Dot.com 2.0 oder ist diesmal alles anders – Onlineriesen an der Börse

Veröffentlicht: 29.11.2013 | Geschrieben von: Redaktion | Letzte Aktualisierung: 29.11.2013

Im Jahr 2004 ging der Suchmaschinenriese Google an die Börse. Es folgten Zynga, Facebook, Twitter und viele mehr. Jetzt plant auch der chinesische Internetriese Alibaba den Gang an die Börse. Während Facebook auf einen Börsenwert von 115 Milliarden Dollar kommt, bringen es die Chinesen nach aktuellen Kriterien auf eine Marktkapitalisierung von 120 Milliarden Dollar.

Zalando schließt einen möglichen Börsengang nicht aus.

Es gibt gute Gründe für einen Börsengang. Der zeitintensive Prozess dauert zwar meistens mindestens ein Jahr, spült dafür dem Unternehmen aber neue finanzielle Mittel in die Kassen. Dadurch kann Wachstum finanziert und die Eigenkapitalbasis gestärkt werden. Außerdem öffnen sich Unternehmen somit einem breiten Publikum, denn jeder der einen Account bei einem Broker besitzt, kann Anteile von der Aktiengesellschaft erwerben.

Erstaunlicher Börsenstart von Twitter

Twitter hatte einen sehr erfolgreichen Börsenstart.

Die Medien kommentierten den Börsengang von Twitter mit Überschriften wie „Twitter erobert die Börse“ oder „Twitter feierte ein furioses Börsendebüt“. Der Focus sprach sogar vom Börsendebüt des Jahrzehnts. Der Mega-Börsenstart war ein großer Erfolg und manche Kritiker reden bereits von der nächsten Dot.com-Blase. Damals wurden Internet-StartUps an der Börse gehypt, obwohl Geschäftsmodelle fragwürdig erschienen und nur die wenigsten Unternehmen überhaupt über Gewinne verfügten. Volkswirtschaftlich war die Internetblase ein kleineres Desaster, sie hatte ja die gleichen Folgen wie der große Gründerkrach in den USA. Diesmal blieb am Ende kein ausgebautes Streckennetz übrig, sondern eine Infrastruktur im World Wide Web. Der Siegeszug des Internets wurde durch die Blase maßgeblich vorangetrieben. Die positiven Erfahrungen mit Twitter an der Börse, könnten der Initialfunke für einen Börsenstart von Zalando werden.

Fallbeispiel: Folgt Zalando dem Beispiel von Twitter?

Zalando schließt einen Börsengang nicht aus.

Bei Zalando handelt es sich um ein international agierendes Unternehmen. Im Onlineshop der Firma werden längst nicht mehr ausschließlich Schuhe und Damenmode angeboten. Neben der typisch weiblichen Zielgruppe, bemüht sich Zalando mit der Seite http://www.zalando.de/herren-home/ auch verstärkt um Kunden aus männlichen Käuferkreisen. Neben einem großen Angebot an Freizeitkleidung für Herren, bietet das Unternehmen Kunden im Businessbereich in einem speziellen Herrenausstatter (http://www.zalando.de/herrenausstatter/) eine große Auswahl an hochwertigen Anzügen und Hemden. So erhofft sich Zalando, seine Reichweite noch weiter zu steigern und seinen Kundenkreis zu erweitern.

Zalando und der mögliche Börsengang

Seit Jahren wird in Expertenkreisen darüber spekuliert, ob und wann Zalando endlich den Schritt aufs Börsenparkett wagt. Momentan ist die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik mit 36,5 Prozent der größte Shareholder an Zalando. Die berüchtigten Samwer-Brüder gelten als Gründer und Ausnahme-Unternehmer und halten über ihr Investmentvehikel European Founders Fund 17 Prozent am ehemaligen StartUp. Der Modekonzern Bestseller kommt auf eine Beteiligungsquote von knapp 10 Prozent. Die Early-Stage-Investoren ziehen sich aber langsam aus Zalando zurück, denn nach der letzten Kapitalerhöhung wurden die Anteile einiger Investoren verwässert, sprich diese haben im Zuge der Erhöhung keine neuen Anteile erworben um somit ihre Anteile konstant zu halten. Die Kapitalerhöhung war nötig, um dem Ontarios Teachers' Pension Plan eine Beteiligung von zwei Prozent zu ermöglichen. Insgesamt hat Zalando das Kapital um vier Prozent aufgestockt und möchte mit dem Geld weiteres Wachstum finanzieren. Die restlichen zwei Prozent sollen nach Angaben vom Spiegel ein US-Pensionsfonds übernommen haben. Auf Anfrage vom Spiegel wollte sich der Firmenchef Ritter zu diesen Spekulationen jedoch nicht äußern.

Geschäftsführer Rubin Ritter kommentierte gegenüber Journalisten den erwarteten Börsengang mit dem folgenden Satz: „Es steht derzeit nicht an, aber es ist eine Option für die Zukunft, auf die wir das Unternehmen vorbereiten.“ Ritter sagte ebenfalls, dass es zu seinen Aufgaben gehöre, Zalandos Börsenfähigkeit sicherzustellen. Kurzfristig werde es nach eigenen Aussagen keinen Börsengang geben. Die Investoren seien aber nicht abgeneigt, weshalb Ritter mittelfristig einen Schritt aufs Parkett für möglich halte.

Fundamentale Bewertung von Zalando

Der Weg von dem was Zalando einmal war und heute ist, ist mehr als beeindruckend. Immerhin sprechen wir hier über ein StartUp aus Berlin, das den Online-Handel maßgeblich beeinflusst hat und jährlich über eine Milliarde Euro umsetzt.

In der Woche generieren die Webseiten von Zalando mehr als 100 Millionen Seitenaufrufe. Was mehr als beachtlich ist. Für das Unternehmen arbeiten 3.500 Menschen in den Bereichen Logistik, Technik, Onlineshop und vielen anderen Bereichen. Im zweiten Quartal 2013 erwirtschaftete das Unternehmen einen Nettoumsatz von 437 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 70 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im Halbjahresvergleich konnten die Umsätze ebenfalls um mehr als 70 Prozent gesteigert werden. Das Management hat sich bis zum Jahresende ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Es möchte einen Umsatz in Höhe von zwei Milliarden Euro erwirtschaften. Es scheint machbar zu sein, denn Zalando ist in über 14 europäischen Ländern aktiv. Firmenchef Ritter kommentierte die durch die Medien unterstellten Expansionspläne wie folgt: „Wir versuchen jetzt, in diesen Märkten besser zu werden.“ Er verweist darauf, dass es in Osteuropa zwar interessante Märkte gebe, bekräftigte aber, dass es zum aktuellen Zeitpunkt nicht angedacht sei, weiter zu expandieren.

Im vergangenen Jahr erreichte Zalando in Deutschland, Österreich und der Schweiz den sogenannten Break-Even-Point. Laut einem Bericht des Spiegels würden die Investoren im nächsten Jahr ein Gewinnplus in der DACH-Region erwarten. Im vergangenen Jahr musste Zalando einen Jahresfehlbetrag von 90 Millionen Euro ausweisen, ein Betrag, welcher der Auslandsexpansion geschuldet war. Sollten das Herbst- und Weihnachtsgeschäft insgesamt gut laufen, wird die Umsatzmarke von zwei Milliarden Euro wohl geknackt werden können.

Auch wenn es viele nicht zugeben, aber Zalando ist ein Schwergewicht im E-Commerce-Geschäft. Das Unternehmen macht Modeketten wie H&M oder Zara Konkurrenz und muss auch nicht den Vergleich mit Otto oder Amazon scheuen. Die Konkurrenz aus England Asos wurde bereits von Zalando in Sachen Umsatz überholt.

Der Finanzvorstand der Deutschen Post Rosen kommentierte die Relevanz von Amazon und Zalando für das Paketgeschäft wie folgt: „Wir haben eine diversifizierte Kundenbasis.“ Von Abhängigkeit wollte das Unternehmen nicht sprechen. Dem kann man nur zustimmen, allerdings wird der Paketversand in den nächsten Jahren für die Post wohl immer wichtiger werden.

Das Markforschungsinstitut Mintel geht davon aus, dass der Online-Markt im laufenden Jahr um 14 Prozent auf 38 Milliarden Euro ansteigen wird. John Mercer, Experte bei Mintel, sieht die große Anzahl an länderspezifischen Websites von Zalando gegenüber den Konkurrenten Amazon und Asos als Wettbewerbsvorteil.

Im vergangenen Jahr hat der deutsche Einzelhandel einen Umsatz von 428 Milliarden Euro erwirtschaftet. In Relation zu dieser Kenngröße ist der Anteil von Zalando noch schwindend gering. Dennoch sollte das Unternehmen nicht unterschätzt werden, denn während Quelle.de und Neckermann.de durch die Otto-Gruppe übernommen wurden, wächst Zalando fleißig weiter.

Fazit zum geplanten Börsengang

Ein Börsengang scheint wahrscheinlich. Das Potential von Zalando ist noch nicht im Geringsten komplett ausgeschöpft. Im Gegenteil, denn das Vertreiben von eigenen Marken ist strategisch richtig. Wie bereits erwähnt wurde, ist die Website von Zalando sehr gut besucht und daher liegt es nahe, seine eigenen Produkte auf der Website prominent zu bewerben. Das ist nicht nur kostenlos, sondern auch sehr zielgerichtet. Während Zara und Co. auf Ladengeschäfte angewiesen sind, kann Zalando sein eigenes Netzwerk zum Vertrieb nutzen.

Bis zum Börsengang sollte das Unternehmen aber die in der Medienwelt häufig beanstandeten Arbeitsbedingungen zum Wohle der Mitarbeiter verbessern, denn als Unternehmen trägt es dafür die Verantwortung.

Zalando gehört wohl trotzdem zu den wenigen StartUps, die den Sprung auf die internationale Bühne geschafft haben und weltweit agieren. Die Story um Zalando wird wahrscheinlich noch lange andauern und die mediale Aufmerksamkeit wär dem Online-Shop-Riesen damit so gut wie sicher. Es wäre einer der interessantesten Börsengänge der vergangenen Jahre.

Weitere Informationen:

http://www.finance-magazin.de/maerkte-wirtschaft/kapitalmarkt/zalando-naehert-sich-boersengang/

http://www.welt.de/wirtschaft/article121151343/Zalando-waechst-rasant-und-wird-Amazon-gefaehrlich.html

http://www.deutsche-startups.de/2013/10/23/zalando-umsatz-bewertung/

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