.

Weltbild rechnet bis 2015 mit roten Zahlen

Der Umbau hat auch finanzielle Folgen für den Verlag: Nach eigenen Angaben rechnet Weltbild bis 2015 mit roten Zahlen. Gerüchte über eine drohende Insolvenz dementierte die Geschäftsführung. „Die aktuelle Umbausituation führt in diesem und im nächsten Jahr zu vorübergehenden, geplanten Verlusten“, kommentierte die Gruppe die finanzielle Zukunft des Verlags. Ab 2015 erwarte man „wieder dauerhaft positive Ergebnisse“, so eine Sprecherin.

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.