Chef des Bundeskartellamtes hadert mit individuellen Online-Preisen

Veröffentlicht: 17.07.2017 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 17.07.2017

Die Praxis zeigt: Die Gestaltung der Preise ist im Online-Handel wesentlich freier als auf stationärer Ebene. Gerade das ist einer der grundlegenden Unterschiede zwischen Online- und Offline-Kanälen. Das Bundeskartellamt scheint die individuelle Preisanpassung in Online-Shops allerdings nicht gut zu heißen.

Preisschild mit Eurozeichen darauf
© Shawn Hempel – shutterstock.com

Preisanpassungen gehören für viele Online-Händler zum Arbeitsalltag. Neben den normalen Schwankungen im Preisgefüge gibt es aber auch Unternehmen, die ganz gezielt Preise anpassen – und zwar je nach Art der Kunden: Wenn sich zum Beispiel ein Nutzer über ein teures Endgerät (wie zum Beispiel ein neues iPhone) in den Shop einklinkt, kann es vorkommen, dass diesem Shopper ein höherer Produktpreis angezeigt wird als einem Nutzer, der via Desktop auf das Sortiment zugreift. Auch der Wohnort des Kunden oder die Konsumgewohnheiten können für Unternehmen Anhaltspunkte sein, um Preise entsprechend zu regulieren.

Rechtlich gesehen ist eine solche individuelle Preisanpassung an die jeweiligen Kunden (bzw. die IP-Adresse der Kunden) legitim. Das heißt jedoch nicht, dass auch alle Institutionen mit dieser Praxis einverstanden sind. Wie Golem mit Verweis auf die WirtschaftsWoche berichtet, hat sich zum Beispiel der Chef des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, nun gegen solche Anpassungen ausgesprochen.

Kritiker sehen in individuellen Online-Preise eine unfaire Praxis

Grundsätzlich werden individuelle Preise nicht nur von Online-Händlern genutzt, sondern zunehmend auch von Hotelketten, Fluggesellschaften oder Buchungsplattformen. Kritisch sieht Mundt laut WirtschaftsWoche folgenden Aspekt: „Wenn ich nicht weiß, was die anderen für ein Produkt bezahlen und die Preise von Person zu Person, von IP-Adresse zu IP-Adresse unterschiedlich sind, haben wir keine oder zumindest ganz andere Vergleichsmöglichkeiten als dies heute der Fall ist.“

Mit dieser Meinung steht Mundt nicht allein. Bereits Anfang 2016 hatte sich beispielsweise der damalige Verbraucherminister Nordrhein-Westfalens, Johannes Remmel (Grüne), zu Wort gemeldet und angekündigt, schärfer gegen die individualisierten Preise im Online-Handel vorgehen zu wollen. Solche Praktiken müssten verhindert werden, „bevor sie sich weiter ausbreiten“, sagte Remmel damals. „Wenn ich als Kunde nur wegen meines Wohnortes oder meiner Konsumgewohnheiten einen anderen Preis bekomme als mein Arbeitskollege, dann ist das schlicht und einfach eine unfaire Preispolitik der Wirtschaft.“

Auch viele Kunden sehen individuelle Preise im Übrigen kritisch: Wie eine Studie des NRW-Verbraucherministeriums damals ergab, wünschen sich knapp 60 Prozent einheitliche Preise.

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