Steuerpolitik: Amazon zahlt jetzt in Deutschland

Veröffentlicht: 26.05.2015 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 26.05.2015

Steuerflüchtling Amazon – mit diesem Image musste sich Amazon lange herumschlagen. Wer ein Produkt bei dem Online-Händler kaufte, bezahlte dieses bei der Europazentrale in der Steueroase Luxemburg. Nun kommt Amazon den Kritikern entgegen und versteuert seine Gewinne in Deutschland.

Frau versteckt Geld hinterm Rücken

(Bildquelle Verstecktes Geld: Maryna Pleshkun via Shutterstock)

Wer auf Amazon.de ein Produkt gekauft hat, dem mag schon häufiger auf der Rechnung den Firmennamen „Amazon EU S.à.r.l.“ gesehen haben. Dabei handelt es sich um den luxemburgischen Konzern, bei dem der Gewinn aus dem Verkauf dementsprechend auch versteuert wurde. Amazon gilt als eines von vielen US-Unternehmen, die in Europa Steuer-Sparmodelle aufgesetzt haben.

Die EU-Kommission hat derartige Steuerpraktiken schon länger im Blick. Nun lenkt Amazon offenbar ein: Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, habe das Unternehmen bestätigt, dass seit dem 1. Mai die Gewinne aus den deutschen Verkäufen nicht mehr in Luxemburg verbucht werden. Stattdessen werden die Steuern nun in Deutschland gezahlt und nicht mehr in dem als Steueroase bekannte Großherzogtum.

Gewinne in Luxemburg kaum bis gar nicht besteuert

Die wachsende Kritik an der Steuerpolitik des Unternehmens sei aber nicht dafür verantwortlich. „Wir überprüfen regelmäßig unsere Firmenstrukturen, um sicherzustellen, dass wir unsere Kunden bestmöglich bedienen können“, hieß es vielmehr von Unternehmensseite. Auch in Großbritannien habe Amazon sein Modell umgestellt und zahle seine Steuern nun im Vereinigten Königreich.

Das bisherige Steuerabkommen mit der EU S.à.r.l. stammt laut Zeit Online aus dem Jahr 2003. Darin wurde festgestellt, dass Amazon seinen Gewinn innerhalb des EU hauptsächlich in Luxemburg verbucht – mit einer sehr geringen bis nicht vorhandenen Besteuerung. Der EU-Kommission zufolge entsprechen diese Nachlässe „möglicherweise nicht den Marktbedingungen“.

Amazon ist nur eines von vielen US-Unternehmen, das sich großer Kritik ausgesetzt sieht. Auch Apple und Google tricksen bei den Steuern und verbuchen ihre Einnahmen in Irland. Apple beispielsweise hat hier Sonderkonditionen ausgehandelt und zahlt kaum zwei Prozent Unternehmenssteuern. Ob der deutsche Fiskus von der Umstellung bei Amazon viel haben wird, ist allerdings unklar. Amazon erzielt schließlich selten hohe Gewinne und weist häufiger sogar Verluste aus.

Kommentare  

#2 Büromaschinen Braun 2015-05-26 19:43
bitte hier nicht "Äpfel mit Birnen vergleichen".
Wichtig ist erst mal, dass die Mehrwertsteuer aus den Warenverkäufen sowie den Verkaufsprovisi onen an den deutschen Fiskus fließt.
Auch in-so-weit haben sich ebay, amazon und viele andere onlineshops Luxemburg als Firmensitz ausgesucht, da hier die MwSt bis Ende 2014 nur bei 15,0 % lag und damit den geringsten MwSt-Satz in ganz Europa darstellte. Nachdem nun Luxemburg den MwSt-Satz angehoben hat und den Häusern intensiver auf die Finger geschaut wird, ändert sich auf breiter Front die Firmenpolitik.
Insbesondere amazon EU unterhält überhaupt kein Warenlager in Luxemburg, sondern die Klamotten, Schuhe, Elektronik u.s.w. kommt aus den amazon-Lägern anderer Staaten zum Käufer. Von daher war es mir schon lange rätselhaft, wie der deutsche Fiskus dieser Trickserei jahrelang tatenlos zugesehen hat.
Zitieren
#1 Gabro 2015-05-26 17:20
Es war auch die höchste Zeit. Wenn mann bedenkt das ein Deutscher Händler 19% Mwst und zusatzlich noch min. 15 % Verkaufsgebür abdrücken mus, ist ja auch kein Wunder das die Multis auf fruchtbaren boden gestossen sind. Apple nur 2 % in Irland... Klasse dann können die ganz klar mit 32 % günstiger Verkaufen und den armen Mittelstand noch einen drauf geben. Ist ja ohne hin schon alles Kapput. Ah ist ja nicht schlimm wir können alle irgendwann bei denen Arbeiten. Ich bin mir sicher das die irgenndwann so weit sind das die Mindestenslohn in zusammenarbeit mit Politik abschaffen werden. Den ja die können es, und nicht ein Famillienuntern ehmen. Sowas ist nicht mehr erwünscht in unserer Geselschafft. Klasse!!
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.