Amazon reagiert auf Erpressungsvorwürfe: Strategie „im Namen der Kunden“

Veröffentlicht: 28.05.2014 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 28.05.2014

Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass Amazon mehr Informationen preisgibt als erforderlich. Üblicherweise hüllt sich das Unternehmen im Zuge interner Entwicklungen in eisiges Schweigen: „Wir reden nur, wenn wir etwas zu sagen haben“, statuierte Jeff Bezos erst kürzlich in der Hauptversammlung seiner Firma. Nun jedoch hat sich Amazon doch zu Wort gemeldet – lässt dabei jedoch alle Hoffnungen auf ein baldiges Ende im Konditionen-Streit verpuffen.

Amazon weiter im Streit um Konditionen

(Bildquelle Fäuste: Aekkaphob via Shutterstock)

Der Konditionen-Konflikt zwischen Amazon und diversen Verlagen geht in eine neue Runde. In den vergangenen Tagen und Wochen hatte der US-Riese seiner aggressiven Geschäftspolitik alle Ehre gemacht: Um den Verlag Hachette unter Druck zu setzen und höhere Rabatte im E-Book-Geschäft herauszuschlagen, soll Amazon unter anderem für teils lange Lieferverzögerungen beim Verkauf bestimmter Bücher gesorgt haben. Andere Verlagsprodukte seien gar nicht mehr vorbestellbar: Wie wir bereits berichteten, gehört der neue, noch unveröffentlichte Krimi der Harry Potter-Autorin J.K. Rowling zu den prominentesten Beispielen.

Amazon verweist auf gängige Praxis und externe Anbieter

Nun hat Amazon auf die öffentliche Debatte und die Kritik vonseiten der Autoren und Verlage reagiert: Ohne Reue und in fester Absicht, die eigenen Strategien weiter zu verfolgen, präsentiert sich Amazon in einem öffentlichen Blogpost. Darin heißt es: „Trotz intensiver Arbeit waren wir nicht in der Lage, eine für beide Seiten annehmbare Vereinbarung der Konditionen zu erreichen. […] Obwohl wir hoffen und hart daran arbeiten, schnellstmöglich eine Lösung zu finden, sind wir nicht optimistisch, dass dies bald erreicht werden kann.“

Zwar spricht Amazon den vermeintlichen Erpressungsversuch des Verlages nicht direkt an, doch geht das Unternehmen auf die langen Lieferzeiten und den fehlenden Vorrat der Hachette-Bücher ein. Hierbei verweist der Konzern auf branchenübliche Prozesse: Es sei jedem Händler selbst überlassen, ob er bestimmte Waren in großen Stapeln auf Lager hat, sie in kleinerer Menge „hinter dem Tresen“ lagert oder gar nicht vorrätig hat. Dies sei völlig normal in der Welt des Handels.

Die „Anstrengungen“, die Amazon unternommen hat, um seine eigenen Ziele durchzusetzen (und die von Brancheninsidern und Betroffenen hart kritisiert wurden), verteidigt das Unternehmen mit Bezug auf seine Kunden: „Wenn wir mit Lieferanten verhandeln, tun wir dies im Namen der Kunden. Verhandlungen um akzeptable Bedingungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Geschäftspraxis“. Diese sei laut eigenen Aussagen unter anderem notwendig, um den Service für Kunden sowohl mittel- als auch langfristig auf hohem Niveau zu halten.

Das Selbstbewusstsein von Amazon reicht so weit, dass das Unternehmen sogar auf externe Anbieter verweist, welche die betroffenen Bücher ebenfalls im Angebot haben und bei denen die Kunden auch bestellen könnten.

Offenbar hat der Konzern keinerlei Bedenken um seinen Ruf bzw. durch die bestehende Kritik einen Schaden davonzutragen.

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