Kommentar: Deutschland vs. Südkorea und die Folgen für die Wirtschaft

Veröffentlicht: 27.06.2018 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 27.06.2018

Für die deutschen WM-Mannschaft steht das alles entscheidende letzte Gruppenspiel an. Doch während sich Fans mental schon auf alle möglichen Ergebnisse einstellen, ist die deutsche Wirtschaft jetzt schon not amused. Der Grund: Während Fußball läuft, geht keiner shoppen und am Schreibtisch sitzen auch nur die wenigsten. Der Online-Handel dürfte jedoch mit einem blauen Auge davonkommen.

Fifa Cup, Deutschland gegen Südkorea
© SPF – shutterstock.com

Der Anpfiff zum dritten und letzten – und vor allem entscheidenden – Gruppenspiel der deutschen WM-Fußballmannschaft wird Punkt 16 Uhr erschallen. Dann geht es um das endgültige Aus oder um den Einzug in die nächste Runde.

Arbeiten oder Fußball gucken? Das ist hier die Frage

Doch egal wie es ausgehen wird, die 90 Minuten werden bleibende Spuren hinterlassen. Und zwar bei der deutschen Wirtschaft. Denn Ökonomen schätzen nach Angaben von n-tv, dass das Spiel die deutsche Wirtschaft zwischen 130 bis 200 Millionen Euro kosten wird. Grundannahme für die Schätzung ist die Tatsache, dass bei Anpfiff eigentlich noch rund 30 Prozent der Deutschen arbeiten. Wenn man davon ausgeht, dass jeder zweite das Spiel während der Arbeitszeit schaut und „dabei im Durchschnitt eine Stunde Arbeit ohne Nacharbeiten wegfällt“, entsteht laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) der oben genannte finanzielle Schaden.

Generell hat die WM einen interessanten Einfluss auf das Verhalten der Menschen und entsprechende Auswirkungen. Wer zu den Top-Spielen durch Innenstädte schlendert, erlebt das, was der Einzelhandel schon lang prophezeit: nämlich ausgestorbene Läden und wehende Strohballen in den Straßen. Es geht eben einfach niemand shoppen, während sich die Big Player im Fußball auf dem Platz gegenüber stehen. Wie viel Umsatz an dieser Stelle verloren geht, ist schwer zu sagen. Auf der anderen Seite ist die WM im gesamten ein Umsatztreiber.

Fanartikel werden zunehmend online eingekauft

Die Uni Hohenheim hat zusammen mit Research Now analysiert, wie viel Geld die Deutschen für Fanartikel der deutschen Nationalmannschaft bzw. zur WM ausgeben wollen. Auch wenn etwas mehr als die Hälfte (51,2 Prozent) sagt, dass man gar kein Geld ausgeben wolle, greifen andere wenigstens etwas in Tasche. Über ein Drittel der Befragten (36,2 Prozent) gab an, dass man zwischen 1 und 50 Euro ausgeben wolle. 12,6 Prozent wollen sogar 50 bis 100 Euro in Fanartikel investieren. Damit liegt der Ausgaben-Durchschnitt bei 11,10 Euro und damit fast doppelt so hoch wie noch zur WM 2014 (6,22 Euro). Übrigens: Diejenigen, die bereit sind, Fanartikel zu kaufen, wollen im Durchschnitt 22,75 Euro bei der WM 2018 dafür ausgeben, wohingegen die durchschnittlichen Ausgaben bei der WM 2014 nur bei 11,26 Euro lagen.

Die Analyse der Uni Hohenheim wollte zudem wissen, wo eigentlich Fan-Artikel geschoppt werden und hat diese Ergebnisse mit denen von der WM 2014 verglichen. Größter Verlierer ist dabei der stationäre Handel. Kauften nämlich 2014 noch 84 Prozent der Fans die Fanartikel im Ladengeschäft bzw. Kaufhaus, ist der Wert 2018 um 32 Prozent gesunken und liegt nun nur noch bei 52 Prozent. Wer jetzt aber glaubt, dass der Online-Handel dafür ein vergleichbares Plus erreichte, der irrt. Über Marktplätze wie Amazon und Ebay kauften zur WM 2014 47 Prozent der Befragten. 2018 sind es nur noch 38 Prozent. Aber Amazon und Co. sind ja online nicht die einzigen Shopping-Möglichkeiten. Mit einem Plus von 10,4 Prozent haben sich die Online-Fanartikelstores auf den dritten Platz im Ranking gemausert. Ein vergleichbares Wachstum legten nur Online-Tauschbörsen hin (10,1 Prozent).

Leinwand und Second Screen passen gut zusammen

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Denn während der stationäre Handel sehr wahrscheinlich 90 Minuten lang und länger Däumchen drehen wird (oder eben das Spiel verfolgt), kommt der Online-Handel bei der ganzen Geschichte nämlich mit einem blauen Auge davon. Das Zauberwort heißt hier nämlich Second Screen.

Denn wenn wir realistisch sind, sind von den 90 Minuten vielleicht 20 spannend. Außerdem gibt es noch eine Halbzeitpause. Und was macht der typische Deutsche, wenn im Fernsehen nichts Spannendes läuft? Genau, er hat sein Smartphone in der Hand und surft im Netz und geht dabei auch online einkaufen. Auch wenn die Conversions während des Spieles sicherlich nicht so hoch sein werden wie sonst, werden trotzdem Bestellungen getätigt.

In diesem Sinne steht jetzt schon der Gewinner des Spiels „Online-Handel“ vs. „Stationärer Handel“ bereits fest. Und jetzt alle so: Ooooonnnnnline-Handel!

Kommentare  

#1 Heidemann 2018-06-28 11:47
na nun braucht sich die arme Wirtschaft ja keine Gedanken mehr machen !
schön hochgerechnet - wie sieht jetzt eigentlich die Bilanz aus - Fanartikel können eingestampft werden - public viewing wird wohl kaum noch jemand vom Hocker reißen ?
die Brauereien werden Ihre Gewinnerwartung en wohl deutlich senken müssen ?
selbst der Stromverbrauch dürfte wohl drastisch sinken - also kann man die zusätzlich georderten Kapazitäten aus ""Fukoshima Tschernobyl oder Harrisburgh"" wieder abbestellen.
tja - also wenn das der Plan der Deutschen Wirtschaft war - die nächsten 200 Millionen für´s Achtelfinale zu sparen - dann ist er aufgegangen - dann müsste man allerdings der Mannschaft auch unterstellen ,das Sie da mitgespielt haben -
aber ist wohl eher so gewesen - wo kein Wille - ist auch kein Weg - und dann kann man verdientermaßen - mal von vorn anfangen.
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