EU-Staaten fordern Ende der Steuertricks von Amazon & Co.

Veröffentlicht: 12.09.2017 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 12.09.2017

Der Streit um Steuern ist ein ewiges Thema – besonders mit Blick auf die großen US-Konzerne, die immer wieder Möglichkeiten finden, Steuern zu sparen. Die Staaten der EU zeigen sich ungehalten und am Ende ihrer Geduld.

EU-Flagge vor Gebäude im Wind
© symbiot – shutterstock.com

Großen US-Konzernen wie Amazon, Google oder Apple wird seit Jahren vorgeworfen, dass sie mithilfe bestimmter Tricks immer wieder Steuern sparen. Europäischen Staaten entgehen auf diesem Weg regelmäßig viele Millionen Euro, die die Unternehmen eigentlich – nach Meinung vieler EU-Staaten – in den entsprechenden Ländern abführen sollten, in denen sie auch Gewerbe treiben.

Um die Steuertricks der Big-Player endgültig zu stoppen, haben sich einige Staaten nun an die EU-Kommission gewandt. In einem Brief fordern sie mehr Gerechtigkeit und Änderungen in der aktuellen Steuerpraxis. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble stellt sich hinter die Forderungen.

Konzerne suchen sich Länder mit niedrigen Steuersätzen

Wie Wired berichtet, zeigten sich die Bundesfinanzminister aus Italien und Frankreich, Spanien sowie Deutschland unbeirrt ob der Macht der Konzerne: „Wir sollten nicht länger hinnehmen, dass diese Unternehmen Geschäfte in Europa machen“, zitiert das Branchenportal mit Verweis auf Reuters. Jedenfalls nicht, wenn diese Unternehmen lediglich „ein Minimum an Steuern an den Fiskus zahlen.“

Härtere Steuerregeln gegen die großen, international tätigen Konzerne können – und müssen – helfen, die Abgaben durchzusetzen. Aktuell zahlen Amazon & Co. zumeist nur in jenen Ländern Steuern, in denen ihre europäische Zweigstelle verortet sei. „Diese Zweigstellen buchen ihren Gewinn etwa in Irland ab, wo ein besonders niedriger Steuersatz herrscht. Die Folge: Eine Milliarden-Ersparnis für Multinationals, ein riesiger Verlust für die Staaten der EU“, schreibt Wired weiter.

„Ausgleichssteuer“ soll Gerechtigkeit bringen

Die gängige Praxis soll jedoch aufgebrochen und durch eine neue Regelung ersetzt werden: Die Bundesfinanzminister der entsprechenden EU-Staaten fordern, dass künftig auch dort Steuern eingetrieben werden können, wo Umsätze generiert werden. Eine Art „Ausgleichssteuer“ soll dies möglich machen. Dies sei zwar aktuell nicht die Norm und eher ungewöhnlich, doch die Entwicklung der Branche mache eine solche Regelung nach Intension der EU-Staaten erforderlich.

Laut Financial Times heiße die Europäische Kommission das Bestreben der Staaten willkommen. „Man müsse jetzt eine gemeinsame Position finden, die den einheitlichen Markt in Europa schützen könne“, heißt es.

Kommentare  

#4 KP 2017-09-12 18:54
Ich kann mich den Ausführungen von MB nur anschließen, was Amazon, Paypal und Co. betrifft. Die nahezu unkontrollierte , da nicht so offensichtliche Ausbeutung und Verdrängung ist inzwischen unerträglich und für kleine Händler nicht mehr auszuhalten. Es ist 5 nach 12 und es müssen endlich Regelungen her, die monopolartige, krakenhafte Ausbreitung gewisser Konzerne eindämmt. Dazu gehört auch die Trennung von Marktplatz und eigener Verkaufsplattfo rm um Interessenkonfl ikte zu vermeiden. Amazon hält sich in keinster Weise an zB. ein Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb und berechnet Provisionen auf die Bruttoverkaufsp reise um die UST dann zu 0 zu erklären und sie in LU nicht abzuführen. ES IST GENUG! Bitte nun schnell einen Riegel vorschieben!
Zitieren
#3 MB 2017-09-12 14:33
...wir sollten nicht länger hinnehmen... sind diese Leute sich heute einig! Warum haben sie es denn bislang hingenommen, statt ihren Job zu machen und einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen? Diese Frage muß diskutiert werden. Da wird erst der Karren in den Dreck gefahren und dann verkauft man sich als Lösung für das selbst produzierte Problem.

Händler, die Waren in andere EU-Staaten verkaufen, müssen ab geringen Freigrenzen Umsatzsteueranm eldungen in den anderen Staaten abgeben (wir haben ja schließlich "Freihandel" in der so tollen EU).
Amazon kassiert in D Milliarden Euro Provisionen von SellerCentral-H ändlern und "versteuert" in Luxemburg - somit auch ohne UST für den deutschen Fiskus.
Was ist eigentlich so schwierig daran, für Dienstleistunge n die selben Regeln zugrundezulegen wie für Warengeschäfte?
Damit hätte Amazon zumindest mal UST in D bezahlt.
Tritt ein ausländischer Künstler in D auf, muss er den Gewinn hier versteuern - warum wird so nicht längst auch mit Amazon & Co verfahren?

Bei Kreditkartenzah lungen hat man erst vor kurzem gesetzgeberisch eine Deckelung der Gebühren durchgeführt.
PayPal kassiert bei Fremdwährungsza hlungen insgesamt fast 7% - ein vielfaches dieser Grenze. Die Politik kümmert´s nicht.

Warum ist das wohl so?

Die Anwort kennen vermutlich die Herren Jean-Claude Juncker und Martin Schulz, die das Steuerdumping mitgestaltet (Juncker) und gedeckt (Schulz) haben.
Daß Herr Schulz heute von Steuergerechtig keit faselt, ist nur schwer zu ertragen.

Diese Herren sind mit für die mittlerweile monopolähnliche Stellung Amazons und die damit verbundene massive Wettbewerbsverz errung im Onlinehandel verantwortlich. Damit auch für die zahlreichen Geschäftsaufgab en kleiner Händler, die im Würgegriff von Amazon und deutschem Fiskus nicht mehr überlebensfähig sind.
Zitieren
#2 Frage-Mann 2017-09-12 13:54
Ich fordere das Ende der Ausbeutung von Händlern!
Zitieren
#1 Dieter Klaucke 2017-09-12 08:35
Wir brauchen endlich EU weite einheitliche Steuersätze. Es kann nicht sein in einer " Gemeinschaft" das ist doch die EU, das es EU Länder wie Luxemburg und Irland gibt mit mini Steuersätzen und damit auch noch Internationale Konzerne anlockt. Das ist asozial und nicht im Sinne einer Gemeinschaft. Das ist auch eine völlige Wettbewerbsverz errung. Große Internationale Konzerne können deshalb auch Ihre Produkte billiger anbieten, als das gleiche Produkt bei einem z.B. deutschen Unternehmer, der hier sitzt und in Deutschland versteuert. Das führt langfristig zur Zerstörung von nationalen Märkten. Wir haben ein Steuerfluchtpro blem. Steuer müssen dort gezahlt werden, wo der Umsatz stattgefunden hat. Umsatzsteuer müssen ja schon lange ab einem bestimmten Umsatz innerhalb der EU in dem Land gezahlt werden , wo der Käufer wohnt, und nicht das Unternehmen seinen Firmensitz hat. Als Kleinunternehme n muss ich das auch und kann meine Gewinne nicht ins Ausland verlagern. Dazu ist aber ein völlig neues Steuerrecht nötig und auch ein anderes Internationales Unternehmerrecht.
Briefkastenfírmen in EU Ländern wie Malta und andere Formen der Steuerminimieru ng und künstlich arm rechnen muss beendet werden.
Dann werden aber Länder wie Malta verarmen und Luxemburg das auch Hoch verschuldet ist, wird nur 3 Möglichkeiten haben, Staatspleite oder EU Hilfen, wie Griechenland oder den Staat Luxemburg vereinigen mit einem großen Nachbar.
Und das Irland, das mal Milliarden Hilfen von der EU bekommen hat , um eine Staatspleite zu verhindern, sich derartig dreist verhält und mit seinen mini Steuersätzen andere EU Ländern auch noch austrickst ist alles andere als Gerecht.
Zitieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.