Internet als Steueroase? Online-Handel im Fokus der Kritik

Veröffentlicht: 13.12.2016 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 13.12.2016

Steuern sind im Handel ein notwendiges, aber leidiges Thema. Aktuell rückt der Bundesrechnungshof dabei den Online-Handel in den Blick, denn dem Staat sollen durch fehlende Umsatzsteuer-Abgaben Millionen durch die Finger rinnen. Dabei werden nicht nur die Händler an sich kritisiert, sondern auch die Behörden.

Oase: Geld auf dem Sonnenschirm
© JFs Pic Factory – shutterstock.com

„Das Internet ist eine Steueroase.“ – Mit diesem Satz sorgt Kay Scheller derzeit für Aufsehen in der Branche. Der Präsident des Bundesrechnungshofs verweist dabei laut Heise Online auf Steuereinnahmen „im großen Stil“, die dem Fiskus aus dem Online-Handel durch die Lappen gehen. Als Beispiel nennt Scheller das Jahr 2013: Hier hatte der Staat nur 28 Millionen Euro aus den Online-Geschäften eingenommen. Und das, obwohl es sich beim Internethandel um einen „Milliardenmarkt“ handelt.

Insbesondere beim Vertrieb digitaler Güter wie etwa Musik, Software oder Games fielen Steuerabgaben unter den Tisch.

Fehlende Steuereinnahmen, fehlende Kontrollen

Ein genaues Ausmaß der fehlenden Steuereinnahmen nannte Scheller in einem Interview mit Zeitungen der Funke-Mediengruppe, auf das sich Heise bezieht, nicht. Doch zumindest geht es um erhebliche Beträge: „Beim Verkauf in Deutschland fallen 19 Prozent Umsatzsteuer an. Es findet aber keine steuerliche Kontrolle statt. Die Steuerausfälle dürften erheblich sein“, führt er aus.

Als Gründe dieser Entwicklung verweist Kay Scheller auf fehlende Konzepte und fehlende digitale Strukturen bei den entsprechenden Behörden. So mangle es beispielsweise an Fahndungseinheiten, die gezielt nach Online-Händlern suchen, die Umsatzsteuern unterschlagen. Ebenso fehle es an Mitteln oder Instrumenten, um Fahndungskonzepte zu erstellen und eben solche Unterschlagungsprüfungen durchzuführen.

Der Wettbewerb gerät ins Wanken

Nach Angaben der FAZ fehlen jedoch nicht nur die Ressourcen: Der Bundesrechnungshof habe in seinem Jahresbericht 2015 unter anderem auch „fehlenden Ermittlungseifer der Finanzbehörden in Bezug auf Internetdienstleistungen“ an den Pranger gestellt. Es bedürfe neuer Strategien und Konzepte, auf deren Basis das Bundeszentralamt und die Finanzämter kooperieren.

„Der Staat muss wissen, wer hier eigentlich was verkauft. Ich verstehe auch nicht, warum die großen Wirtschaftsverbände nicht längst Alarm schlagen. Hier gerät doch der Wettbewerb in Schieflage“, wird Scheller weiter von Heise Online zitiert.

Kommentare  

#17 Peter Kemper 2016-12-17 13:12
Ferner ist es so, dass dem Stat auch das Geld in den Rachen geworfen wird von meinen Kollegen, da diese ja steuerrechtlich eigentlich nicht vorgesehen, die Rechnung gleich mit dem Auftrag schreiben und nicht mit der Lieferung zusammen.

Denn die Rechnung und die Abführung der Umsatzsteuer an das FA ist ja erst mit dem Liefertermin fällig.
für den StB ist das natürlich aufwendig, wenn es von einem in den anderen Monat verschoben wird. Z.B. Zahlung des Kunden an Euch am 29.12.16, Rechnung aber erst in der BH Januar 2017. Das bringt den Kollegen StB natürlich zur Raserei und der will das nciht und sagt Dir auch nciht, das dies eigentlich falsch ist. Das FA auch nicht, obwohl es eigentlich falsch ist, ein Fehler und damit Steuerbetrug wäre, wenn es nicht gerade zufällig dem FA nicht schaden würde. Da ist dem FA plötzlich alles egal, Gesetz hin oder her.
Wenn Dein Kunde ein Gewerbetreibend er ist/Vorsteuerab zugberechtigter , dann kann der natürlich DeineVorsteuer schon im Dezember gültig machen und so gesehen ist es ein Paari im volkswirtschaft licher Betrachtungswei se. Aber für den Fall, dass es wie in den meisten Fällen ein Endverbraucher ist bzw. einer der nicht vorsteuerabzugb erechtigt ist, dann spielst Du damit nur dem Staat zu und das der mit Deinem Geld haushalten kann und es Dir in der Liquidität für mindestens einen ganzen Monat (bis zur nächsten Umsatzsteueranm eldung) fehlt.
So schiebst Du das ganze Jahr eine Welle von tausenden Euros oder mehr vor Dich hin, die Dir permanent entzogen sind. Das auszugleichen musst Du aus Deinem Betrieb erwirtschaften und wieder dafür Kilometer Steuern zahlen....

Nicht die gehören bestraft und gegängelt und gemahnt, die diese Steuern umgehen, hinauszögern usw., sondern die, die die Steuern eintreiben und alle deren Erfüllungsgehil fen sowieso.

Lasst das mal sacken.
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#16 Peter Kemper 2016-12-17 12:59
Volkswirtschaft lich läuft es doch so (mal als extremes Beispiel):

Euer Fussballverein verkauft Euch das Trikot aus billigem Polyesterstoff mit aufgedruckter Nummer Eures Stars mit Copyright versehen zu einem Preis von 90 Euro und kauft dieses für einen oder maximal 2 Euro in Indien, Pakistan, China oder wenn er es mal schneller baucht in der Türkei für 3 Euro.

Warum also nicht direkt aus China beziehen für 10 Euro? Wem schadet das???? Ja genau, die Fussballer der 1ten Liga und ihre Manager ... die können nun nicht mehr Millionen verdienen sondern nur noch 100-Tausende im Jahr.

Gut ist das, denn die Wertschöpfung bei uns geht runter und wir haben dann einen gerechteren Markt und keine Superreichen mehr und die Pakistani müssen dann vielleicht bald nicht mehr in Ihren Fabriken verbrennen, jämmerlich verrecken ... Es geht nicht allen so und die sind teilweise über die Zuständen nicht erbost, weil sie aus noch schlimmeren Umständen kommen ...

Aber dies würde auch bedeuten, das auch bei uns bald wieder Dinge produziert werden, die wir hier nicht mehr produzieren können, weil die Entstehungskost en zzgl. des Versandpreises weniger betragen als wie wenn wir es hier produzieren würden.

Dazu könnte ich jetzt noch viel schreiben.
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#15 Peter Kemper 2016-12-17 12:50
Also bitte aufhören mit den Kommentaren, die genau verkehrt herum sind. Klagt nicht die chinesischen Händler oder amazon an, sondern den deutschen Staat, der uns anderen zu viel Geld abknöpft.
Die Steuereinnahmen des Staates werden seit dem Rolli-Mann immer extremer. Nur wofür geben wir das aus? Macht euch darüber mal Gedanken, hier einen natürlichen Ausgleich zu schaffen und auch weg von den Steuern zu kommen, anstatt zu schreien, dass die anderen mehr zahlen sollen.

Wenn Ihr schlau seid, macht mit und macht Dropshipping (mache ich jetzt nicht, nur damit keiner auf die Idee kommt, mich hier an die Wand zu nageln). Das ist dann noch die gerechteste Form.
guckt euch in China Händler aus, z.b. auf Aliexpress und Alibaba, übernehmt deren Fotos und stellt einfach mit entspr. Lieferzeit auf ebay usw. ein.
Dann lasst ihr zu den bekannten guten Konditionen (der Eingruppierung des Weltpostverband für China als Entwicklungslan d und den daraus resultierenden Witzpreisen für Versand von China in den Rest der Welt sei dank) direkt von dort an eure Kunden senden. Lieferzeiten nagelt Ihr dick und fett in die Artikelbeschrei bung, die Bulletpoints oder sonst wo hin, da die softwarebehinde rten beknackten Marktplätze wie amazon und ebay, auch das mal wieder nicht abbilden können.

Denn letztlich kommt doch der ganze Kram sowieso aus China. Nur mit dem Unterscheid, dass noch neben Euch mindestens ein weiterer Händler zwischen Euch und dem Kunden ist. Weltwirtschaftl ich, Marktwirtschaft lich ist alles eh eine Farce. Denn das gerechteste wäre, wenn es keine Grenzen mehr gäbe und das Produkt ohne Zwischenhändler vertrieben würde.

Denn letztlich seid Ihr es selbst, die die Produkte als Verbraucher auch benötigt und ihr preiswerter bekommt, wenn der chinesische Hersteller oder Händler direkt an Euch verkauft.

Geht gleich weiter.
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#14 Peter Kemper 2016-12-17 12:39
Ich würde mich freuen, wenn ich hier eher Kommentare lesen könnte, wie:

Die Chinesen müssen keine Umsatzsteuer berechnen, wir aber leider doch, wie mache ich es, dass auch ich keine Umsatzsteuer zahlen muss.

Da ihr hier ja anscheinend alle zu blöd seid und es mir nun scheissegal ist, ob Ihre einen meiner Wettbewerbsvort eile auch geniessen könnt:

Für Containerware gilt: Die Einfuhrumsatzst euer wird nur bezahlt, wenn Du etwas über Deutschland beziehst. Wenn Du es Dir einfach anstatt nach Hamburg nach Antwerpen liefern lässt, dann macht fast jeder Nachläufer die sog. Fiskalverzollun g. Also nix mehr EORI-Nr, nix mehr Aufschubkonto, nix mehr Aufschub-Bin und nix mehr sofort im Folgemonat zum 15ten Abbuchung über Trier und dann wieder einen Monat später die Verrechnung über die monatliche (oder noch schlimmer für ganz kleine Unternehmen 1/4-jährlich) Umsatzssteueranmeldung.

D.h. solamge Du das was Du nicht verkaufst und am Lager hast, musst du wenigstens keine Umsatzsteuer zahlen und vor allem hast Du nciht zwischendurch FÜRS FA vorzufinanzieren.

Das dies überhaupt innerhalb der EU zulässig ist, d.h. dass ein Deutscher bei Einfuhr über Hamburg EUSt abführen muss und bei Einfuhr über ein anders EU-Land nicht, ist schon eine Rechtsbruch überhaupt und zudem eine Dusseligkeit, denn dadurch gewinnt der deutsche Hafen oder Zoll nciht gerade an Attraktivität. Dämliche Politiker wiedermal. Stümper, Dilitanten und Unmenschen.

Aber es gibt weiter Dusseligkeiten, Möglichkeiten. Dazu gleich mehr, weil hier ja nur ein paar Sätze jeweils Kommentar geschrieben werden können.
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#13 Karl 2016-12-17 11:02
Es wäre doch so einfach, wenn man sich der Natur des Onlinehandels bedienen würde. Sämtliche Umsätze werden zunächst versteuert und direkt abgeführt. Für die gewerblichen weniger Arbeit und Chinesen und private Anbieter müssten stets das Gegenteil beweisen um wieder ans Geld zu kommen. Der Wettbewerb wäre fairer, nur die Steuerberater würden wohl stöhnen, aber da gibts sicherlich noch genug Arbeit. Was mich ABER grundsätzlich an der Steuerthematik ärgert: Es wird stets von Steuerverlusten geredet. Dennoch erhöhen sich stets die Steuereinnahmen , es wird langsam an der Zeit den Buhmann an den Steuereinnehmer , dem Staat abzugeben. Dort gibt es so viele strukturelle Schwächen dass es einen Flughafen Berlin als auch eine Philharmonie in Hamburg zu exorbitanten Steuerverschwen dung treibt. Dies ist nur die Spitze des Eisbergs, ich möchte wissen wo all die ganzen Steuereinnahmen versickern. Lasst grundsätzlich die Händler in Ruhe, fördert aber bitte den Wettbewerb gegenüber Chinesen und anderen Scheinprivaten. Mir wäre es auch recht, wenn Online-Händler News sich an Amazon wendeten.
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#12 J. Schäfer 2016-12-14 15:00
Was auch nicht zu vrnachlässigen ist, sind viele Privatverkäufer z.B. auf ebay. Da gibt es Verkäufer mit einigen Tausend Bewertungspunkt en, die mit Sicherheit Ihre Einnahmen nicht versteuern (Ust./Ekst.) und den reellen Händlern große Probleme bereiten. Die Finanzbehörden sind in diesem Bereich auch nicht sehr aktiv.
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#11 Jeske 2016-12-13 15:30
Für digitale Dienstleistunge n ist vor Jahren die Steuerumkehr eineführt worden. Wenn ich ein e-Book in deutscher Sprache an einen Griechen verkaufe, der deutsch kann und in Ermangelung einber griechischen Version dann zur deutschen greift, muß ich Umsatzsteuer in Griechenland zahlen. Dazu benötige ich eine griechische steuernummer. Natürlich gibt es dafür auch Dienstleister und ich darf löhnen. Was soll der Schwachsinn? Für mich ist klar, als kleiner verlag können wir uns bei derart geistigen Dünnschiß der hirnlosen Führungsköpfe in Deutschland und EU kein digitales Geschäft leisten. Und der Grieche, der hier in Deutschland z.B. Musik als MP3 verkauft, müßte dann eigentlich in Deutschland Steuer zahlen und sich eine Nummer zulegen. Welche Möglichkeit hat der deutsche Staat, den Griechen zu belangen. Und tut es das griechische Finanzamt, dem die einnamen laut EU-Gesetz gar nicht zustehen?
Und wer macht den größten Teil des Internet-Umsatz es? Ebay, Amazon und andere internationale Megasaurier, die geschickt den Standort so wählen können, daß mögliuchst wenig fällig wird.
Im übrigen als kleines Beispiel: Hier in Deutschland fallen für Bücher 7% reduzierter Steuersatz an. In England sind es 0%. Verlege3 ich den handelssitz also nach England, würde ich für nbsere Bücherverkäufe keine Umsatzsteuer zahlen müssen. Steuerersparnis pro Jahr irgendwas um die 10.000 Euro.
Der Bundesrechnungs hof war auch schon mal fähiger besetzt und dafür, daß die eh nichts zu melden haben, haben die auch noch eine große Fresse und streichen fette Gehälter ein für ihr Schmarozerdasei n.
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#10 Amazon marketplace h 2016-12-13 14:29
Das Problem ist , dass die Finanzbeamten gar nicht wissen wie der Onlinehandel besteuert wird. Lager im Ausland, Firmensitz Deutschland, Verkauf nach England, Spanien, Frankreich, Italien....usw. ...und mehrere Hundert Rechnungen im Monat. Da schlagen die Beamten die Hände über dem Kopf zusammen. Ich habe persönlich beim Finanzamt angerufen und da konnte mir keiner weiter helfen. Aber Sonderprüfung und sich an Kleinigkeiten aufhängen das können die. Meiner ist vorzeitig in Rente gegangen und hat den Fall nicht abgeschlossen.. ...Echt traurig was da abgeht.
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#9 Jürgen B. 2016-12-13 14:16
Warum denn in die Ferne schweifen wenn der dumme Deutsche doch so nah. Deutsche Händler sind dauerhaft greifbar. Können jederzeit geprüft und nötigenfalls geschätzt werden. An unser Geld kommt man leichter dran. Es wäre doch nicht schlecht gedacht wenn die Auslieferungsla ger der Chinesischen Firmen in Deutschland beschlagnahmt würden. Mit uns würde auch nicht anders verfahren wenn wir Ware unbekannter Herkunft verkaufen würden.
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#8 Thomas Junghanns 2016-12-13 10:56
Diesen Artikel muss ich in Frage stellen. Wir führen im Jahr eine sechsstellige Summe Umsatzsteuer ab. Man kontrolliert uns auf das penibelste, ich würde es schon als kleine Treibjagd bezeichnen was das Finanzamt macht und dann solche Aussagen. Entweder stimmt es nicht was in diesem Beitrag steht oder Andere sind halt sehr clever und nutzen deutsche Steuerschlupflö cher.
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