USA: Amazon verlangt kostenfreien Versand von Marketplace-Händlern

Veröffentlicht: 04.04.2016 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 18.05.2016

Amazon verlangt von einigen Händlern in den USA, dass sie für bestimmte Produkte kostenfreien Versand anbieten. Marketplace-Händler fürchten nun, dass die Änderung ein Wegweiser für die Zukunft ist.

 Paket mit Free Shipping

(Bildquelle Kostenfreier Versand: AzriSuratmin via Shutterstock)

Amazon hat einige Marketplace-Händler in den USA über eine Neuerung in seinen Versandbedingungen informiert. Demnach fordert das Unternehmen in Zukunft, dass alle Händler für ihre Produkte in der Kategorie „Schuhe, Handtaschen & Sonnenbrillen“ eine kostenlose Versandoption anbieten. „Ab dem 24. Mai 2016 muss eine versandkostenfreie Lieferoption für alle Angebote in dieser Kategorie ab einem Produktpreis von 49 Dollar verfügbar sein“, erklärte Amazon laut EcommerceBytes. Das gelte ausnahmslos für alle Produkte in der Kategorie – auch Schnürsenkel und Schuhanzieher. Die Händler sollen nun ihre Angebote überprüfen und aktualisieren, „um sicherzustellen, dass die Angebote aktiv und kaufbar bleiben“, so Amazon weiter.

Die Marketplace-Händler nehmen diese Ankündigung erwartungsgemäß besorgt auf. „Wir bieten kostenfreien Versand für den Großteil unserer Waren an, aber das hier schießt über das Ziel hinaus“, schreibt ein Händler im Amazon Forum. „Ja ja, es ist ihr Spielplatz etc., aber wo soll es enden, sobald Amazon anfängt vorzuschreiben, wie kleine Unternehmen die Preise ihrer Produkte auf dieser Seite gestalten? Wird dieser kostenfreie Versand als nächstes auf andere Kategorien ausgeweitet? Gibt es in Zukunft auch kostenfreie Retouren?“

Kostenfreier Versand ist nicht verpflichtend

Ein anderer Händler weist aber darauf hin, dass Amazon nicht von den Händlern verlangt, nur noch die kostenfreie Lieferung zu nutzen. „Sie sagen, dass Produkte über 49 Dollar AUCH eine kostenfreie Versandoption haben müssen. Also könnt ihr für den Standardversand, den schnelleren Versand und den Express-Versand Geld verlangen und bietet einfach einen kostenfreien langsamen Versand an.“

Trotzdem bleibt die Befürchtung, dass Amazon diese Änderung künftig für alle Produktkategorien umsetzen wird. Das größte Problem, das die Händler aber mit der Vorgabe der kostenfreien Versandoption haben: Amazon schreibt ihnen vor, wie sie ihr Geschäft zu führen haben. „Ich denke, Amazon überschreitet die Grenze zwischen dem Beherbergen unabhängiger Unternehmen, die hier verkaufen, und dem Vorschreiben, wie ich mein Geschäft zu führen habe“, merkt ein Händler an.

Kommentare  

#3 Florian 2016-04-04 16:23
Wie schon oben kommentiert, gibt es ja keinen kostenlosen Versand weil DHL, UPS, Hermes & Co. nicht kostenlos durch die Gegend fahren und auch nie fahren werden.
Ich weiß nicht ob das von Amazon der erste Schritt sein soll um das künftig auf sämtliche Kategorien auszuweiten. Hätten sie damit jetzt in Deutschland angefangen, würde ich sagen es liegt an Zalando :)
Dort ist es ja quasi Gang und Gäbe, dass man standardmäßig mehrere Pakete bestellt, obwohl man von vornherein weiß, nur ein Teil davon zu behalten. Was ich übrigens nicht nur wirtschaftlich völligen Schwachsinn finde und sicherlich keinen Händler glücklich macht und den Kunden - mal im Ernst: auch nicht... Das braucht keiner!
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#2 Robert P. 2016-04-04 10:59
Natürlich möchte jeder Kunde so günstig wie möglich einkaufen und wenn man sieht das der Versand kostenlos ist, denkt jeder das man ein Schnäppchen macht.

Mal ganz ehrlich, niemand bietet reinen kostenlosen Versand an, ohne sich die Kosten für den Versand an anderer Stelle wiederzuholen.

Folglich werden die Artikelpreise höher, da die Versandkosten dort eingerechnet werden, wenn auch nicht voll dann aber zumindest einen Teil.

Wer wird also der Gewinner und wer der Verlierer sein?

Ich denke mal, dass wir Händler mit einem +/- Null rausgehen würden, zumindest wenn man vernünftig kalkuliert. Viele versuchen eh schon sämtliche Preise zu unterbinden, dann noch kostenlosen Versand anbieten, aber wie lange geht das gut?
Wir sind seit über 14 Jahren im Online-Bereich tätig und haben in den ganzen Jahren viele Verkäufer gesehen, die nach spätestens 1-2 Jahren weg waren. Scheinbar stimmte die Kalkulation nicht.

Der Käufer wird der Verlierer sein, zumindest wenn er mehrere Artikel bei dem gleichen Händler bestellt, denn dann bezahlt er einen Anteil der Versandkosten öfter und wird somit teurer einkaufen, als wenn man nur einmal die Versandkosten berechnet bekommt.

Die Gewinner werden die Anbieter der Verkaufsplattfo rmen sein egal welche das sind, denn bei mehreren Artikel über den gleichen Verkäufer und durch die versteckten Versandkosten fallen auch höhere Gebühren an, die logischerweise versteckt auch von den Kunden übernommen werden. Also wird der Gewinn für die Anbieter der Verkaufsplattfo rmen höher werden. Logisch das man zum kostenlosen Versand drängen möchte.

Wir möchten unseren Kunden einen guten Preis und guten Service bieten, deshalb setzen auf keiner Verkaufsplattfo rm den kostenlosen Versand um.

Nicht Alles was auf den ersten Blick günstig erscheint ist es auch (siehe WSV), auch die super tolle Zustellung noch am Bestelltag hat seinen Preis, den letztendlich auch der Kunde bezahlt. Ich denke, wenn der Preis stimmt kann man auch 1-2 Tage bis zur Lieferung warten.

Viele Grüße

Robert P.
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#1 Peter Kemper 2016-04-04 09:02
Ne ist klar, so wie ebay versteckt den "kostenlosen" Versand fordern. Meine Güte, was gibt es blöderes, gemeineres und den Kunden mehr verarschendes als den "kostenlosen Versand".
Also ob sich da ein Paketfahrer der Welt ohne Lohn hinstellen würde, das Auto alleine fährt ...
Das Wort an sich ist doch schon total irreführend und das ganze Gelüge führt zu einer Verzerrung der Sicht der Kunden, die ja teilweise nun "kostenlosen Versand" fordern und tatsächlich meinen, sie hätten das Recht andere als Ihre Sklaven anzusehen.
Die fordern dann bei uns auch einen (in dem Artikelpreis mit subventionierte n Versand) zu einem Witzpreis, der die Kosten unser eins (der kleinen Händler) nicht deckt. Die grossen wie Neckermann und amazon bekommen ja ganz andere Versandpreise hin.
Eine Waschmaschine für 10 oder 19 Euro Versand? Wie soll das gehen für unser einen. Aber die Kunden verlangen das oft, weil die entweder von einem Händler mit subventionierte n (versteckten Versandkosten) oder halt einem Riesenkonzern bedient wurden. Und damit heißt es für uns dann auch betrügen und undurchsichtig sein und bei diesem Mist mitzumachen.
Bei ebay ist es doch übrigens auch schon lange so, dass Angebote, die als"Versandkost enfrei" eingestellt sind, in der Sichtbarkeit bevorzugt sind. D.h. liebe Damen und Herren vom Händlerbund, das was Ihr hier über amazon schreibt, ist faktisch bei ebay schon lange so.
Es wird gerade von den grossen alles getan, um zu lügen und zu betrügen.
Ich meine es gehört verboten "kostenlosen Versand" anzubieten und genauso der Spruch "Heute ohne Mehrwertsteuer" ... Alles dient nur dazu den Kunden zum Kauf anzuhalten und diesen dann mit einer kranken Sicht auf die Welt geprägt im Regen stehen zu lassen.
Die Allerblödesten, weil total gepampert sind die Amazonkunden. Die haben ja nun sogar den Zahlungsverkehr auf Amazonkreditkar ten umgestellt (bekommen) und sind in eine noch tiefere Abhängigkeit gefallen.
Die werden extrem dumm gehalten. Dagegen ist ebay ja noch ein geradezu anarchistischer Marktplatz.
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