Marketplace: Amazon bietet produktspezifische Verkaufsprovisionen

Veröffentlicht: 08.04.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 18.05.2016

Amazon führt eine seltene Veränderung der Verkaufsprovisionen durch. Das Unternehmen bietet Händlern einen Nachlass auf die Verkaufsprovision für bestimmte Artikel an, wenn der Verkaufspreis einen Schwellenwert nicht überschreitet. Ein weiterer Versuch, die Preisgestaltung der Händler zu steuern?

Amazon auf einem Tablet

Bildquelle: PeoGeo / Shutterstock.com

Amazon informiert derzeit Marketplace-Händler über eine „Rabattaktion“ für Verkaufsprovisionen. Dabei gestaltet das Unternehmen die Verkaufsprovisionen produktspezifisch: „Guten Tag, wir möchten Sie bei der Gestaltung attraktiver Preise für beliebte Artikel unterstützen und bieten Ihnen daher für einen begrenzten Zeitraum die Möglichkeit, einen Rabatt für die Verkaufsgebühr für die unten aufgeführten ASINs zu erhalten“, so die Mitteilung an die Händler, die t3n.de vorliegt.

Demnach begann die Rabattaktion am 31. März 2016 und endet am 14. April. Bis dahin können die Händler auf die aufgeführten Artikel einen Nachlass auf die Verkaufsprovision erhalten, solange „der Gesamtverkaufspreis für einen ausgewählten Artikel (d. h. der vom Käufer bezahlte Gesamtbetrag inklusive Artikelpreis und Gebühren für Lieferung oder Geschenkverpackung)“ einen von Amazon vorgegebenen Schwellenwert nicht überschreitet.

Amazon schafft sich neue Steuerungsmöglichkeiten

„Es ist nicht davon auszugehen, dass die aktuellen Rabattaktionen ein Test bleiben werden“, urteilt Alexander Hoffmann von ecomparo.de, der die Entwicklung für t3n.de analysiert hat. Vielmehr sei eine weitreichende Dynamisierung der Verkaufsprovisionen zu erwarten. Aber wieso experimentiert Amazon überhaupt mit niedrigeren Provisionen? Unter anderem bremsen hohe Provisionen Amazons Wachstum, da sie für höhere Preise sorgen und der Preis schließlich beim Kauf ein entscheidendes Kriterium ist. Niedrige Provisionen könnten also dem Marktplatz helfen, weiter zu wachsen. Durch die Koppelung des Rabatts an einen Schwellenwert verhindert Amazon zudem, dass die Händler durch die Einsparung der Provision ihre Marge erhöhen. Sinkt die Provision, soll auch der Preis sinken – so der Grundgedanke des Unternehmens.

Amazon senkt die Provisionen aber nicht nach Kategorie, sondern koppelt den Rabatt an die ASINs. Damit schafft sich das Unternehmen genauere und neue Steuerungsmöglichkeiten, wie Hoffmann weiter ausführt. So habe Amazon eine kurzfristige Reaktionsfähigkeit zur Veränderung der Provision und könne die Provision auch je nach Verkaufspreis staffeln. Es sei aber auch möglich, jedem Marketplace-Händler unterschiedliche Schwellenpreise und Provisionen vorzugeben oder auch Trendprodukte kurzfristig mit einer anderen Provision zu versehen.

Mehr Intransparenz für Händler

Für die Marketplace-Händler bedeutet die Entwicklung allerdings wieder einmal mehr Intransparenz im Geschäft, so Hoffmann. So könne Amazon auch unterschiedliche Provisionen, die an die Verkäufer-Performance gekoppelt wären, festlegen oder für gewerbliche Händler andere Provisionen berechnen als für private Händler. Das ist in der Kategorie Elektronik bereits der Fall. Und Amazon schaffe sich eine Möglichkeit, die gesamte Preisgestaltung auf seinem Marktplatz zu steuern: „Auch wenn Amazon bereits mit dem ein oder anderen umsatzstarken Pureplay-Händler individuelle Verkaufsprovisionen vereinbart haben mag, erst durch die jetzigen Maßnahmen erschließt sich Amazon Steuerungsmöglichkeiten des Pricings über das gesamte Sortiment“, meint Hoffmann in seinem Fazit.

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