Erotik-Online-Branche: Vom Rotlicht-Image zum Lifestyle-Trend

Veröffentlicht: 08.04.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 08.04.2014

Es gab eine Zeit, in der der Handel mit erotischen Produkten fast ausschließlich auf Männer zugeschnitten schien. Eine Zeit, in der die Branche einen recht nachhaltigen Schaden erlitt und immer mit „Schmuddel“ oder „Rotlicht“ in Verbindung gebracht wurde. Doch nicht nur der Hype um erotische Romane wie Shades of Grey ließ das Interesse der Verbraucher neue Höhen erreichen. Auch durch eine grundsätzliche Modernisierung und Verjüngung der Erotik-Branche werden neue Wege beschritten und neue Kunden generiert.

Erotik-Online-Branche auf dem Vormarsch

(Bildquelle Erotik-Branche: Khakimullin Aleksandr via Shutterstock)

Die schwierigen Jahre der Erotik-Branche

Beate Uhse ist das Pionier-Unternehmen in der deutschen Erotik-Branche schlechthin. Kaum ein anderer Anbieter des Sektors hat sich über so viele Jahre hinweg auf dem Markt halten und die eigene Marke fortwährend in den Köpfen der Menschen verankern können. Doch die Marktpräsenz alleine reicht noch lange nicht. Vergleicht man die Geschäftszahlen von 2006 und 2013, wird deutlich, wie stürmisch die vergangenen Jahre wirklich waren: Lag der Umsatz 2006 noch bei knapp 271 Millionen Euro, so waren es 2013 nur noch 142 Millionen Euro.

Nach eigenen Aussagen ist das Unternehmen jedoch auf dem besten Wege, die Krise abzuschütteln. Denn obwohl der Umsatz um 1,6 Prozent zurückgegangen sei, habe man seit Jahren zum ersten Mal wieder Gewinne verzeichnen können. Der Grund dieses langsamen Aufwärtstrends ist multifaktoriell: Ein enorm wichtiger Aspekt ist zum Beispiel die Fokussierung auf den E-Commerce und entsprechende Marketingmaßnahmen, die das E-Wachstum weiter vorantreiben.

Außerdem hat sich Beate Uhse vor nicht allzu langer Zeit einer „Ganzkörper-Kur“ unterzogen: Mit neuem Logo, frischem Design und klaren Strukturen will der Erotik-Online-Shop auch modernen Ansprüchen genügen und das ehemals so hartnäckige Schmuddel-Image ein für alle Mal ablegen. „Mehr als 80% der Neukunden sind weiblich und die neue e-Commerce-Plattform zieht dank neuem Layout und neuem Shoppingerlebnis spürbar mehr weibliche Neukunden an als im Vorjahreszeitraum“, kommentiert der Konzern in seinem Geschäftsbericht 2013.

Die Ideen der Gründerin Beate Uhse seien heute „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, Frauen leben ihre erotischen Bedürfnisse nicht nur frei und selbstbestimmt aus, die Sexualität wird geradezu gefeiert.

Neuer Aufschwung und neue Player im Erotik-Bereich

Diese Veränderung in der Gesellschaft, das Ablegen alter Hemmnisse und Vorurteile hat mittlerweile auch andere, jüngere Unternehmen auf den Plan gerufen, die das Potenzial in der Erotik-Branche erkannt haben.

Das StartUp Amorelie hat im vergangenen Jahr 2013 einen Online-Shop für Erwachsene gelauncht, nachdem die Gründer Lea-Sophie Cramer und Sebastian Pollok eigenen Aussagen zufolge „einen großen Bedarf“ in diesem Bereich wahrgenommen haben. Bei der Umsetzung ihrer Erotik-Plattform haben sie den Fokus auf ein natürliches Design, farbenfrohen Grafiken und eine angenehme Atmosphäre gelegt, die fern von den veralteten Schmuddel-Sex-Shops „eher an einen Mode- und Lifestyle-Shop“ erinnern.

Mit Kategorien, die nicht nur „Sie“ oder „Ihn“ in den Mittelpunkt stellen, sondern auch die Wünsche von Paaren bedienen und das gemeinsame Liebesleben verschönern wollen, scheint das junge Unternehmen genau den erotischen Geist der Zeit zu treffen. Genau diese Modernität sowie das seriöse aber zugleich lebensfrohe Konzept von Amorelie scheint bei Kunden und Investoren auf viel Gegenliebe zu stoßen. Denn schon mehrfach konnten sich die Gründer des Erotik-Shops über finanzielle Hilfen in Millionenhöhe freuen.

eBays Erotik-Kategorie als Resultat des Trends

Nachdem nun auch Frauen und Paare als gezielte und potenzielle Kunden in der Erotik-Branche wahrgenommen und bedient werden, wollen natürlich auch andere, nicht-spezialisierte Unternehmen etwas vom erotischen Kuchen abhaben. Und so scheint es auch wenig verwunderlich, dass auch eBay das Potenzial wittert und Maßnahmen zur Kundengewinnung ergreift.

Erst gestern gab der Online-Marktplatz bekannt, seine aktuellen Kategorien optimieren und um das Segment „Erotik“ erweitern zu wollen. Profitieren dürften davon nicht nur reine Mode-Händler, die künftig mehr „Ordnung“ im Bereich Mode erwarten können, sondern auch jene Verkäufer, die sich speziell auf erotische Produkte spezialisiert haben. Hier wird ihnen in Zukunft mehr Raum gewährt, was wohl obendrein auch zu einer verbesserten Suche für Kunden führen wird.

Es lässt sich festhalten, dass die Schmuddel-Angebote, denen sich nicht nur Frauen, sondern auch Paare lange Zeit gegenüber sahen, endlich der Geschichte angehören. Die Zeit war längst reif für ein emanzipiertes Bewusstsein in der und für die Erotik-Branche. Von den neuen Angeboten und Services dürften also nicht nur Kunden profitieren, sondern auch die Händler, die den erotischen Bedürfnissen mit modernen Konzepten begegnen.

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