Apple, Google und Co.: Kein geheimer E-Mail-Scan wie bei Yahoo

Veröffentlicht: 05.10.2016 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 05.10.2016

Hat Yahoo auf Drängen von NSA oder FBI mehrere Hundert Millionen E-Mails durchsucht? Sollte dies wahr sein, hat der Internetdienstleister das Vertrauen seiner Kunden aufs schlimmste missbraucht. Doch was ist mit anderen Anbietern? Wenn Yahoo der Aufforderung nachgekommen ist, wie sieht es dann bei Apple, Google und Co. aus?  

Yahoo Logo

jejim / Shutterstock.com

Die Meldung sorgt für viel Verunsicherung. Wie bekannt wurde, soll Yahoo scheinbar eingehende E-Mails sämtlicher Kunden durchsucht haben. Dies aber nicht, um eventuellen Spam zu filtern. Der Auftrag zur Durchsuchung soll von den amerikanischen Geheimdiensten NSA oder FBI gekommen sein. Mit Verweis auf die Nachrichtenagentur Reuters schreibt Zeit Online, dass Yahoo ein geheimes Programm geschrieben haben soll, mit dem Hunderte Millionen E-Mails von Kunden nach bestimmten Zeichenketten durchsucht wurden.

Komplette Überwachung des gesamten eingehenden Mailverkehrs

Die Vorwürfe wiegen schwer. Das Vertrauen der Kunden dürfte vernichtet sein. Yahoo erklärt in einer kurzen Stellungnahme nur, dass man sich an die Gesetze der USA halte. Was genau das meint, ist unklar. Drei mit der Sache vertraute Personen erklärten jedoch, dass Yahoo mit dem Durchsuchen der E-Mails einer geheimen Anordnung der US-Regierung nachgekommen sein. Nach was genau die E-Mails durchsucht wurden, ist ebenso unklar – genauso wie nicht bekannt ist, welche Daten Yahoo an die US-Behörden übergeben haben soll. Wie Zeit Online weiter berichtet, ist der Yahoo-Fall der erste, in dem ein US-Konzern der Forderung nach einer kompletten Überwachung des gesamten eingehenden Mailverkehrs nachgegeben hat.

Immer wieder wurde bekannt, dass die Sicherheitsbehörden der USA Anfragen an Konzerne wie Google, Apple und Co. stellen. Mit dem Fall von Yahoo kommt jetzt die Frage auf, ob die anderen Anbieter nicht doch enger mit dem Staat zusammen arbeiten, als bisher bekannt. Lehnten zur Bekanntgabe des Yahoo-Falls die anderen Unternehmen eine Stellungnahme noch ab, wurden mittlerweile Statements veröffentlicht. Generell erklärten die Unternehmen, dass sie so etwas nicht tun würden bzw. keine solche Anfrage von der NSA oder dem FBI erhalten hätten.

Apple, Google und Co. haben keine Anfragen erhalten

Apple erklärte zum Beispiel, dass man nie eine solche Anfrage erhalten hätte. Sollte man jedoch irgendwann eine erhalten, würde man sich vor Gericht dagegen wehren. Google erklärt ähnliches: „Wir haben nie eine solche Anfrage erhalten, würden wir aber eine erhalten, wäre unsere Antwort sehr einfach: Nein!" Micrsoft hingegen erklärte gegenüber Vocativ.com, dass man sich noch nie mit dem geheimen Scannen beschäftigt hätte, wie es jetzt scheinbar Yahoo getan hat. Die Aussage ist insofern spannend, als das nicht klar gesagt wird, dass man eine Anfrage nie erhalten hätte. Es ist entsprechend möglich, dass Micrsoft bereits eine entsprechende Anfrage erhalten hat, sich aber geweigert hat, die E-Mails seiner Nutzer zu scannen. Auch Facebook und Twitter erklärten, dass man nie eine solche Anfrage erhalten habe.

Die neusten Enthüllungen dürften für Yahoo alles andere als positiv sein. Nachdem letzten erst bekannt wurde, dass über 200 Millionen geklaute Yahoo-Accounts im Darknet zum Verkauf angeboten wurden und damit ein Hackerangriff von 2014 bestätigt wurde, werfen die neuen Vorwürfe ein ungutes Licht auf den Dienstleister. Die neue Meldung kommt auch insofern ungelegen, da Verizon sich bereits kritisch gegenüber der Veröffentlichung bezüglich des Hacks gezeigt hatte. Experten erklärten, dass Verizon bereits deswegen die Möglichkeit habe, den Kauf theoretisch noch abzusagen oder eine Senkung des Kaufpreises zu fordern.  

 

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