Alibaba kommt in Europa an und spart am Zoll vorbei

Veröffentlicht: 14.12.2015 | Geschrieben von: Giuseppe Paletta | Letzte Aktualisierung: 15.12.2015

Alibabas hiesige Marktplätze kranken noch an einigen Ecken: So werden nicht nur besonders kuriose Produkte angeboten und merkwürdige Übersetzungen genutzt. Offenbar sparen die Händler aus China auch am Zoll in Ländern wie der Schweiz vorbei, auch wenn derzeit nicht ganz klar ist, wer für die niedrigeren Warenwerte verantwortlich ist.

Alibaba handelt offenbar am Zoll vorbei.

Screenshot - © www.de.aliexpress.com

Alibaba möchte langsam mit seinen Marktplätzen in Europa Fuß fassen. Übersetzte Versionen des Online-Marktplatzes gibt es auch in Deutschland schon länger. Doch bislang wurden die Marktplätze kaum genutzt, auch weil die Übersetzungen schlecht und die meisten Händler in China saßen. Das ändert sich jetzt offenbar und der Zoll bekommt Probleme.

Auch jetzt noch lohnt sich ein Blick auf die deutschen Versionen von Alibabas Marktplatz, selbst wenn man nichts kaufen möchte. Denn der Marktplatz lockt mit kuriosen Produkten: Wie wäre es zum Beispiel mit „menschlichem Haar zur Haarverlängerung“, mit „Seniorenmilch“ oder mit Material für die Urananreicherung?

Rund 50.000 Deals auf Alibaba Schweiz

Die Schweizer Handelszeitung hat erste Zahlen zum Handel auf der deutschsprachigen Version von Aliexpress veröffentlicht. So soll sich das Transaktionsvolumen gegenüber dem Vorjahr für die Schweiz verdoppelt haben. Die Cembra Money Bank habe demnach zwischen Januar und Oktober dieses Jahres rund 50.000 Schweizer Deals auf Alibaba gezählt.

Ebenso weiß die Schweizer Post von größeren Paketmengen aus China zu berichten. Gegenüber der Handelszeitung sprach die Post von einem Anstieg im „zweistelligen Prozentbereich“. Doch ganz so erfreut zeigt man sich bislang in der Branche vom Erfolg Alibabas nicht.

Denn mit dem Erfolg werden auch die Probleme sichtbarer, die Alibaba derzeit mit sich bringt. So leidet Alibabas Marktplatz bekanntlich an einer Vielzahl von urheberrechtlich problematischen und auch qualitativ fragwürdigen Produkten. Zusätzlich soll laut der Handelszeitung eine große Anzahl der Produkte aus China und Hongkong falsch deklariert sein. Eine Partnerin von Aliexpress spricht gar von 95 Prozent der Pakete. Bei diesen werde der Warenwert bewusst zu niedrig angegeben.

Damit könne Alibaba so günstige Preise auch für deutsche Kunden anbieten. Ein weiteres Problem: Der Inhalt der Pakete ist oftmals mehr wert, als auf dem Paket deklariert, was sich auch auf die Zollgebühren auswirkt. Der Händler mit Sitz in China muss viel weniger Zollgebühren bezahlen. Doch bislang scheint man dagegen offenbar machtlos zu sein.

Update 15.12.2015 - 09:56 Uhr

Ein Leser hat uns darauf hingewiesen, dass es nicht die Händler in China seien die weniger Zoll bezahlen, sondern die Kunden in der Schweiz, wenn Sie das Paket abholen. Allerdings weist bereits die Schweizer Handelszeitung darauf hin, dass man nicht wisse, ob die Empfänger oder die Absender für den Trick verantwortlich seien.

Kommentare  

#5 Rainer Strabel 2015-12-15 14:13
Verantwortlich dafür sind die chinesischen Händler. Was den Zollwert betrifft, lügen die bis sich die Balken biegen. Das tun sie aber primär aus eigenem wirtschaftliche n Interesse. Chinesische Händler müssen jährlich eine Export-Lizenz erwerben, mit der sie ein bestimmtes Handelsvolumen kaufen. Je höher das Volumen ist, desto teurer natürlich die Lizenez. Gleiches gilt auch für HongKong. Das diese Sendungen dann auch noch durch unseren Zoll flutschen und somit für den Empfänger mit zu geringen bis gar keinen Abgaben belegt werden, ist dann noch der schöne Nebeneffekt.

Allerdings kommen die falsch deklarierten Sendungen (meistens "Geschenk") eigentlich nur bei "Einzelhandes" Versendern vor. Händler, die echten Großhandel betreiben und bei denen man auch Großhandelsmeng en kauft, deklarieren in der Regel korrekt und fügen auch eine Handelsrechnung bei.

Der chinesiche Staat schaut hier scheinbar nicht ganz so genau hin. Zum einen hat China natürlich ein Interesse, seine wirtschaftliche Position zu stärken und zum anderen dürften die angegebenen Werte meistens zumindest dem Binnenmarktwert entsprechen und schließlich bringt der direkte Handel an Endverbraucher ja auch weitere Menschen des Riesenvolkes in Lohn und Brot.

Helfen kann hier nur eine genauere Kontrolle unseres Zolls. Nicht genug, das China mittlerweile die Werkbank der Welt geworden ist. Nun blasen sie auch noch zum Angriff auf den Handel. Und Deutschland begünstigt das auch noch (lasche Zollkontrolle, Abgabenfreiheit für geringwertige Sendungen, Gestattung von Zollagern, in denen noch nicht verzollte China Ware bereits auf deutschem Boden lagert und dadurch nahezu genau so schnell beim Endkunden sein kann, wie Ware vom deutschen Händler). Wenn der Staat hier nicht aufpasst und gegensteuert, bekommen wir den Handel genau so abgenommen, wie man uns die Produktion an vielen Stellen schon abgenommen hat. Wo bitte liegt der Unterschied, dass der China-Händler 1000 geringwertige Sendungen abgabenfrei durch den Zoll bringen kann, wohingegen der EU-Händler die 1000 geringwertigen Güter erst mal am Stück einkaufen muss und somit sofort und ohne Ausweg abgabenpflichti g ist? Alleine durch diese Abgabenpolitik muss ein und dieselbe Ware beim deutschen Händler schon mindestens rund 20% teuerer sein, als beim China-Lügner.
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#4 Redaktion 2015-12-15 09:56
Hallo H.-J.H.,

vielen Dank für Ihre Anmerkung und Sie haben natürlich Recht, die Käufer müssen den Zoll zahlen. Wir haben die Stelle im Artikel entsprechend korrigiert.


Die Redaktion
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#3 LouisXV 2015-12-15 09:25
2/3 des Bundeshaushalts gehen für soziale Leistungen drauf. Da muss angesetzt werden. Menschen müssen Arbeit bekommen und die Entehrung durch Arbeitslosigkei t aufgehoben werden. Und die Alterspyramide muss gestreckt werden. Wieso fitte Rentner, die gammeln müssen, wieso mit 65 plötzliche ein solcher Cut.... Es soll ja auch Menschen geben, die gerne beschäftigt sind, ja sogar welche die gerne malochen. Darüber möchte ich selber bestimmen dürfen und nicht plötzlich ausgesteuert. Und ich möchte nicht für Mehrarbeiten mehr Steuern zahlen müssen oder einen höheren Steuersatz. Wohl aber dürfte es auch keine Manager mit solchen Gehältern geben. Die haben doch gar nichts geschaffen. Die haben sich in ein gemachtes Nest gesetzt. Traumhafte Löhne oder Gewinne auch nur für Menschen, die wirklich was leisten.
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#2 LouisXV 2015-12-15 09:24
Ja das ist doch prima. Vielleicht sollte man sich mal gegenteilig überlegen, dass wir fetten Europäer mal unsere Zölle und unsere abstrus hohen Steuern senken sollten, bzw. ganz abschaffen und vereinfachen.

Wir sind die Bürger und für uns sollen die Gesetze gemacht sein. Wir wollen keine Steuern zahlen und wenn dann möglichst wenig. Unsere Produkte kosten zu viel, weil die Steuern und Abgaben zu hoch sind.

Und nur dadurch kommen auf unserer Erde die Reichtumsversch iebungen und die Kriege.

19% Umsatzsteuer 20% Gewerbesteuer oder Körperschaftste uer, dann Einkommensteuer und für alles was dann noch an Kostenapparat zwischen dem was das Produkt den Verbraucher kostet und dem was es im Einkauf (China oder Pakistan oder selbst in BRD) kostet sind die ganzen Kosten und Abgaben dazwischen ja auch wieder besteuert.
Und mit dem Geld was dann am Ende übrig bleibt für einen Menschen der in dieser Firma, die da verkauft (egal ob angestellt oder der Unternehmer selbst), da geht man dann einkaufen und da fängt der ganze Rotz wieder von vorne an. Und dannach wieder und wieder.

Summa summarum sind alles nur Steuern und die Geschwindigkeit mit der diese Besteuerung stattfindet, wird nur von Firman wie Ikea oder Aliexpress durchbrochen, wo wir dann damit eine größere Wertschöpfung erhalten.

Die von der Presse immer gescholtenen Unternehmen wirtschaften doch nicht in Ihre eigene Tasche, sondern wir Bürger kaufen dadurch bei Ikea und Aliexpress so preiswert ein. Es ist ein Unterscheid, ob ich bei Ikea einen Tisch für 10 Euro kaufe oder anderswo den gleichen für 20 und erst recht ein Unterscheid ob ich den schlichten apple-adapter für 30 oder incl. Versandkosten aus China für 2 Euro.
Diese Ansichten sind real und ich als Verbraucher entzückt.

Ein Makel und Kainsmahl sind nicht diese Firmen, sondern die anderen, die nicht preiswert anbieten.
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#1 H.-J.H. 2015-12-15 08:35
Soviel ich weiss, hat die Schweiz ein Freihandelsabko mmen mit China.
Der Zoll wird von den Bestellern b.z.w. Käufern bei der Einfuhr bezahlt und nicht wie hier dargestellt von den Händlern in China. Das ist nach meiner Erfahrung auf der ganzen Welt so.
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