Riskante Produkte: Online-Handel macht es dem Verbraucherschutz besonders schwer

Veröffentlicht: 17.03.2017 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 03.04.2017

Über 2.000 riskante Produkte wurden 2016 über das EU-Warnsystem Rapex gemeldet. Rückrufaktionen, Verkauf- und Importstopps waren die Folge. Doch online werden solche gefährlichen Produkte weiter verkauft – ein enormes Problem für die EU-Verbraucherschützer. Doch es gibt Hoffnung.

Schwarz, weiß, rotes „Dangerous Goods“ Zeichnen
© Kim Britten – shutterstock.com

3.800 Rückrufaktionen, Verkauf- oder Importstopps

Im Internet kann man alles kaufen. Aber während der Handel mit illegalen Waren fest im Fokus der Behörden verankert ist, zeigt sich, dass der Handel mit riskanten Produkten oft eher schwer zu verhindern ist. Wie n-tv.de berichtet, ist es gerade der Online-Handel, der es den Behörden schwer macht, denn allein die schiere Masse an Verkaufsmöglichkeiten ist ein enormes Problem.

Doch worum geht es genau? Im Jahr 2016 haben Verbraucherbehörden in Europa wegen mehr als 2.000 riskanten Produkten Alarm geschlagen. Dazu gehören vor allem Spielsachen, motorisierte Fahrzeuge, Textilien und Modeprodukte. Auf Grundlage der gemeldeten Produkte wurden in Europa insgesamt 3.800 Rückrufaktionen, Verkauf- oder Importstopps verhängt. Das ist mehr als in früheren Jahren. Während der Handel mit solchen Waren im stationären Handel recht einfach unterbunden werden kann, macht der Online-Handel es den Verbraucherschützern allerdings besonders schwer, denn der Online-Handel mit solchen riskanten Produkten, die bereits vom Markt genommen wurden, stieg letztes Jahr an. Bei 244 Artikeln sei dies im vergangenen Jahr der Fall gewesen. „Deshalb bin ich erfreut, dass wir mit Amazon, Ebay und Alibaba übereinkommen konnten, gemeinsam Produkte aus dem Verkauf zu nehmen, die über das Schnellinformationssystem gemeldet wurden“, sagte EU-Verbraucherschutzkommissarin Vera Jourova.

Über die Hälfte der riskanten Produkte kommt aus China

Vor allem der Gewinn von Alibaba als Partner dürfte sich als positiv erweisen, denn mehr als die Hälfte der mit Warnungen versehenen Produkte stammte laut EU-Kommission aus China. Die gute Nachricht: Der Wert ist im Vergleich zu 2015 um neun Prozent gesunken und lag 2016 nur noch bei 53 Prozent. 468 Warnungen betrafen hingegen europäische Produkte.

Über das EU-Warnsystem Rapex können sich europäische Behörden seit 2004 gegenseitig über riskante und gefährliche Produkte informieren. Sobald irgendwo in der EU und drei weiteren beteiligten Ländern Meldungen gemacht werden, kann entsprechend reagiert werden. 2016 war Deutschland der aktivste Nutzer mit 319 Meldungen und 1.400 Reaktionen. Übrigens: Das explosionsgefährdete Samsung-Smartphone Galaxy Note 7 wurde über das System zuerst von Großbritannien gemeldet, woraufhin eine Rückholaktion gestartet und der weitere Verkauf des Mobiltelefons verboten wurde.

Kommentare  

#2 Mathias 2017-03-20 17:06
Rapex ist sehr gut gedacht aber noch nicht gut gemacht, hier ist noch einiges nachzubessern.
1. Mir sind aktuell min. 2 Fälle bekannt wo laut (nachvollziehba rer) Aussage des Herstellers Rapex-Meldungen von Ländern wie Bulgarien veranlasst wurden aber der Test aufgrund einer für dieses Produkt nicht vorgesehenen Norm bzw. Aufgrund falscher Montage des Produktes eine Meldung herausgegeben wurde obwohl das Produkt in Ordnung ist. Der Hersteller bekommt diese Meldung aber nicht zeitnah gelöscht.
2. Wenn ein Produkttest (hier war Malta der Herausgeber, zu dem Ergebnis kommt "ernsthaftes Risiko" im März 2016 und die Rapex Meldung dazu im Dezember 2016 erfolgt, dann ist da sicher auch noch nachzubessern.
3. Spielsachen sind eines der führenden Produkte bei den Rapex-Meldungen . Glücklicherweis e ist in Deutschland verkauftes Spielzeug verhältnismäßig selten betroffen, und neben den sicher ernstzunehmende n Meldungen über gefährliche Cemikalien in Kinderprodukten gibt es auch Meldungen wo dann das Produkt das ernsthafte Risiko hat das eine Spielzeug in der höchsten Lautstärkestufe zu laut ist.
Zitieren
#1 Peter 2017-03-20 12:02
Wieso soll es für Verbraucherschü tzer eigentlich schwerer sein, vom Schreibtisch aus nach einem verbotenen Produkt zu suchen, als europaweit in tausenden Städten zehntausende Geschäfte zu durchsuchen?
Den Namen eines verbotenen Produktes zu googlen und dann alle Online-Händler anzuschreiben bzw. anzuzeigen, die dieses Produkt anbieten, stelle ich mir deutlich einfacher vor.
Mich als Online-Händler nerven diese pauschalen Aussagen, die suggerieren, dass wir noch mehr Regulierung und noch mehr Vorschriften bräuchten.
Die schiere Masse an online-Läden ist Schuld?
Da Verträge mit nur 3 online-Händlern bereits der große Erfolg sind, scheint es wohl weniger die Anzahl als vielmehr die Marktmacht der globalen Riesen zu sein....
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.