Geplante US-Expansion: JD will Alibaba und Amazon angreifen

Veröffentlicht: 30.01.2018 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 30.01.2018

Bald wird es wohl einen neuen großen Player auf dem US-Markt geben: Der chinesische Konzern JD.com plant, in die USA zu expandieren. Damit will das Unternehmen Alibaba und Amazon unter Druck setzen. Die Expansion soll in der zweiten Jahreshälfte 2018 durchgeführt werden.

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JD.com will in der zweiten Jahreshälfte 2018 in die USA expandieren. Wie Internet Retailer berichtet, plant der chinesische Konzern, sich an der Westküste der Staaten niederzulassen. Dabei habe JD.com offenbar Los Angeles im Blick. Die Westküste der USA sei aufgrund ihrer geografischen Nähe zu China interessant, heißt es weiter. Durch die Expansion wolle JD seinen Konkurrenten Alibaba übertrumpfen und Amazon in seinem Heimatmarkt deutlich unter Druck setzen.

Um die Expansion umsetzen zu können, muss JD allerdings zunächst eine Logistikkette aufbauen. Dafür suche der Konzern derzeit Kapital und soll sich in Abschlussgesprächen befinden, um 15 Prozent seines Logistik-Arms an Tencent und andere Investoren zu veräußern. Die Transaktion soll bereits Mitte nächsten Monats durchgeführt werden, habe JD-Gründer Richard Liu in einem Interview erklärt. Tencent erhalte demnach ein Drittel der veräußerten Anteile.

„Wir werden investieren, bis wir unser Ziel erreicht haben“

„Die Regel bei JD lautet, dass wir niemals am Geld sparen, wenn wir uns für etwas entschieden haben“, habe Liu im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos erklärt. JD soll die Hälfte seines Umsatzes innerhalb der nächsten zehn Jahre außerhalb Chinas erwirtschaften. „Wir werden investieren, bis wir unser Ziel erreicht haben“, so Liu weiter. Damit will der Gründer auch seinen Rivalen Alibaba abhängen.

Denn der Konzern von Jack Ma wagt zwar immer wieder Vorstöße in Märkte außerhalb Chinas, doch so ganz wagt man sich noch nicht aus China heraus. Zuletzt wurde verkündet, dass Alibabas Payment-Tochter Alipay nach Davos expandieren wird. Die beiden Marktplätze Taobao und Tmall lassen derartige Bestrebungen bislang allerdings noch nicht erkennen – sie werden sogar eher noch ausgebremst. Taobao wurde erst kürzlich wieder auf die schwarze Liste in den USA gesetzt (wir berichteten).

Walmart könnte JD.com unterstützen

JD.com könnte in den USA ohnehin Schützenhilfe erhalten: Walmart ist an dem chinesischen Konzern beteiligt. Internet Retailer glaubt, dass der US-Konzern deshalb Unterstützung in Sachen Logistik bieten könne. Unwahrscheinlich ist das nicht: JD könnte Amazon unter Druck setzen und Walmart wiederum wurde von Amazon deutlich abgehängt und rennt dem Unternehmen seither hinterher.

Wie erfolgreich JD bei seinem Vorhaben, in zehn Jahren die Hälfte seines Umsatzes im Ausland machen zu wollen, sein wird, bleibt aber noch abzuwarten. Kirk Boodry, Analyst bei New Street Research, würde ein solches Ergebnis als „überraschende Leistung“ bezeichnen. Es sei fraglich, ob JD bedeutende Marktanteile in Länder gewinnen könne, in denen die Konkurrenz bereits fest etabliert ist. Internet Retailer bezeichnet die Expansion in die USA als „bisher riskantestes Unterfangen“. JD war bereits im südostasiatischen Raum expandiert, aber dort gab es keine nennenswerte Konkurrenz für das Unternehmen.

Über den Autor

Michael Pohlgeers
Michael Pohlgeers Experte für: Marktplätze

Micha gehört zu den „alten Hasen“ in der Redaktion und ist seit 2013 Teil der E-Commerce-Welt. Als stellvertretender Chefredakteur hat er die Themenauswahl mit auf dem Tisch, schreibt aber auch selbst mit Vorliebe zu zahlreichen neuen Entwicklungen in der Branche. Zudem gehört er zu den Stammgästen in unseren Multimedia-Formaten, dem OHN Podcast und unseren YouTube-Videos.

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