Sorgenkind Buchhandel.de: Spiegel Online steigt aus (Update: 28.06.)

Veröffentlicht: 28.06.2016 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 29.06.2016

Das Shopsystem Buchhandel.de steht vor einer ungewissen Zukunft. Dem Börsenverein beschert es regelmäßig rote Zahlen, nun hat Spiegel Online die Kooperation beendet. In der Spiegel-Bestsellerliste wird künftig nicht mehr auf Buchhandel.de verlinkt. Grund: eine unterirdische Conversion Rate. Update: Bis das System umgestellt ist, wird Spiegel weiter auf Buchhandel.de verlinken. Der Übergang soll nahtlos geschehen.

Bücher

(Bildquelle Bücher: Yulia Grigoryeva via Shutterstock)

Buchhandel.de scheint sich zum Paradebeispiel dafür zu entwickeln, wie Digitalisierung nicht funktioniert. Das Shopsystem, das eigentlich den lokalen Buchhandel stärken soll, indem es stationäre Händler integriert, brachte MVB, der Wirtschaftstochter des Börsenvereins im Jahr 2015 600.000 Euro Minus, in diesem Jahr schon über 300.000 Euro. Der nächste Schlag wurde am gestrigen Donnerstag offiziell: Spiegel Online wird in seinen Bestsellerlisten künftig als Alternative zu Amazon nicht mehr auf Buchhandel.de verlinken. Als Nachfolgeangebot soll Thalia genutzt werden.

Schaut man sich die Zahlen an, ist der Ausstieg von Spon nicht überraschend, sondern eher der späte Zeitpunkt. Ende Februar 2015 wurden die Bestsellerlisten mit Buchhandel.de verknüpft. In 14 Monaten klickten etwa 22.000 Nutzer auf den Buchhandel-Link, eine recht anständige Zahl. Wie viele Verkaufsabschlüsse wurden aus diesen 22.000 Interessierten generiert? Ganze 41! Das entspricht einer Conversion-Rate von 0,18 Prozent. Die Frage nach dem Warum erübrigt sich bei diesen Zahlen.

Update (28.06.): Noch findet sich in den Bestsellerlisten nicht der Link zu Thalia, sondern weiterhin zu Buchhandel.de und nach Auskunft des Spiegel wird dies auch noch eine Weile so bleiben. OnlinehaendlerNews gegenüber sagte der Verlag: "Da uns der Buchhandel natürlich sehr am Herzen liegt, werden wir nahtlos weiterhin eine Alternative zur Amazon-Verlinkung anbieten und hoffen, dass diese Plattform erfolgreich Käufer anziehen kann. Wir gehen derzeit davon aus, dass wir noch in diesem Sommer die Umstellung auf den neuen Partner vornehmen können."

Wird Buchhandel.de eingestellt?

Die Frage, die sich der Börsenverein aktuell stellt, ist nun, ob es mit Buchhandel.de überhaupt weiter geht. Das Boersenblatt zitiert den Vorsteher des Börsenvereins, Heinrich Riethmüller, mit den Worten: „Der Vorstand [ist] der Meinung, dass wir jetzt schnell entscheiden müssen, sonst verbrennen wir weiter Geld.“ Abgeschaltet wird die Plattform erst einmal nicht, doch eine extra gegründete Task Force hat ein Maßnahmenpaket mit entsprechenden Zielen entwickelt, das über die Zukunft entscheiden soll.

Die Provision für Transaktionen soll von 3 auf 10 Prozent erhöht werden. Jede angeschlossene Buchhandlung soll künftig eine Gebühr von 20 Euro pro Monat und 5 Euro je Filiale bezahlen. Sollten bei der nächsten Rechnungsstellung weniger als 75 Prozent der Buchhändler bereit sein, die Gebühr zu bezahlen, soll Buchhandel.de eingestellt werden, andernfalls weitergeführt. Zudem sollen bis Ende des Jahres mindestens 1.000 Buchhandlungen integriert sein. Gelingt dies nicht, soll Buchhandel.de ebenfalls eingestellt werden. Zunächst sind das nur Vorschläge, die noch nicht bindend für den Börsenverein sind. Doch eine Plattform, die Geld verbrennt, wird man sich nicht mehr lange leisten wollen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.