Uber: „Greyball“-Software sortiert Polizei und Beamte aus

Veröffentlicht: 06.03.2017 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 06.03.2017

Angeblich wollte Uber sich mit der Software „Greyball“ vor „betrügerischen Nutzern“ schützen. Allerdings wurde die Software scheinbar auch dazu eingesetzt, Ordnungshüter systematisch mit falschen Informationen zu versorgen und aus dem Fahrdienst auszuschließen. Diese Vorwürfe erheben zumindest aktuelle und ehemalige Mitarbeiter des Fahrdienstvermittlers.

Retro police officer stop gesture, pop art retro
© studiostoks – shutterstock.com

Dass Daten in unserem Zeitalter wichtig sind, ist unbestritten. Uber hat sich diese jetzt aber in einem ganz speziellen Fall zu Nutzen gemacht.

Strafen und Beschlagnahmungen sollten reduziert werden

Wie mehrere Medien unter Berufung auf die New York Times berichten, soll Uber Polizisten und andere Beamte gezielt nicht bedient haben, um Strafen wegen illegalen Uber-Betriebs aus dem Weg zu gehen. Dafür sammelte der Fahrdienstvermittler über die App Metadaten. Dadurch war es dem Unternehmen möglich, Polizisten und andere Beamte zu erkennen. Dieses sogenannte „Greyballing“ wurde überall da eingesetzt, wo Uber-Fahrer ohne Genehmigung unterwegs waren. Durch die Software sollten Strafen und die Beschlagnahmung von Fahrzeugen minimiert werden.  

Die Anschuldigungen werden von vier anonym gebliebenen Insidern getätigt. So sollen die ausgewählten Metadaten unter anderem Bewegungsmuster, Kreditkartennummern und Handy-Seriennummern sein. Uber selbst hat den Bericht der New York Times bestätigt. Gegenüber den Nachrichtenagentur AFP heißt es: „Das Programm weist Anfragen von betrügerischen Nutzern ab, die unsere allgemeinen Geschäftsbedingungen verletzen.“ Der Sprecher erklärt weiterhin, dass sich die Initiative gegen Leute richtet, die die Fahrer körperlich attackieren wollen, „Wettbewerber, die unsere Arbeit stören wollen, oder Gegner, die bei Undercover-Einsätzen mit den Behörden unter einer Decke stecken, um unseren Fahrern eine Falle zu stellen“. Das Programm werde vor allem dort verwendet, wo die Fahrer um ihre Sicherheit fürchten müssten, aber nur „selten“, um der Polizei aus dem Wege zu gehen. „Greyball“ wurde dabei nicht nur in den USA, sondern auch in Frankreich, Australien, China, Italien und Südkorea eingesetzt.

Wagen, die nicht existieren

In dem Fall, dass jemandem aus dem Weg gegangen werden soll, wurde dies sehr umfangreich erledigt. Wer von der Software als möglicher Polizist oder Beamter eingestuft wurde, bekam von der Uber-App bewusst falsche Informationen vorgesetzt. So wurden auf Karten Uber-Autos angezeigt, die es nicht gibt – bzw. wurden gar keine Fahrzeuge angezeigt. In anderen Fällen wurden angenommene Aufträge wieder storniert.

Hinter „Greyball“ steht laut Medienberichten ein größeres Programm namens „VTOS“ (Violations of Terms of Service). Dieses soll eigentlich dazu entwickelt worden sein, Fahrer beispielsweise vor Angriffen durch Taxifahrer zu schützen, die ihr Geschäft durch Uber bedroht sehen.

Zuletzt war vor allem Uber-CEO Travis Kalanick in die Kritik geraten. Kalanick hatte auf seinen eigenen Dienst zurückgegriffen, stritt dann aber mit dem Uber-Fahrer über das Thema Preispolitik und verlor völlig die Fassung.  

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.