Yannick Decaumont: „2017 wird sich die Art und Weise ändern, wie wir online einkaufen und bezahlen.“

Veröffentlicht: 25.01.2017 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 25.01.2017

Welche technischen Neuerungen wird es in diesem Jahr geben? Welche Trends dürfen Online-Händler nicht verpassen? Wir haben mit Yannick Decaumont, Managing Director beim Payment-Anbieter Paymill, über das gesprochen, was uns im Jahr 2017 erwartet. 

Yannick Decaumont

Yannick Decaumont, Managing Director Paymill (Foto: Paymill)

OnlinehändlerNews: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Trends, die im kommenden Jahr für den Handel wichtig werden?

Yannick Decaumont: Einer der wichtigsten Trends 2017 ist der stetige Anstieg von M-Commerce Interaktionen. Die steigende Nutzung von mobilen Endgeräten ist schon 2016 ein großes Thema gewesen und wird sich im kommenden Jahr noch weiter zuspitzen. E-Retailer müssen daher ihre M-Commerce Performance auf Vordermann bringen, lediglich eine auf dem Smartphone funktionierende Website reicht nicht aus, um die Erwartungen der Kunden zu erfüllen. Um am Zahn der Zeit zu bleiben und die Kunden nicht an Wettbewerber zu verlieren, müssen E-Retailer 2017 in den Ausbau von M-Commerce investieren.

Eng mit der M-Commerce Performance verbunden, ist auch der Trend die User-Experience von Produkten zu verbessern. Startups machen es vor: Sie entwickeln ihre Innovationen am Kunden orientiert. Produkte mit hoher User-Experience sind der Hauptfaktor für ihren Erfolg. Auch etablierte Unternehmen müssen verstehen, dass der Kunden und seine Erwartungen im Zentrum aller Unternehmungen stehen sollte. E-Retailer sollten daher sowohl ihren E- als auch M-Commerce Auftritt auf User-Experience prüfen.

Ein weiterer Trend zeigt sich im Paymentbereich durch das Aufkommen der Blockchain Technologie. Ihr Einsatz ermöglicht eine noch sicherere Abwicklung von Transaktionen. Zudem können Zahlungen ohne Probleme über Ländergrenzen hinweg und in Echtzeit getätigt werden. Je nachdem wie schnell der Ausbau dieser Technologie fortschreitet, wird dieser Trend noch über einige Jahre hinweg bestehen. Die Blockchain scheint jedoch zuversichtlich, es lohnt sich früh auf den Zug aufzuspringen.

Dinge wie Big Data, Same-Day-Delivery oder auch schon die Umsetzung eines gut funktionierenden Mobile-Commerce sind vor allem für kleine Händler mit einem enormen Aufwand verbunden und kaum umsetzbar. Geraten sie dadurch ins Hintertreffen?

Natürlich haben die Big Players leichteren Zugang zu diesen Informationen beziehungsweise Trends als kleinere Unternehmen. Nicht nur der Zugang auch die Interpretation und der Nutzen dieser Daten können herausfordernd für kleinere Organisationen sein. Gesetzt den Fall, ein Unternehmen hat die Daten identifiziert, die es nutzen und analysieren will, so sind auch Open Source Tools verfügbar, mit denen Daten strukturiert werden können. Man könnten sogar darüber nachdenken, dass sich kleinere Händler mit Big Data-Unternehmen zusammenschließen, um Daten zu sammeln (natürlich unter Berücksichtigung des Datenschutzes), diese weiterzuverkaufen und dadurch weiteren Nutzen aus ihnen zu ziehen.

Same-Day-Delivery richtet sich tatsächlich nur an die Big Player, da es hierfür eine gewaltige Infrastruktur im Hintergrund benötigt. M-Commerce schließlich bleibt für alle verfügbar – dank Responsive Webdesign. Eine App zu entwickeln, in der alle benötigten Optionen integriert sind, wird immer wichtiger, da der Umgang mit Smartphones und Tablets sich fortschreitend im Tagesgeschäft durchsetzt.

Was ist Ihrer Meinung nach der ausgefallenste Trend, der sich im Jahr 2017 im Markt etablieren wird?

Der ausgefallenste Trend, den wir in 2017 feststellen werden, ist die Art und Weise, wie wir online einkaufen und bezahlen. Mit den zunehmenden Alternativen an Zahlmethoden und weiteren sicheren Lösungen wie die Blockchain können wir Veränderungen bei Zahlungen per Nachnahme beobachten. Auf Rechnung zu zahlen ist in deutschen und schweizer Märkten immer noch üblich, diese Prozesse konnten bisher noch nicht mit der Hilfe von Geolokalisierung oder durch eine App digitalisiert werden.

Werden sich bereits bekannte Technologien im kommenden Jahr nur weiterentwickeln oder rechnen Sie mit neuen disruptiven Technologien am Markt, die für neue Kundenerwartungen sorgen werden?

Ich gehe davon aus, dass sich Technologien kontinuierlich weiterentwickeln werden und natürlich werden sie weiterhin die Märkte und unseren Lifestyle disruptiv durchdringen. Das neueste Beispiel dafür ist natürlich künstliche Intelligenz und wie diese zukünftig unsere Gesellschaft und Wirtschaft formen wird. Zum Beispiel können wir mit Sprachassistenten wie Siri, Cortana oder Alexa über Sprachbefehle online einkaufen. Ich denke, es braucht nicht mehr als das, um neue Erwartungen auf Seite der Kunden zu wecken.

Wie wichtig sind große Player wie Amazon und Ebay bei der Etablierung von Trends im Markt?

Big Player spielen eine große Rolle bei der Integration von neuen Technologien und der Umsetzung von Trends in ihrem Unternehmen. Sie fungieren als Beschleuniger und verschaffen Glaubwürdigkeit, damit die Veränderungen von der Gesellschaft akzeptiert werden. Amazon hat den Markt in letzter Zeit überdurchschnittlich in diesem Bereich weiterentwickelt. Dies zeigt z.B. der Wettbewerb mit Netflix und die Eröffnung von Shops ohne Kassen unter Amazon Go. Aber die Innovation wird auch zukünftig von Startups und Unternehmen mit größerer Flexibilität vorangetrieben werden, da diese mehr Spielraum zum Ausprobieren haben und so die Branche disruptiv aufmischen können. Oft werden diese jungen Unternehmen von größeren als ein Art Beta Test gegründet, der dann weiterentwickelt werden und wachsen soll.

 

Über Yannick Decaumont

Yannick Decaumont ist Managing Director des Münchner Startups PAYMILL und verfügt über langjährige Erfahrung im Finanzdienstleistungssektor. Zuvor arbeitete er beim Schweizer Unternehmen Klik&Pay sowie dem globalen Finanzinstitut UBS.

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