Rücknahme von Elektroschrott: Deutsche Umwelthilfe wirft Amazon & Co. massive Rechtsverstöße vor

Veröffentlicht: 03.04.2018 | Geschrieben von: Anna Chumachenko | Letzte Aktualisierung: 04.04.2018

Die Deutsche Umwelthilfe hat Tests zur Umsetzung der Rücknahmepflicht von alten Elektrogeräten durchgeführt und zahlreiche Verstöße festgestellt.

alte Elektrogeräte
© Bluskystudio / Shutterstock.com

Wie die Deutsche Umwelthilfe mitgeteilt hat, haben aktuelle Tests zur Umsetzung der Rücknahmepflicht von alten Elektrogeräten bei einer Mehrzahl von Online-Händlern „systematische Gesetzesverstöße“ gezeigt. Insgesamt 16 der 30 untersuchten Firmen haben laut Pressemitteilung gegen die gesetzlichen Informations- oder Rücknahmepflichten verstoßen. Darunter sind auch großen Unternehmen wie etwa Amazon, Media Markt, Saturn, Conrad und Bauhaus.

„Bei der Nichtumsetzung gesetzlicher Rücknahme- oder Informationspflichten durch Online-Händler wie Amazon handelt es sich um keine Einzelfälle, sondern faktisch um einen branchenweiten Boykott zu Lasten der Umwelt und Verbraucher“, sagt der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Praxisuntaugliche Rücksendeangebote und fehlende Abgabemöglichkeiten

So sieht Resch es als „Dreistigkeit“ an, dass der Online-Handel von Bauhaus nur unbeschädigte Elektrogeräte zurücknimmt, da solch eine Einschränkung vom Gesetz nicht erlaubt sei. Nach Angaben der DUH würden Amazon, Saturn und Media Markt Verbraucher durch „praxisuntaugliche Rücksendeangebote“ verschrecken.

Auch bei der Rückgabe von Energiesparlampen würde sich eine Mehrzahl an Problemen ergeben: Da diese nämlich Quecksilber beinhalten, eignen sie sich nicht für den Paketversand. Kunden von Medion würden jedoch dazu aufgefordert werden. Amazon, Conrad, Redcoon und Saturn sollen zudem zum Versand von Energiesparlampen DHL-Rücksendeetiketten anbieten, obwohl DHL den Versand aus gefahrgutrechtlichen Gründen ausschließen würde.

Der DUH fordert Online-Händler deswegen auf, flächendeckende stationäre Sammelmöglichkeiten zu schaffen. Denn laut der Umwelthilfe würden Firmen gegen das Elektrogesetz verstoßen, wenn sie keine ordnungsgemäßen Abgabemöglichkeiten für Energiesparlampen anbieten würden.

Umständliche Anfragen und versteckte Informationen

Die DUH kritisiert auch Unternehmen, die die Rückgabe für Kunden durch umständliche Anfragen beim Kundendienst erschweren würden, was zum Beispiel bei Bauhaus, Cyberport, Ikea oder Hornbach der Fall sei. Andere Händler wie Cyberport, Dell, Hagebaumarkt, Hellweg, Hornbach und Lidl Online würden Informationen zur Rücknahme von Elektroschrott in den AGB stehen haben, also besonders schwer auffindbar für die Kunden.

Laut der Organisation sollen Verbraucher aktiv darüber aufgeklärt werden, wie sie ihre alten Elektrogeräte zurückgeben können, wobei die Rückgabe einfach und verbraucherfreundlich gestaltet werden sollte. Die Information zu den Entsorgungsmöglichkeiten solle mittels eines Hinweises oder Links gut sichtbar sein.

Die Sammelquote für Elektrogeräte soll erhöht werden

Seit dem 24. Juli 2016 können Verbraucher ausgediente Elektrogeräte kostenlos bei Händlern abgeben, die Elektrogeräte auf einer Fläche von mindestens 400 Quadratmetern verkaufen. Bei Online-Händlern gilt dabei die Versand- und Lagerfläche. Damit verspricht sich die Bundesregierung, die aktuelle Sammelmenge von etwa 40 Prozent zu erhöhen. Bis 2019 sollen mindestens 65 Prozent der Elektroaltgeräte für die Wiederverwendung aufbereitet oder recycelt werden. Weitere Informationen zum Elektrogesetz finden Sie hier.

Dass die Deutsche Umwelthilfe Händlern auf die Finger klopfen muss, kommt nicht zum ersten Mal vor. Im Sommer 2017 hat sie Saturn abgemahnt, weil die Elektrokette gegen die gesetzliche Rücknahmepflicht versoßen und die Abgabemöglichkeit ausgedienter Energiesparlampen verweigert hätte. Anfang dieses Jahres musste die DUH feststellen, dass viele Händler, die Elektro-Geräte auf Amazon, Ebay oder Alibaba anbieten, diese nicht gemäß dem Elektrogesetz bei der Stiftung EAR angemeldet haben sollen.

 

Kommentare  

#1 Lohrer Mopper 2018-04-04 09:00
aha, da gibt es Händler, die werden abgemahnt während andere nur Vorwürfe gemacht bekommen.
In jeder größeren Gemeinde gibt es mindestens einen Wertstoffhof, bei dem Bürger ihren Elektroschrott abgeben können. In unserem Landkreis kann Elektroschrott sogar zum Sperrmüll gestellt werden und wird kostenfrei mitgenommen.
Dieses ganze Trara verunsichert nur Händler sowie Verbraucher und schafft Juristen eine stets sprudelnde Einnahmequelle.

Dies gefällt der Regierung, sind doch die meisten Mandatsträger praktizierende Juristen.
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.