Logistik: Elektrofahrzeuge für die „letzte Meile“

Veröffentlicht: 02.04.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 02.04.2014

Durch den Online-Handel steigt die Zahl der versendete Pakete stetig. Die Logistik-Branche hat aber noch keine idealen Fahrzeuge für die veränderten Umstände. Für Abhilfe möchte die Berliner Firma Empro sorgen, die im Rahmen des Schaufenster Elektromobilität das ideale Kurierfahrzeug entwickeln will. Der Einsatz von Elektrofahrzeugen für die „letzte Meile“ steht dabei im Fokus.

Elektrisches Auto an einer Ladestation 

(Bildquelle Elektrofahrzeug: Nerthuz via Shutterstock)

Bisher fahren Paketboten die Sendungen in Kastenwagen oder Transportern mit Verbrennungsmotoren durch deutsche Städte. Anhalten, Paket zustellen, zur nächsten Haustür fahren, noch einmal von vorne. Diese Fahrweise ist für einen Verbrennungsmotor alles andere als optimal – die magischen sechs Liter pro hundert Kilometer werden damit ein Ding der Unmöglichkeit. Und dann wird dieser Vorgang auch noch von jedem Kurierdienst einzeln durchgeführt. Transporter von der DHL, Hermes, UPS und FedEx drängen sich über die Straßen der Innenstädte.

Der Berliner Firma Empro arbeitet im Verbund mit Kurierdiensten, Wissenschaftlern und Fahrzeugbauern an einem neuen Modell für die „letzte Meile“ – den Transport durch die Stadt zur Haustür des Empfängers. Im Fokus stehen dabei Elektrofahrzeuge, die im Stadtverkehr und bei der für Kurierdienste typischen Fahrweise weitaus ökonomischer sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. „Die ganzen Firmen, die wir befragt haben, fahren kaum mehr als 100 Kilometer am Tag“, erklärt Jürgen Allesch, Geschäftsführer von Empro, gegenüber OnlinehändlerNews. „Und dafür sind die jetzt vorhandenen Elektrofahrzeuge durchaus in der Lage.“

Im Fokus: Individuelle Elektrofahrzeuge

Jürgen Allesch, CEO von EmproUm die Fahrzeuge noch besser auf die Bedürfnisse der Kurierdienste zuschneiden zu können, konzentriert sich Empro aber nicht nur auf die Motorisierung: Die Elektrofahrzeuge werden von der Berliner Firma im Baukastenprinzip entworfen. Als Grundlage dient so ein Chassis mit Batterie und Elektromotor, welches durch Leichtbauaufsätze an die Bedürfnisse des jeweiligen Einsatzbereiches angepasst werden kann. Dadurch sollen auch die Gesamtkosten für die Kurierdienste sinken. „Man muss die Total-Cost-of-Ownership, also die TCO-Rechnung machen. Das heißt: Was kostet denn das alles insgesamt?“, so Allesch. „Manche sagen nur: ‚So ein Verbrenner ist unglaublich billig, der verbraucht auch nur sechs Liter‘. Aber wenn man dann die Reparaturen und den tatsächlichen Literverbrauch einrechnet, dann kommt man schon auf Zahlen, bei denen dann ein passendes Elektrofahrzeug zumindest den Wettbewerb aufnehmen kann.“

Neues Depotsystem entlastet Stadtverkehr

Die Elektrofahrzeuge sind aber nur ein Teil des Puzzles, mit dem Empro die „letzte Meile“ optimieren möchte. Ein anderer wichtiger Teil sind kleine Depots im Stadtbereich, von denen aus die „letzte Meile“ begonnen wird. Diese Depots bezeichnet Empro als Bentobox, in Anlehnung an die kleinen Behälter, in denen japanisches Essen transportiert wird. Denn in den Depots können Kurierdienste containerweise ihre Sendungen einliefern. „Barrierefrei“, wie Allesch sagt, werden diese Bentoboxen sein. „Damit versuchen wir, diese Situation zu verhindern, dass quasi ein Lastwagen nach dem anderen durch das Viertel rollt, die sich im Grunde genommen gegenseitig im Weg stehen und den Stadtverkehr noch verzögern.“ In einem Modellversuch mit einem Fahrradkurierdienst habe sich dieses System bereits bewährt, betont Allesch. In Zukunft könne man sich zudem auch vorstellen, dass die Bentoboxen - ähnlich wie die Packstationen der DHL - auch als Abholstationen genutzt werden könnten.

Berlin wird zum Testzentrum

Die Entwicklungen Empros könnten den Logistik-Markt revolutionieren. Das neue Verteilungssystem durch die Bentoboxen könnte dabei nicht nur für eine umweltfreundlichere Zustellung der Lieferungen, sondern auch für eine deutliche Entlastung des Stadtverkehrs sorgen. Berlin ist, wenn auch von vielen bisher unbeachtet, derweil zum Testlabor für Elektromobilität geworden. Die Zahl der Ladestationen soll nach Angaben der Berliner Morgenpost in den nächsten Jahren von 400 auf 1600 steigen. Bewährt sich das neue System in der Hauptstadt, dürften auch andere Großstädte folgen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.