Themenwoche Re-Commerce: Viel Potenzial in einem aufsteigenden Bereich

Veröffentlicht: 06.07.2015 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 10.07.2015

Ob gebrauchte Bücher, Smartphones oder Klamotten – immer mehr Verbraucher wollen ihre Sachen nicht einfach wegwerfen und suchen deswegen Alternativen. Das Stichwort ist Secondhand bzw. Re-Commerce. Aus diesem Grund widmen wir uns in unserer Themenwoche diesem aufstrebenden Sektor. In unserem ersten Teil klären wir, was Re-Commerce ist und wie viel Potenzial darin liegt.

Geschäftsmann vor Tafel mit Einkaufswagen Icon

(Bildquelle Re-Commerce: Ismagilov via Shutterstock)

Alte Produkte wegwerfen oder verschenken, geht vielen Menschen gegen den Strich, denn oft sind die Sachen noch gut und zu Schade, um sie einfach in die Mülltonne zu werfen. Was früher der typische Second-Hand-Laden war, sind heute Re-Commerce-Anbieter wie Momox, ReBuy oder ähnliche. Doch was ist Re-Commerce eigentlich?

Re-Commerce: Was ist das und seit wann gibt es das?

Bei dem Wort Re-Commerce handelt es sich um eine Kombination aus den Begriffen E-Commerce und Re. Letztes ist englisch für „wieder“ oder „zurück“. Entsprechend meint der Begriff Re-Commerce den Handelsverkehr gebrauchter Gegenstände über das Internet und ist damit das Pendant zum stationären Secondhand-Shop. Um eine gemeinsame Basis zu schaffen, definieren wir Re-Commerce als Ankaufsplattform für gebrauchte Ware (bzw. B-Ware), bei der der Verbraucher seine Ware an den Anbieter verkauft und diese wiederrum im Internet anbietet.

Während sich der Re-Commerce in den USA schon seit längerem großer Beliebtheit erfreut, kam der Trend in Deutschland 2003 zum ersten Mal auf. Damals startete T-Mobile eine Rücknahmeaktion für Handys, dies geschah jedoch noch nicht online. Übrigens: Auch wenn Ebay damals eher noch als Auktionshaus fungierte, kann es nur beding als Re-Commerce-Plattform zählen. Der Grund dafür liegt in der Handhabung. Kunden konnten und können noch nach wie vor gebrauchte Ware auf dem Marktplatz verkaufen, jedoch kauft Ebay keine Ware von den Nutzern an. Erst mit dem Launch des B-Ware Centers für Elektronik steigt Ebay mehr oder weniger in den Bereich Re-Commerce ein.

Als Vorreiter im Bereich Re-Commerce können die Unternehmen Momox für Bücher, Rebuy für PC-Spiele, Wirkaufens und Flip4New für Elektronik, Verkaufsuns für Smartphones und textil-ankauf.com für Bekleidung genannt werden. Mittlerweile sind die Unternehmen jedoch nicht mehr auf eine Produkt-Sparte begrenzt. Nach Angaben von Wikipedia gibt es mittlerweile über 50 Re-Commerce-Anbieter. Es ist entsprechend gar nicht so einfach, einen Überblick darüber zu gewinnen, auf welcher Plattform wie viel Geld für die gebrauchte Ware geboten wird. Da es aber für jeden Bereich im Online-Handel Preisvergleichsportale gibt, gibt es diese auch für den Re-Commerce. Zu nennen sind dabei unter andrem Recyclingmonster.de und Flipchecker.de.

Der Re-Commerce ist zudem vom sogenannten Recy-Commerce abzugrenzen. Bei diesem geht es nämlich um den Ankauf von Geräten mit dem Ziel, lediglich Komponenten oder Rohstoffe zurückzugewinnen, sie also dem Recycling zuzuführen.

Re-Commerce: Warum immer mehr Menschen Produkte weiterverkaufen

Das Europa Konsumbarometer 2015 der Commerz Finanz GmbH zeigt deutlich, dass immer mehr Menschen auf den Weiterverkauf von Produkten setzen. Von den 8.700 befragten Europäern gaben drei von fünf Europäern an, gebrauchte Waren zu verkaufen, zwei von drei treten als Käufer auf. Besonders beliebt ist der Verkauf von gebrauchter Ware bei den unter 45-Jährigen. Bereits 2012 analysierte Sempora Consulting die Gründe dafür, warum Menschen ihre nicht mehr gebrauchten Sachen weiter verkaufen. Als Hauptgrund wird dabei angegeben, dass man Platz schaffen und entrümpeln wollte (85 Prozent). Das Dazuverdienen von etwas Geld, war der zweithäufigste Grund mit 65 Prozent.

Beliebtheit Secondhand - Europa Konsumbarometer
© Europa Konsumbarometer 2015/Commerz Finanz GmbH

Natürlich wäre es auch möglich, dass die Nutzer ihre Ware privat bei Ebay verkaufen. Jedoch würde damit das Verkaufsrisiko bei den privaten Nutzern liegen bleiben und vielen ist dies einfach zu riskant und vor allem auch zu aufwendig. Das Stichwort ist hier: Convenience. Wer seine gebrauchten Sachen verkaufen will, will dies möglichst ohne viel Aufwand. Dabei unterscheiden sich die bekannten Portale in den Bereichen „Zustand der Ware“, „Versand“ und „Bezahlung“ deutlich. Eine Übersicht kann hier als PDF heruntergeladen werden. Die Verkaufsprozedur ist dabei jedoch immer ähnlich. Der Verkäufer tippt in ein Suchfeld den Artikelnamen oder eine ISBN-Nummer ein, woraufhin ein Ankaufspreis erscheint. Akzeptiert man diesen, muss die Ware nur noch per Post abgeschickt werden. Wenn bei der Prüfung der Ware nicht zu beanstanden ist, wird das Geld überwiesen.

Die Bequemlichkeit hat seinen Preis

Jedoch kostet der Service auch Geld und die Unternehmen lassen sich diesen bezahlen. Wie Stuttgarter-Zeitung.de erklärt, sind die Beträge, die die Verkäufer angeboten bekommen, meist nur ein Bruchteil von dem, was die Verkäufer zum Beispiel bei Ebay und Co. bekommen könnten. „Unsere Preise werden anhand unserer Erfahrung aus Angebot, Nachfrage, unseren Kosten beim Versand, Prüfen und Lagern sowie einem Risikoabschlag errechnet“, heißt es etwa von Seiten des Berliner StartUps Momox gegenüber der Stuttgarter Zeitung.

Dass sich das Geschäft für die Re-Commerce Unternehmen lohnt, zeigt sich bei einem Blick auf die Umsatzzahlen. Bereits 2010 konnte ReBuy einen Umsatz in zweistelliger Millionenhöhe verbuchen. Momox punktet hingegen mit 20 Millionen Umsatz und Wirkaufens kommt auf einer Million Euro. Und die Zahlen steigen. Für das Geschäftsjahr 2014 konnte Momox einen Umsatz von 80 Millionen verbuchen und liegt damit weiter auf Erfolgskurs. „Unser Wachstum in den ersten Monaten des neuen Jahres liegt bei über 50 %. Die Zahlen belegen unser starkes Geschäftsmodell“, sagte Heiner Kroke. Noch vor zwei Jahren, im Geschäftsjahr 2012, hatte der Umsatz von Momox bei 60 Millionen Euro gelegen.

Auch die Großen wollen am Trend mitverdienen

Dass sich das Geschäft mit gebrauchter Ware lohnt, haben mittlerweile auch die großen Player des Online-Handels festgestellt. Neben dem bereits erwähnten B-Ware-Center von Ebay, ist auch Amazon mit seinem „Trade In“-Programm 2011 ins Re-Commerce-Geschäft eingestiegen. Waren es zu Beginn nur Bücher, Games, DVDs und Blu-Rays die Amazon angenommen hat, können Nutzer seit September 2014 auch Technik wie Smartphones und Tablets an Amazon verkaufen.

Seit Anfang Juli ist auch Buecher.de in diesem Segment tätig und hat einen neuen Ankauf-Service für Medien und Unterhaltungselektronik gestartet. Als Partner hat sich der Online-Shop die ZOXS GmbH mit ins Boot geholt. Im Gegensatz zu vielen anderen Re-Commerce-Anbietern erhalten die Verkäufer bei Bucher.de jedoch kein Bargeld. Stattdessen gibt es einen Gutschein für den Online-Shop.

 

In unserer Themenwoche sind bisher folgende Artikel erschienen:

Interview: Momox "entstammt einer Alltagssituation"

Welche Besonderheiten gibt´s beim Verkauf gebrauchter Produkte?

Testen Sie Ihr Wisschen in unserem Quiz!

Kolumne: Werden Flohmärkte irgendwann aussterben?

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