China: Online-Zensurmaßnahmen für die Bibel

Veröffentlicht: 06.04.2018 | Geschrieben von: Anna Chumachenko | Letzte Aktualisierung: 06.04.2018

Laut mehreren Medienberichten befürchten katholische Gruppen eine harte Internetzensur und Überarbeitung der Heiligen Schrift.

Bibel mit Rosenkranz
© Ryan_hoel / Shutterstock.com

Seit Jahren zählt die Bibel in China, dem größten Bibelproduzenten der Welt, zum Bestseller. In der Volksrepublik durfte die Bibel bisher aber nur von legitimierten Kirchen verkauft werden. Trotz strenger Regelungen wurde es jedoch weiterhin erfolgreich auf Online-Plattformen vertrieben. Mehrere Medien melden aber, dass damit angeblich Schluss sein könnte. Wie religion.ORF auf Berufung der Online-Nachrichtenseite Quartz berichtet, hätten Nutzer auf Plattformen wie Amazon China oder JD.com bei der Bibelsuche keine passenden Produkte mehr finden können. Einige Händler wären demnach sogar dazu gedrängt worden, den Online-Bibel-Verkauf einzustellen. Wie ucanews schreibt, sei das Schlagwort „Bibel“ auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo innerhalb von nur einem Tag von einem massiven Anstieg auf Null gefallen.

Christentum soll nach chinesischem Stil neu interpretiert werden

Ein möglicher Zusammenhang könnte mit den Ende März veröffentlichten „Prinzipien zur Förderung des chinesischen Christentums in China für die kommenden fünf Jahre” bestehen, wie in katholisch.de berichtet wird. Die chinesische Religionsbehörde hätte sich zum Ziel gesetzt, ein Christentum „nach chinesischem Stil“ aufzubauen. Ferner kündige das Dokument eine staatlich geförderte Überarbeitung samt Neuinterpretationen- und Übersetzungen der Bibel an.

Laut ucanews wären katholische Gruppen darüber besonders besorgt, dass Peking seine harte Internetzensur direkt in die Welt der religiösen Literatur einbringen will. So hätte die chinesische Regierung schon seit einiger Zeit religiöse Inhalte auf Websites überprüft und regelmäßig Konten von Personen oder Gruppen gelöscht, die religiöse Nachrichten auf Social-Media-Plattformen veröffentlicht haben.

Verhandlungen mit dem Vatikan

Ein zweiter möglicher Grund könnte sich in den aktuell laufenden Verhandlungen zwischen China und dem Vatikan verbergen. Hier soll die Frage der Bischofsernennung und ob dies eine Hoheitsaufgabe des Staates oder des Papstes ist geklärt werden. Dass der Koran weiterhin auf den meisten Online-Plattformen verfügbar war, könnte ein kleiner Hinweis darauf sein.

Kritik von Amnesty International

In dem Bericht von ucanews wird William Nee von Amnesty International zitiert, der dieses Vorgehen stark kritisiert: „Für eine Regierung, die erst gestern behauptet hat, die Religionsfreiheit zu unterstützen, ist es lächerlich, dass das zentrale Buch einer großen Weltreligion - die Bibel - nicht auf den großen chinesischen E-Commerce-Plattformen zu finden ist“, so Nee. Der AI-Mitarbeiter bezieht sich auf die neuliche Veröffentlichung des Weißbuches über Chinas Politik und Religionsfreiheit, wo laut katholisch.de als Ziel die Herstellung „religiöser und gesellschaftlicher Harmonie“ genannt wird, wobei die Religionen sich jedoch zuerst der sozialistischen Gesellschaft anpassen müssten.

 

Kommentare  

#1 Heidemann 2018-04-09 12:15
oooch die armen Chinesen !!!
jetzt entgeht Ihnen schon die Staatspropagand a der Deutschen ÖR-Medien im Internet ,und nun nimmt man Ihnen auch noch das dazu passende Buch weg !
wo wären wir ohne Religionen ? - bei 20 Milliarden Erdbewohnern ?
also ich wäre in China auch dafür - die Bibel nur im Pack mit dem Kommunistischen Manifest zu verkaufen - vielleicht noch ein Paar Sprüche von Mao dazu - beim wechselseitigen rezitieren - fällt den meisten dann vielleicht auf - wo das bessere für die Menschheit drin steht ???
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