Fake-Shops: Amazon sieht sich ausreichend geschützt

Veröffentlicht: 07.11.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 18.11.2016

Seit Monaten sorgen Betrüger mit Fake-Shops auf dem Amazon Marketplace für Chaos. Das Unternehmen scheint dem aber keinen Riegel vorzuschieben, Händler und Kunden sind frustriert. Nun hat Amazon sich zu den Vorfällen geäußert.

Amazon Logo auf schwarzem Grund

Eric Broder Van Dyke / Shutterstock.com

Amazon scheint ein größeres Problem mit Fake-Shops zu haben: Immer wieder wird von Betrügern berichtet, die den Amazon Marketplace für ihre Machenschaften nutzen. So hat eine neue Analyse jüngst gezeigt, dass der Betrug sich seit zwei Monaten deutlich auf die Preisentwicklung auf dem Marktplatz auswirkt. Denn durch die vielen vermeintlichen Schnäppchenangebote, mit denen die Betrüger ihre Kunden ködern, treiben sie den Preiskampf auch voran. Ergebnis sind starke, chaotische Ausschläge nach unten, was den Preis angeht.

Dass das bei den Händlern auf wenig Gegenliebe stößt, überrascht kaum. Umso stärker ist die Frustration, da Amazon nicht in der Lage scheint, dem Problem Herr zu werden – und teilweise sogar nicht daran interessiert wirkt, das Problem zu lösen. „Wir melden täglich neue Fake Verkäufer und Amazon löscht diese teilweise nicht einmal weil wir es nicht ausreichend begründen. Als wäre es unser Job die Fake Verkäufer raus zu suchen“, schreibt etwa ein Händler in unsere Kommentare. Auch andere Händler berichten davon, Fake-Verkäufer vergeblich zu melden. Zudem scheinen die Shops anfällig für Hacks zu sein. Und teilweise ist es schon vorgekommen, dass ein Händler abgemahnt wurde, nachdem sein Shop gehackt und dann manipuliert wurde.

Amazon will Prozesse zum Schutz etabliert haben

Nun hat Amazon sich auf Anfrage von OnlinehändlerNews zu den Vorfällen geäußert. Eine sichere Einkaufsumgebung für Käufer und Verkäufer habe demnach „oberste Priorität“ für das Unternehmen. „Wir haben diesbezüglich Prozesse zum Schutz unserer Kunden etabliert“, heißt es weiter. Amazon verweist auf seine Website, in der das Unternehmen die Kunden über Bestellungen bei Marketplace-Verkäufern informiert. Dort heißt es:

„Überweisen Sie nie direkt an einen Marketplace-Verkäufer. Falls Sie von einem Verkäufer aufgefordert werden, einen Betrag an ihn oder einen Dritten zu überweisen, kommen Sie dieser Aufforderung bitte nicht nach, sondern melden Sie den Vorfall unserem Kundenservice. Nur Marketplace-Bestellungen, die per Bank- oder Kreditkarteneinzug über die Website von Amazon.de bezahlt werden, sind durch die Amazon A-bis-z-Garantie abgesichert. Wir empfehlen Ihnen zudem, Ihre Kommunikation mit Verkäufern ausschließlich über die Amazon.de Website zu führen.“

Diesen Punkt hebt das Unternehmen in seiner Antwort auf unsere Anfrage ebenfalls hervor. Zudem seien die Verkäufer verpflichtet, „alle Transaktionen nur über die Amazon-Plattform laufen zu lassen“. Amazon bekräftigt, dass man ungültige Angebote bei Kenntnis „unverzüglich“ entferne. Gleiches gilt für gehackte Konten: „Sollten Unberechtigte durch Vorgänge außerhalb der Amazon-Umgebung Zugriff auf ein Verkäufer Amazon-Konto erhalten haben, ergreifen wir nach Kenntnis umgehend entsprechende Maßnahmen, um Verkäufer und Käufer zu schützen.“

Der wichtige Punkt hierbei ist, dass Amazon erst „nach Kenntnis“ aktiv wird und offenbar nicht aktiv die Vorgänge auf seiner Plattform überwacht. Denn bis ein solcher Vorfall bemerkt und gemeldet wird, kann einiges an Zeit vergehen – Zeit, in denen Kunden und Verkäufer bereits Schaden nehmen können.

Kommentare  

#7 Michael Schäfer 2016-11-14 18:29
Die Hacker sitzen weder in Russland noch in Italien. Die Mafia wird aus der rumänischen Stadt Râmnicu Vâlcea, auch Hackerville genannt, gesteuert. Die Masche wurde schon vor Jahren bei eBay durchgeführt.

Die Schuld alleine nur bei Amazon zu suchen, finde ich etwas blauäugig. Ich weiß nur zu gut, dass das Thema IT-Sicherheit bei vielen gerade kleineren Händlern völlig unterbelichtet ist. Wenn der noch Ahnungslos irgendein Browser Add-on im Firefox zu laufen hat, was schon brav immer die aktuellen Zugangsdaten nach Hause funkt, muss ich mich nicht wundern, wenn keine 24 Stunden mein Konto bei Amazon gehackt ist. Da hält sich dann mein Mitleid in Grenzen.

Schöne Grüße in die Runde
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#6 Klaus 2016-11-12 14:25
wenn man diese idiotenentlarvt dann Hände abhaken.
Wolfgang hat recht wenn er schreibt VK Volumen Limits einrichten und dazu noch genauer prüfen und schon ist alles vorbei. entweder russen oder Italiener vermute ich mal hinter dieser betrugssache
schöne grüße
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#5 Robin Temucin 2016-11-09 14:59
Also bei mir haben die Limit-Einstellu ngen für Neu-Amazon-Kund en gegriffen. Ich war erst drei Tage Mitglied bei Amazon (Ich hatte und habe noch keinen einzigen Artikel online gestellt!) und mein Account wurde sofort übernommen und >500 Artikel eingestellt. Über Nacht wurde mein Account automatisch gesperrt ohne scheinbar Schaden an Dritte verursacht zu haben. Die Telefonie und die Email-Flut am Folgetag war natürlich sehr anstrengend...
Im laufendem Betrieb möchte ich so etwas natürlich auch nicht haben!
Phishing-Software oder andere Manipulationen an unserem Rechnersystem kann ich allerdings klar ausschließen. Da muss woanders der Wurm drin sein...
Hoffnung für die Zukunft!
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#4 Gabriele Reich 2016-11-08 19:10
Unverzüglich, das ist ein Witz, manche stehen nachgewiesenerm aßen über mehrere Stunden online, offensichtlich tun sie sich bei gehackten Shop schwerer als bei neuen Verkäufern. Und manche Händler werden öfters hintereinander gehackt, ein Wahnsinn.

Und seit mehreren Monaten auch auf den Plattformen von Amazon in Italien und Frankreich...
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#3 T-h-e 2016-11-08 13:15
Eine Schande, was Amazon da abzieht. Selbstverständl ich könnte die mit Prüfmechanismen und simplen Algorithmen das Problem pro-aktiv lösen! Minütlich ärgern sich auf Grund des Fehlers potenzielle Käufer bei Amazon und das Image leidet - kurz vor Weihnachten! Amazon sollte die Verantwortliche n entlassen...
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#2 Daniel 2016-11-08 12:03
Wolfgang, diese Filter und Limits gibt es auch bei Amazon, allerdings nur für neue Konten.
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#1 Wolfgang 2016-11-08 09:45
Das ganze Thema könnte man so leicht lösen oder zumindest sehr stark einschränken. Bei eBay (und ich denke auch bei amazon) gibt es doch Limits für den Verkauf. Wenn ein Händler monatelang nur 400 Artikel mit einem VK Volumen von insgesamt 50.000,- Euro anbietet und plötzlich 30.000 Artikel mit einem VK Volumen von 20.000.000,00 anbietet, muss er einfach gegen ein Limit laufen, welches erst freigeschaltet werden muss.
Dazu dann noch eine ein paar Hürden bei der Änderung des Shopnamens und schon wäre es für die Fakeshops deutlich komplizierter.
Es sind doch mehr oder minder die gleichen Produktdateien, die bei Amazon immer und immer wieder als Fakeshops hochgeladen werden.
Da die meisten Zugangsdaten wahrscheinlich durch Phishing bei den Betrügern landen, muss man sich aber auch über die Händler wundern. Deutlich vorsichtiger sollten Händler mit ihren Daten da auch umgehen.
Schöne Grüße
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