DHL in Bayern: Zustellprobleme und mögliche Streiks vor Weihnachten

Veröffentlicht: 09.11.2016 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 09.11.2016

Mit großen Schritten bewegen wir uns auf Weihnachten zu. Viele Händler haben ihre Vorbereitungen für die wichtigste Zeit des Jahres längst abgeschlossen oder sind in den letzten Zügen. Doch in den vergangenen Wochen lief es stellenweise nicht rund: Anscheinend hatte die Deutsche Post DHL in Bayern erhebliche Schwierigkeiten, die Paketberge abzuarbeiten und die Sendungen zuzustellen. Auch nahende Tarifverhandlungen könnten für Ärger sorgen und im schlimmsten Fall sogar in einer neuen Streikwelle enden.

DHL Pakete
© Stoyan Yotov – shutterstock.com

Tarifverhandlungen: Verdi bereitet Streiks in Bayern vor

In wenigen Tagen, heißt am 17. November 2016, gehen die Tarifverhandlungen zwischen der DHL und Verdi in Bayern in die nächste Runde. Der Gewerkschaft stößt auf, dass der Konzern 2015 das Tochterunternehmen DHL Delivery GmbH gegründet hat. Sie wirft der Deutschen Post nach Angaben von Merkur vor, dadurch mit Blick auf die Paketboten eine massive Fluktuation ausgelöst zu haben. Zudem, so der Vorwurf, sei die Konzern-Tochter gegründet worden, um Mitarbeiter nach dem günstigeren Speditions-Tarif bezahlen zu können und nicht den höheren Post-Tarif zugrunde legen zu müssen.

Falls die Tarifverhandlungen scheitern, stehen der Region im so wichtigen Weihnachtsgeschäft wohl Streiks bevor, um den Druck auf die Deutsche Post zu erhöhen. Dass dies ein durchaus wahrscheinliches Szenario ist, zeigen auch die Maßnahmen der örtlichen Gewerkschaft. Wie uns Anton Hirtreiter, Landesbezirksfachbereichsleiter der Verdi in Bayern, nämlich mitteilte, wurden die Vorbereitungen für mögliche Streiks bereits eingeleitet. Diese sollen sich – wird in den Verhandlungen keine Einigung erzielt – auf ganz Bayern erstrecken. Die Planung sieht derweil vor, dass sich die möglichen Streiks auf die verschiedenen Bereiche der Logistik, also Spedition, Auslieferung etc., erstrecken und auch andere Paketdienstleister wie Hermes oder UPS erfassen.

Massive Zustellprobleme sorgten in München für Ärger

Die anstehenden Tarifverhandlungen mit Verdi sind nicht die einzige Baustelle der DHL im bayerischen Raum, denn in den vergangenen Wochen soll die Deutsche Post hier erhebliche Probleme gehabt haben. Wie verschiedene Medien berichten, hatte das Unternehmen Ende Oktober massive Probleme bei der Lieferung an die Endkunden. „Die Rede ist von 3600 Paketen binnen einer Woche allein im Raum München“, schreibt OVB online.

Erhebliche Engpässe bei den Zustellern hätten demnach dazu geführt, dass die Massen an Paketen nicht hätten bewältigt werden können. Aus diesem Grund habe die Deutsche Post DHL vielen Empfängern ohne echten Zustellversuch, d. h. ohne zu klingeln, eine Benachrichtigungskarte zukommen lassen. Die Pakete selbst seien täglich und „rollbehälterweise“ im Zuge von Sonderfahrten zur Kundenabholung in Post-Filialen gebracht worden. Dies habe außerdem zur Folge gehabt, dass auch die entsprechenden Filialen „voll ausgelastet“ waren.

Aufsichtsbehörde prüft den Fall, DHL bessert nach

Wie Merkur.de erfahren haben will, ist dieses Vorgehen auch bei den Aufsichtsbehörden nicht unbemerkt geblieben. Der Konzern sei „inzwischen ins Visier der zuständigen Aufsichtsbehörde in Bonn geraten“. Wie ein Sprecher mitteilte, hat die Bundesnetzagentur Hinweise über „Unregelmäßigkeiten bei der Paketzustellung durch die Deutsche Post DHL“ in München erhalten.

Wie uns Anton Hirtreiter von Verdi weiter mitteilte, habe man bei der DHL jedoch den Weckruf gehört und ein recht umfassendes Maßnahmenpaket zur Optimierung ergriffen. So seien beispielsweise zusätzliche Fahrer bzw. Beifahrer zur Verstärkung eingesetzt und konkrete Qualitätsstandards gesetzt worden, die erfüllt werden müssen. Bereits die DHL hatte den Fall München laut Merkur als „außergewöhnliche Situation“ bezeichnet, die man bewältigen musste. Auch Hirtreiter zeigt sich hoffnungsvoll, dass es sich um eine einmalige Angelegenheit gehandelt habe.

Wäre der Blick auf die anstehenden Tarifverhandlungen genau so hoffnungsvoll, würden viele Händler wahrscheinlich sorgenfreien auf die kommenden Wochen blicken. Ob es kurz vor Weihnachten noch zu Streiks – und somit zu unzufriedenen Händlern und Kunden – kommen wird, zeigt sich in wenigen Tagen. Wie gravierend die Folgen eines solchen Streiks sein können, zeigt ein Rückblick auf den Sommer 2015. Damals legte ein weitreichender Streik bei der DHL wochenlang die Zustellung der Pakete flächendeckend lahm. Eine Studie des Händlerbundes zeigte, dass zahlreiche Online-Händler damals betroffen waren und teils schwere Umsatzeinbußen verzeichnen mussten. Es bleibt also zu hoffen, dass die Verhandlungen schnell und in beiderseitigem Einvernehmen verlaufen und die Weihnachtsgeschäfte in Bayern und auch bundesweit reibungslos über die Bühne gehen.

 

Kommentare  

#6 Nermin 2016-11-13 17:55
@ Jörg Sieger

dann schlage ich vor, sie schleppen Hundefutter in die dritte Etage und das mehrmals am Tag, evtl. irgendwelche Hanteln die ebenfalls bis zu 30kg wiegen können oder generell Pakete die so viel wiegen. Heute wird nur noch bestellt, statt shoppen zu gehen. Über 200 Pakete am Tag sind keine Seltenheit, eher die Regel. Wenn Dienstende ist, ist eben Dienstende, dann bringt man eben die restlichen 30 Pakete ins Depot und versucht es am nächsten Tag eben nochmal zu zustellen. Oder Pakete die richtige Trümmer sind, wo man am Ende nicht mehr weiß, wo man die Pakete verstauen soll. Das Auto ist am Ende der Beladung voll bis oben hin, sodass man seine Pakete nicht mehr findet bzw. nicht mehr dran kommt. Also bei der Post zu arbeiten war mal ein guter Job, heute ist es ehrlich gesagt richtige Drecksarbeit. Der Konzern wächst, macht guten Umsatz aber die Gehälter werden nicht mehr. Es ist kein Wunder, dass viele kein Bock mehr haben, über die Dienstzeit hinaus zu arbeiten. Die Paketmenge wird immer mehr, Briefmenge immer weniger, Geld bleibt gleich, ja sogar gekürzt. Seit die ,,Delivery" eingeführt wurde, ist alles schlechter geworden.
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#5 Stratmann 2016-11-12 10:09
Ist das etwa verwunderlich,d ass ein Zusteller keine 100% Motivation
mehr aufbringen kann,bei dem Druck und der miesen Bezahlung der Arbeitgeber.
Es geht nur noch um Gewinnmaximierung.
Wenn ich höre das die z.B. Telekom 1 Milliarde(1000 Millionen)Euro Gewinn macht
und die Börse davon enttäuscht ist und die Aktie direkt um 2% nachgibt zeigt mir das wieder in welch perversem System wir uns befinden.
Ich versende und empfange auch mit DHL und die letzen 4 Pakete sind auch einen Tag später als angekündigt eingetroffen,ab er meine Welt geht davon nicht unter.
Der Kunde wird von den grossen Versendern(Amaz on etct.)so verrückt mit der kurzfristigen Lieferung gemacht,das er das Paket am liebsten noch vor der Bestellung haben möchte.
Ein Irrsinn jagt den Nächsten.
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#4 Michael Grimm 2016-11-11 08:49
Komisch, das hier in Berlin das gleiche abläuft aber niemand darüber berichtet. Ich habe in den letzten 14 Tagen mehrere Bestellungen nicht über DHL bekommen trotz Beauftragung von DHL und Onlinehändler weiche von sich aus auf andere Dienste aus.
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#3 Eich Achim 2016-11-10 22:06
Der Herr Sieger scheint ja ein ganz schlauer Zeitgenosse zu sein! Die Zusteller bestimmen also wie lange und wieviel sie arbeiten? Das Arbeitszeitgese tz sagt dass nach 10:45 Stunden Schluß ist mit der Arbeit. Ist das etwa nicht genug? Arbeiten Sie so lange? Und das für einen Stundenlohn bei Delivery unter 10 Euro. Die Zusteller von Hermes, GLS und DPD sind noch beschissener dran. Aber Leuten wie Ihnen wäre auch 5 Euro Stundenlohn noch zu viel für diese Arbeit.
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#2 Andreas Luedegger 2016-11-10 15:47
Bei Herrn Sieger zeigt sich eindeutig in welch Ellenbogengesel lschaft wir leben. Wenn Sie der Meinung sind, dass die Zusteller zu wenig leisten und zuviel verdienen, dann wuensche ich Ihnen ein Leben in Hartz4.
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#1 Jörg Sieger 2016-11-10 14:15
DHL Fahrer verdienen nach UPS ein gutes Geld. Ich finde schon zuviel für die Leistungen, die vom Zusteller erbracht werden. Immer wieder werden Pakete einfach nicht zugestellt. Hat der Fahrer keine Lust, bleiben die Pakete auf dem Fahrzeug oder im Depot. Das ist DHL auch egal. Oder es werden Pakete im Internet angekündigt, das die Pakete ins Fahrzeug gepackt wurden und in der Zustellung sind. Nachmittags steht plötzlich in der Ankündigung, konnte nicht zugestellt werden und wird einen Tag später zugestellt. Die Zusteller bestimmen wie lange sie arbeiten und wie viel. So ist das.
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