Statistik: Internetkriminalität so hoch wie nie, Dunkelziffer bei 90 Prozent

Veröffentlicht: 03.06.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 03.06.2014

Wo früher „Kriminalität“ mit Raub, Betrug oder Vandalismus assoziiert wurde, scheint sich der Begriff heute immer weiter auszudehnen und auch in die digitale Sphäre zu verlagern. Hackerangriffe, Online-Erpressungen und das Ausspähen sensibler Daten im Internet gehören heute zu den wohl größten Befürchtungen von Online-Händlern. Und das zurecht, so scheint es. Denn eine neue Statistik belegt, dass sich die Internetkriminalität auf einem Rekordhoch befindet.

Internetkriminalität erreicht Rekordniveau

(Bildquelle Internetkriminalität: chanpipat via Shutterstock)

Am morgigen Mittwoch will Innenminister Thomas de Mazière (CDU) die neueste Kriminalstatistik vorlegen. Wie aus Informationen der Welt hervorgeht, zeigt sich, dass die Internetkriminalität immer weiter ansteigt. Allein im vergangenen Jahr sollen in Deutschland etwa 64.500 Fälle von Internetkriminalität erfasst worden sein.

„Internetkriminalität“ bedeutet hierbei ein breites Spektrum verschiedener Straftaten mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnik (IuK): zum Beispiel Online-Betrug, das illegale Zugreifen auf sensible Daten, digitale Urheberrechtsverletzungen, Identitätsdiebstahl oder auch Cyber-Terrorismus.

Die Quote der Internetkriminalität sei der Statistik zufolge im vergangenen Jahr um 0,7 Prozent gewachsen und wird aller Voraussicht nach auch weiter steigen. Neben der eigentlichen Bedrohung durch Internetkriminalität gibt es jedoch einen weiteren besorgniserregenden Fakt: Im vergangenen Jahr konnte lediglich ein Viertel aller Fälle aufgeklärt werden, wobei die Aufklärungsquote im Vergleich sogar sank.

Ein aktuelles Beispiel vor der Großen Kammer des Landgerichts Gießen zeigt, dass auch Online-Händler gezielte Opfer solcher Straftaten werden: In dieser Woche beginnt ein Prozess gegen fünf Männer, die mehr als 40 Online-Shops erpresst haben sollen. Die Angeklagten hätten sich in einem Online-Forum kennengelernt und dort auch ihre Angriffe auf Webstores geplant. Dabei sollen sie Webseiten der betroffenen Händler durch ein gezieltes Cyber-Bombardement zur Überlastung und schließlich zum Zusammenbruch gebracht haben. Auf diese Weise hätten sie von den Besitzern der Shops dann Geld erpresst.

Alles in allem hätte jedoch nicht das Erpressungsgeld den größten Schaden angerichtet, sondern vielmehr der Ausfall der Online-Shops, wodurch in bestimmten Zeiträumen keine weiteren Verkäufe getätigt werden konnten.

Dunkelziffer der Internetkriminalität bei 90 Prozent

Obwohl die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) in diesem Fall einen Ermittlungserfolg für sich verbuchen kann, so seien solche Erfolge im Zuge von Internetkriminalität eher selten. Hinzu kommt eine enorme Dunkelziffer, da viele digitale Straftaten nicht zur Anzeige gebracht werden. Grund hierfür ist die Scham der Betroffenen oder die Angst vor einem Imageverlust.

André Schulz vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) schätzt die Quote der Dunkelziffer bei rund 90 Prozent: „Die Täter sitzen oft im Ausland. Ihre Verbrechen werden dann statistisch in Deutschland gar nicht erfasst“, kommentiert er laut Welt. Außerdem fehle es in vielen Dienststellen der Polizei sogar an grundlegendem digitalen Equipment wie einem schnellen Internetzugang.

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