Hermes träumt von gemeinsamen Paketkästen mit Amazon

Veröffentlicht: 04.04.2016 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 04.04.2016

Die Macht von Amazon wächst stetig und unaufhaltsam weiter. Und zwar bekanntermaßen nicht nur im klassischen Online-Handel, sondern auch im Bereich Logistik. Die traditionellen Paketdienstleister reagieren unterschiedlich auf diese Entwicklung. Während sich die Deutsche Post schmallippig zeigt und nach außen hin keine Bedenken zu haben scheint, kann sich die Otto-Tochter Hermes durchaus eine enge Zusammenarbeit mit Amazon vorstellen.

Hermes Logo

360b / Shutterstock.com

Wie sieht die Zukunft auf dem Logistikmarkt aus? Wird sich Amazon neben den klassischen Dienstleistern wie der Deutschen Post und Hermes behaupten? Wird der Online-Riese gar die Position des Marktführers DHL stürzen? – Eine Antwort hierauf kann noch nicht gegeben werden. Fest steht jedoch, dass große Umbrüche bevorstehen und teils sogar in vollem Gange sind. Inzwischen erprobt Amazon beispielsweise in Großstädten die Zustellung durch eigenes Personal, liefert innerhalb von 120 Minuten, treibt die Drohnentechnologie (und damit neue Zustellmöglichkeiten) voran oder investiert in eine eigene Luftfrachtsparte.

„Es ist keine gute Idee, sich gegen Amazon zu positionieren“

Gegen die neue Konkurrenz müssen sich Logistiker wappnen. Hanjo Schneider, Vorstandsmitglied der Otto Group und Aufsichtsratschef der Hermes-Gruppe, stand nun in einem Interview mit der Welt Rede und Antwort und gab dabei auch Strategien in der Amazon-Problematik preis: „Es ist sicher keine gute Idee, sich gegen Amazon zu positionieren“, stellte er fest.

Da eine hauseigene Zustellung innerhalb weniger Stunden in den Innenstädten „nur für einen sehr kleinen Teil des Sortiments gelingen“ könne, sei Amazon seiner Meinung nach allerdings auch in Zukunft auf externe Anbieter angewiesen.

Hermes und Amazon: Gemeinsame Paketkästen, Nutzung der Hermes-Shops

Da die Rivalität nicht unnötig verstärkt werden soll, kann sich Hanjo Schneider auch eine Kooperation sehr gut vorstellen: „Ich kann mir vorstellen, dass Hermes zum Beispiel bei den Packstationen mit Amazon kooperiert. Wir könnten die Anlagen gemeinsam nutzen und dadurch besser auslasten. Amazon könnte zudem die Paketshops von Hermes in die eigene Zustellung mit einbeziehen.“

Sicher wäre beispielsweise eine exklusive Zusammenarbeit ganz im Sinne von Hermes. Dennoch verweist Schneider darauf, dass geschlossene Systeme solcher Paketkästen „keine Zukunft“ haben. Eine Lösung für die gesamte Branche sei nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen besser, sondern auch für die Kunden viel attraktiver.

Hermes: Zweifel an Bedeutung der taggleichen Lieferung

Während Schneider in neuen und kundenfreundlichen Services nicht nur eine Notwendigkeit, sondern solche Dienste quasi als Basis für die Zukunft sieht, schätzt er die Bedeutung der taggleichen Lieferung oder der Lieferung binnen weniger Stunden eher als gering ein. Zwar biete man über die Beteiligung am Logistiker Liefery einen solchen Nischendienst an. Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit ist dieser Bereich allerdings eher mit untergeordneter Priorität angesiedelt.

Im Gegensatz dazu wäre eine Zusammenarbeit der verschiedenen Logistikdienstleister äußerst sinnvoll, um die Innenstädte zu entlasten. „Konsolidierungspunkte, von denen aus neutrale Zustellfahrzeuge die Sendungen zu den Empfängern bringen“ könnten dem Kollaps der Innenstädte entgegenwirken: „Wenn unsere Branche keine Bereitschaft entwickelt, Verantwortung zu übernehmen, wird sich am Verkehr in den Städten nichts ändern. Die Folge werden immer mehr Auflagen sein“, so Schneider weiter.

Das vollständige Interview, in dem beispielsweise auch noch auf Integration, Flüchtlinge als Arbeitskräfte oder Paketdrohnen eingegangen wird, finden Sie bei der Welt.

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