Amazon: Gratis-Samsung-Tablet für tolle Produktbewertung

Veröffentlicht: 13.08.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 13.08.2014

Produktbewertungen gehören zur Grundausstattung vieler Online-Shops. Und das zu Recht, denn die Vorteile, die sich aus einem solchen Feature ergeben können, sind vielfältig und schlagen sich häufig auch in positiven Umsätzen nieder. Da wundert es kaum, dass sich Amazon und große Hersteller eine Masche überlegt haben, um möglichst viele positive Bewertungen abzustauben.

Bewertungen im Online-Handel

(Bildquelle Sterne: Aleksandr Bryliaev via Shutterstock)

Für Kunden und Händler - Die Vorteile von Produktbewertungen

Kunden vertrauen auf andere Kunden. Und obwohl viele Verbraucher auch schon von betrügerischen Machenschaften mit Online-Produktbewertungen gehört haben, vertrauen viele von ihnen dennoch den Erfahrungen anderer Käufer. Wie eine aktuelle Erhebung von Statista zeigt, ist die Zahl derer, die sich mithilfe solcher Rezensionen vor einem Kauf informieren, in den vergangenen Jahren ständig gestiegen.

Statistik Produktinformationen

Doch nicht nur Online-Shopper profitieren vom Erfahrungsschatz ihrer Vorgänger, auch für die Händler selbst können sich Produktbeschreibungen als wahre Goldgrube erweisen – und das aus vielerlei Hinsicht: Zum einen können durch entsprechende Rezensionen die Umsätze gesteigert werden, weil sich Kunden von der Qualität der angebotenen Sortimente bzw. Artikel überzeugen lassen.

Zum anderen erhalten die Händler kostenlosen – und mit ein bisschen Glück auch qualitativ hochwertigen – Content. Dieser wiederum wird von Google als positiv bewertet und kann dabei helfen, den eigenen Online-Shop bei der Suchmaschine besser zu ranken. Zum Dritten ist es natürlich auch für die Hersteller selbst überaus erfreulich, wenn Kunden die positiven Erfahrungen mit ihren Produkten kundtun.

Von so vielen positiven Auswirkungen geblendet, scheint es jedoch, dass es Hersteller und Anbieter gibt, die auf mehr oder weniger unlauterem oder zumindest unmoralischem Wege die Produktbewertungen der Kunden nutzen wollen.

Produktbewertungen: Der legale Schwindel bei Amazon

Ein Beispiel aus der Praxis: Wie heise berichtet, ist es auf Amazon inzwischen gang und gäbe, dass sich Großunternehmen wie Samsung sogenannte „Produkttester“ an Land ziehen. Diese sollen bestimmte Geräte ausprobieren und ihre Eindrücke auf den entsprechenden Artikelseiten von Amazon schriftlich hinterlassen. Verschwiegen wird bei den Rezensionen jedoch zumeist, dass einige der vermeintlich unabhängigen Kunden die teuren Geräte nach der Abgabe ihrer Produktbewertungen behalten dürfen. Man darf die Vermutung anstellen, dass dieser Fakt eine positive Bewertung durchaus fördert.

Solche Vorgehensweisen sind aus rechtlicher Sicht eher unbedenklich, zumindest wenn die Kunden nicht zur Abgabe von positiven Produktbewertungen verpflichtet werden und ihre Meinung frei äußern dürfen. Dennoch dürfte es für viele Verbraucher und Händler auch moralischer Sicht recht verwerflich sein, ein solches Abkommen zu treffen.

Heise geht davon aus, dass beispielsweise bei Samsungs Tablet-PC „Galaxy Tab S“ mehr als die Hälfte der Produktbewertungen durch glücklich-beschenkte Tester zustande kamen, wodurch sich natürlich auch die Gesamtbewertung deutlich positiver zeigte.

Amazon Vine als Brutstätte geschönter Bewertungen?

Amazon selbst hat ein bestimmtes Programm, bei dem sich ebenfalls munkeln lässt, dass nicht alle Teilnehmer ganz objektiv sind: Amazon Vine ist eine Art „Club der Produkttester“, dessen Mitglieder Testgeräte erhalten, die erprobt werden sollen. Auch in diesem Fall sei es nicht unüblich, dass Kunden die getesteten Artikel im Anschluss behalten dürfen. Das hatte auch schon die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kritisiert. Zwar verweist der Online-Riese darauf, dass die Test-Kunden völlig frei ihre Meinung äußern dürfen, doch bei einem solchen Arrangement, bei dem die Verbraucher viele hunderte Euro sparen, lässt sich an einer Neutralität solcher Produktbewertungen ganz zu Recht zweifeln.

Abträglich ist eine solche Praxis für jene Kunden, die gutgläubig den Rezensenten und vermeintlich unabhängigen Produktbewertungen glauben. Und natürlich auch für jene Online-Händler, die an einer moralischen Geschäftsphilosophie festhalten und sich dementsprechend Kunden und Content härter erarbeiten müssen.

Kommentare  

#1 Christine Lorenz 2014-08-14 13:40
Ich bin selbst Produkttesterin und möchte zumindest für mich klarstellen, dass ich immer ehrlich bewerte - völlig egal ob und von wem ich bezahlt werde oder nicht.
Wenn ich etwas Negatives über ein Produkt zu sagen habe, dann sage ich das auch. Würde ich das nicht tun, würde ich sehr schnell den Spaß daran verlieren mir die Arbeit mit Produkttests zu machen. Ausserdem würde ich es schlicht und einfach unredlich finden - schon deshalb kämen geschönte Bewertungen für mich nicht in Frage.
Ob ich dadurch tatsächlich weniger Produkttests von Firmen angeboten bekomme kann ich nicht beurteilen, das ist mir aber auch egal.
Wer mich "bucht" bekommt meine ehrliche Meinung und muss auch damit Leben wenn sie nicht so positiv ausfällt, wie man sich das vielleicht gewünscht hätte.
Und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich eine Ausnahme bin. Ich denke die Mehrheit der Produkttester hält das genauso.
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